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Würzburg
Festung künftig nur noch einseitig beleuchtet: Würzburg will bei Beleuchtung seiner Wahrzeichen Energie und Aufwand sparen
Der Stadtrat hat beschlossen, die Beleuchtung der Festung auf energiesparende LED-Lampen umzurüsten. Warum vorerst nur die Frontfassade nachts in Szene gesetzt wird.
Die Festung bei Nacht: Künftig wird nur noch die Frontfassade des Wahrzeichens beleuchtet. 
Foto: Silvia Gralla | Die Festung bei Nacht: Künftig wird nur noch die Frontfassade des Wahrzeichens beleuchtet. 
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Nach der Umstellung der Würzburger Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen sind die historischen Wahrzeichen dran: Der Stadtrat hat beschlossen, die Festung Marienberg mit der energiesparenden Technik nachts in Szene zu setzen. Diskussionsbedarf gab es allerdings darüber, welche Teile der Festung künftig angestrahlt werden sollen.

Bisher wird die Festung mit 53 veralteten Scheinwerfern angestrahlt, von denen aktuell bereits 25 und damit fast die Hälfte ausgefallen sind. Zwar ist der Freistaat Eigentümer der Festung, aufgrund "alter Verträge", wie Stadtkämmerer Robert Scheller erläuterte, seien in Bayern aber die Kommunen für die Beleuchtung historischer Gebäude und Wahrzeichen zuständig. Daran werde sich auch nichts ändern, berichtete Scheller: Mit einer entsprechenden Anfrage habe man bei der Schlösser- und Seenverwaltung "auf Granit gebissen".

Jedes Jahr werden rund 21.000 Kilowattstunden Strom eingespart

300.000 Euro wird es im ersten Schritt kosten, die bestehenden Scheinwerfer abzubauen und durch eine energiesparende LED-Beleuchtung zu ersetzen. Damit werden jedes Jahr rund 21.000 Kilowattstunden Strom eingespart: "Wir senken Unterhaltskosten, Energieverbrauch und CO2-Ausstoß, verringern die Lichtverschmutzung und tragen zum Insektenschutz bei", zählte Scheller die Vorteile auf.

Die Erneuerung lohnt sich aus einem weiteren Grund: Wenn die Festung an bestimmten Tagen symbolträchtig in verschiedenen Farben angestrahlt wird, müssen bisher entsprechende Folien per Hand an den Scheinwerfern angebracht und hinterher wieder entfernt werden. Künftig kann die Farbe der Beleuchtung ganz einfach an einem Tablet ausgewählt und gesteuert werden.

Umstellung bei weiteren Wahrzeichen in den kommenden Jahren

Angesichts der angespannten Haushaltslage hatte die Verwaltung vorgeschlagen, die beleuchtete Fläche um zwei Drittel zu reduzieren und zunächst nur noch die Frontfassade der Festung nachts anzustrahlen. Diese Alternative lässt sich derzeit durch Mehreinnahmen bei Grundstücksverkäufen bezahlen. Drei weitere Ausbaustufen, die bis zu 250.000 Euro mehr kosten, können laut Scheller derzeit nicht finanziert werden. Eine Nachrüstung sei bei besserer Haushaltslage aber jederzeit möglich.

In den kommenden Jahren muss außerdem die Umstellung auf LED-Beleuchtung bei vier weiteren Wahrzeichen finanziert werden. Bei Käppele, Marienkapelle, Kiliansdom und Residenz kalkuliert die Kämmerei dafür Investitionskosten von insgesamt 258.000 Euro bei einer Einsparung von rund 42.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr.

Kleine Lösung sorgte für Widerspruch von Seiten der CSU-Fraktion

Die vorgeschlagene kleine Lösung für die Festung sorgte für Widerspruch von Seiten der CSU-Fraktion. Die Festung sei als weithin sichtbares Wahrzeichen von unschätzbarem Wert für Würzburg: "Daher ist es besonders wichtig, sie ordentlich auszuleuchten. Das ist die günstigste Werbemaßnahme, die wir machen können", betonte der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth. Als die Beleuchtung der Sehenswürdigkeiten im vergangenen Jahr abgeschaltet wurde, um Energie zu sparen, habe vielen Bürgern der gewohnte Anblick gefehlt.

"Die Festung ist Würzburgs Herzstück und Markenzeichen. Wenn sie nur noch prekär angestrahlt wird, ist das weniger attraktiv", fügte CSU-Stadträtin Rena Schimmer hinzu. Ihre Fraktionskollegin Sonja Buchberger, die in der Zellerau und damit auf einer künftig nicht beleuchteten Seite der Festung wohnt, sprach gar von einem Armutszeugnis: "Ich bin damit aufgewachsen, es würde ein Stück Heimat fehlen."

Matthias Pilz (Grüne) sprach sich wie Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) und einige andere Stadtratsmitglieder dafür aus, den Verwaltungsvorschlag umzusetzen. "Man wird erleben, ob das akzeptabel ist oder ob den Würzburgerinnen und Würzburgern etwas fehlt", so Pilz. Der Antrag der CSU-Fraktion, 170.000 Euro mehr auszugeben, um weiterhin die gesamte Festung anzustrahlen und nur auf die Beleuchtung des Maschikuli-Turms zu verzichten, wurde vom Stadtrat abgelehnt, die kleine Lösung mit Mehrheit beschlossen.

 
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Kommentare
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  • Florian Evenbye
    Auf eine Beleuchtung von Sehenswürdigkeiten möchte ich nicht verzichten. Sie machen das Leben in einer Stadt angenehm. Gerade wenn man zu den Menschen gehört, die nicht schon um 22 Uhr zu Hause sind oder von zu Hause einen entsprechenden Ausblick haben.
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  • Klaus B. Fiederling
    man müsste mal wissen, wieviel man sparen kann, wenn man die Festung nur einseitig beleuchtet. Ab 22.30 - 05.00 könnte man die Beleuchtung an allen Sehenswürdigkeiten
    im Winter ausschalten, das würde eine Menge Stromkosten sparen. Ich laufe auch nicht mehr ab 22.30 im Regelfall draußen rum, im Sommer ist es ja eh bis 22.00 hell, da erübrigt sich eine Festbeleuchtung mit viel Energiekosten.
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  • Michaela Fuoß
    Mir gefiel die Dunkelheit im letzten Jahr. Es hatte etwas mystisches. Muss die Festung denn jeden Tag beleuchtet werden? Die anderen Wahrzeichen müsste man wegen mir gar nicht anstrahlen. Das Geld wäre wo anders doch besser investiert.
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  • Detlef Erhard
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