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Würzburg
LED-Umrüstung: Würzburger Grünen- Stadtratsfraktion kämpft vergeblich für wärmeres Licht in der Stadt
Warum 5500 Straßenlampen im kommenden Jahr auf LED-Leuchten mit einer Farbtemperatur von 3000 Kelvin umgestellt werden.
Blick auf die Beleuchtung in der Domstraße in Würzburg. Seit 2014 ist die Stadt dabei, die Glühbirnen in den Straßenlaternen gegen energiesparende LED-Technik auszutauschen.
Foto: Daniel Peter | Blick auf die Beleuchtung in der Domstraße in Würzburg. Seit 2014 ist die Stadt dabei, die Glühbirnen in den Straßenlaternen gegen energiesparende LED-Technik auszutauschen.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:33 Uhr

3000 oder 2700 Kelvin? Um diese Frage ging es im Würzburger Stadtrat vor der Entscheidung über die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technologie. Die Fraktion der Grünen wollte erreichen, dass die eingesetzten Leuchtmittel eine Farbtemperatur von maximal 2700 Kelvin haben dürfen, um den Blauanteil des LED-Lichts deutlich zu reduzieren. Sie wurde vom Rest des Stadtrats überstimmt, so dass bis zum kommenden Sommer rund 5.500 neue LED-Leuchten mit einer Farbtemperatur von 3000 Kelvin in Würzburg zum Einsatz kommen werden.

Gut 10.000 Leuchten wurden in den vergangenen acht Jahren bereits umgestellt, anfänglich auf LED-Lampen mit 4000 Kelvin, die ein kaltweißes Licht mit hohem Blauanteil haben. Mittlerweile ist der bundesweite Standard warmweißes 3000-Kelvin-Licht, das auch in Würzburg seit der zweiten Phase der Umrüstung zum Einsatz kommt. Jetzt nimmt die Stadt rund drei Millionen Euro in die Hand, um kurzfristig die restliche Straßenbeleuchtung auf LED umzurüsten – mit Ausnahme von rund 700 Lampen, die noch mit Gas betrieben werden oder in Tunnels hängen.

Grüne versuchten erfolglos, die Stadträte von ihrem Wunsch zu überzeugen

Dadurch sollen angesichts steigender Stromkosten pro Jahr mindestens 720.000 Euro und außerdem rund 1100 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. Beim Einsatz von LED-Leuchten mit einer Farbtemperatur von 2700 Kelvin würden sich die Investitionskosten laut Kämmerer Robert Scheller auf 3,3 bis 3,6 Millionen Euro erhöhen und das Einsparpotenzial gleichzeitig sinken. Scheller plädierte im Stadtrat daher wie Oberbürgermeister Christian Schuchardt dafür, dem einstimmigen Votum des Hauptausschusses zu folgen und der Umrüstung wie geplant zuzustimmen.

Insgesamt sechs Stadträtinnen und Stadträte der Grünen legten sich mächtig ins Zeug, um das Gremium von ihrem Wunsch zu überzeugen. Der kleine Schritt von 3000 auf 2700 Kelvin "wäre ein großer Gewinn für die Gesundheit der Menschen und den Artenschutz", betonte Simone Haberer. Ihr Fraktionskollege Patrick Friedl wies unter anderem darauf hin, dass auch die bisher hauptsächlich verwendeten Natriumdampfdrucklampen eine Farbtemperatur von 2700 Kelvin oder darunter haben.

Straßenbeleuchtung dient nicht der Aufenthaltsqualität

Sandra Vorlova erläuterte die Auswirkungen eines zu hohen Blauanteils im Licht auf den menschlichen Körper – zum Beispiel Schlafstörungen können die Folge sein. "Wir sollten mit ebenso viel Sensibilität wie beim Denkmalschutz an das Thema herangehen und nicht nur auf die Kosten schauen", betonte die Grünen-Fraktionschefin.

Der Rest des Stadtrats beteiligte sich nicht an der Diskussion und folgte bei der Abstimmung der Auffassung des OB: "Die Straßenbeleuchtung dient nicht der Aufenthaltsqualität, sondern der Sicherheit unserer Verkehrswege" sagte Schuchardt. Laut Artikel 51 des Bayerischen Straßen- und Wegegesetzes sind die Kommunen zur Aufrecherhaltung von Sicherheit und Ordnung verpflichtet, "innerhalb der geschlossenen Ortslage nach ihrer Leistungsfähigkeit die öffentlichen Straßen zu beleuchten".

 
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  • F. E.
    ein Geschenk für die Leuchtmittel- und LaternenIndustrie zu Lasten von Mensch, Umwelt und Aufenthaltsqualität. Argument des OB: Als ob die Stadt nur für den Straßenverkehr da wäre ... die autogerechte Stadt lebt also weiter. Ich wußte nicht, dass es bisher gefährlich dunkel in der Stadt für den Straßenverkehr gewesen sein soll. Gruselig diese provinzielle Entscheidung!
    Andere Städte machen sich erst Mal Gedanken bevor sie handeln, z.B.
    https://www.stadt-zuerich.ch/ted/de/index/taz/erhalten/plan-lumiere.html
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  • U. F.
    Wieso kostet der Austausch für 5.500 Lampen 3.000.000 €? Das sind 545 € pro Lampe
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  • G. K.
    Erscheint Ihnen das jetzt zu hoch oder zu niedrig?

    Ich halte das für realistisch – wir reden hier ja nicht von irgendwelchen Leuchtmitteln vom Grabbeltisch im Supermarkt …

    Und je nachdem, was vorher in der Lampe drin war, muss die Lampe elektrisch „umgerüstet“ werden … in vielen Fällen wird vermutlich nicht nur das Leuchtmittel getauscht (Vorschaltgeräte etc).

    Dazu der Aufwand für den Austausch an sich …

    In bestimmten Fällen muss man sogar über einen verbesserten Blitzschutz nachdenken … denn die LED-Technik ist in der Regel deutlich empfindlicher, was Spannungsspitzen angeht …

    Ist also im Detail alles nicht so einfach, wie man sich das als Laie gerne mal vorstellt. Altes Leuchtmittel rausdrehen und neues Leuchtmittel reindrehen – so einfach ist es dann wahrscheinlich doch nicht (immer) …
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  • D. K.
    Zum einen sind das normalerweise nicht die E27 23 Watt aus dem Baumarkt,
    zum anderen muss da auch jemand hochklettern und jemand die Leiter halten, und wenn man es mit einem Steiger macht geht es zwar schneller, kostet aber auch Geld.

    Wir wollen doch die Arbeiter fair bezahlen und Sicherheitsvorschriften einhalten.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Einige zusätzliche Informationsquellen kann ich mir da nicht verkneifen, da das Thema der Farbtemperatur und der (erforderlichen) Leuchtdichte schonmal Thema im Stadtrat war:

    https://www.wuerzburg.sitzung-online.de/BI/vo020.asp?VOLFDNR=17476

    https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/fileadmin/media/Downloads_-_PDF/2019-BfN-Skript543_Neugestaltung-Umruestung-Aussenbeleuchtung.pdf

    https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/natur/sternenpark-rhoen/kunstlicht-und-lichtverschmutzung/

    PS: Das Thema ist noch nicht verdaut! BImSchG & Co. regeln notfalls.
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  • G. K.
    Typisch Würzburg. Licht muss hell und nicht schön und/oder umweltfreundlich sein …

    Die Provinz ist halt immer ein bisserl hintendran ... 😉

    Auch bei uns im Hinterland wurden vor einigen Jahren die ersten Straßenlaternen auf LED umgestellt – und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Je niedriger die Farbtemperatur, desto besser!

    Und das gilt nicht nur für mich, sondern auch für die Tierwelt. Es gibt genügend Studien, die ganz klar belegen: Weniger ist mehr!

    Auch wenn die meisten Menschen den Unterschied zwischen 2.700 und 3.000 K wohl nur im direkten Vergleich erkennen würden – für viele Insektenarten macht es einen ungleich größeren Unterschied.

    Sorry, aber hier stellt sich der Stadtrat blind und taub (Zitat: „Der Rest des Stadtrats beteiligte sich nicht an der Diskussion […]“) … das sind wissenschaftliche Erkenntnisse. Und wer die ignoriert, der ist nun mal ein Ignorant - und darf aus meiner Sicht auch so genannt werden 😉 ...
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  • D. K.
    Auf jeden Fall gibts da einen Unterschied und warum das nicht der Aufenthaltsqualität dient ist mir ein Rätsel.
    Man braucht nur einmal durch die schönen Plätze und Gassen italienischer Städte zu gehen, dann weiß man, was sehr warmes Licht bewirken kann.
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  • H. S.
    Ein Abbild der Grünen in der Bundesregierung :
    Geld spielt keine Rolle!
    Da sind die Grünen dicke dabei, Geld auszugeben, welches nicht ihres ist.
    Ein Dank an den Stadtrat, dieser Verbotspartei endlich mal ihre Grenzen aufzuzeigen.
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  • U. A.
    @hms: Sie haben recht, aber die die Grünenden sind nicht nur dicke dabei, sondern vorallem die dicken Grünenden.
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  • B. H.
    Sie verwechseln hier 3000 mit 4000 Kelvin. Den Unterschied zwischen 4000 und 3000 Kelvin sieht man, den zwischen 3000 und 2700 Kelvin nicht. Außerdem sind dies Leuchtmittel und keine Birnen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    > Straßenbeleuchtung dient nicht der Aufenthaltsqualität

    Wenn ich sowas lese bestätigt das meinen Eindruck, daß man sich viel zu wenig aus wissenschaftlicher Sicht mit dererlei Themen im Stadtrat auseinandersetzt bzw. auseinandersetzen will.

    Leute, Leute ...

    @Meinungsvertreter
    Es ist in der physischen Rezeption des Menschen ein sehr deutlicher Unterschied zwischen 2700 K und 3000 K!
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  • D. P.
    Wenn Sie ein einstellbares Leuchtmittel haben, probieren Sie es aus. Natürlich bemerkt man einen Unterschied, aber von einem deutlichen Blauanteil oder einem Nachteil für die Umwelt zu sprechen, halte ich im Kontext einer Straßenbeleuchtung ehrlich gesagt für überzogen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    @Meinungsvertreter
    Daß der (deutlichst höhere) Blauanteil in modernen Leuchtmitteln physiologisch ein Problem darstellt leugnen sie aber nicht, oder?

    Klassische Glühbirnen haben neben einem ziemlich gleichmäßigen Spektrum auch noch eines mit einer weniger spitzen Intensitätsverteilung als LEDs.

    (PS: Ich empfehle Andreas Feininger ...)
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  • D. P.
    Klassische Glüh- bzw. Halogenlampen erzeugen vor allem viel Licht im nicht sichtbaren Bereich (Infrarot) und am Ende bleibt die Frage, warum man bei der Straßenbeleuchtung eine möglichst gute Farbwiedergabe haben möchte (sprich ein natürliches Spektrum)? Abgesehen davon, dass LED bei der Farbwiedergabe den altgedienten Leuchtmitteln in nichts mehr nachstehen bzw. bevorzugt verwendet werden, weil man eben das Spektrum sehr genau steuern kann. Nochmal: Niemand zweifelt die negative Auswirkung auf die Umwelt (inkl. Menschen) an. Wenn man hier schützen möchte, müsste man das Licht komplett abschalten.
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  • T. M.
    Tübingen Hirschau macht’s vor!

    https://www.suedkurier.de/baden-wuerttemberg/boris-palmer-will-strom-sparen-darf-es-aber-nicht-der-kuriose-strassenlaternen-streit-von-tuebingen;art417930,11405123
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  • D. P.
    Wer das Pech hat, ohne Rolladen/Verdunkelung in der Nähe einer Straßenlaterne schlafen zu müssen, wird durch die zusätzlichen 300 Kelvin definitiv nicht weniger schlafen. Der Unterschied ist wirklich marginal: Bis 3.500 Kelvin sprich man von "warmweißen" Licht, das man als gemütlich empfindet und mit Kerzenlicht vergleichbar ist (1.500-2.500 Kelvin). Der Mond z.B. hat um die 4.000 Kelvin und ab 5.000 Kelvin spricht man von Tageslicht. Bei der generellen Lichtverschmutzung durch besiedelte Gebiete würde ich mir bzgl. dem Umweltschutz keine Sorgen machen. Wenn man hier konsequent schützen möchte, müsste man das Licht auf ein Minimum reduzieren oder komplett abschalten. Am Ende ist es eine Entscheidung zwischen Kosten und Nutzen - und ich denke, der Stadtrat hat sich hier richtig entschieden.
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  • W. V.
    Zwischen 3.000 Kelvin und 2.700 Kelvin merkt man eindeutig einen Unterschied. Probieren Sie es mal aus. Eine 3.000-Kelvin-Birne würden Sie nicht im Wohnzimmer oder Schlafzimmer benutzen.
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  • D. P.
    Ich fotografiere und habe frei einstellbare Lampen. Es geht mir nicht darum, ob man den Unterschied bemerkt, sondern wie groß er ist. Und ich bin der Meinung, der Unterschied ist nicht groß. Vor allem nicht im Kontext einer Straßenbeleuchtung.
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  • T. M.
    Sie tun gerade so als ob Sie 24/7 unter einer Straßenlaterne leben müssten. Auch in dieser Diskussion vermisst man den gesunden Menschenverstand. Wie lange befinden sich wohl die meisten auf der Straße bei eingeschalteter Straßenbeleuchtung?
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