Gut drei Monate ist es her, dass gewaltige Felsbrocken durch die Thüngersheimer Weinberge gerollt sind. Die Lebensgefahr ist jetzt erst einmal gebannt. Im unmittelbaren Gefahrenbereich wurden entlang des Bergkamms auf einer Länge von etwa 160 Metern sogenannte "Big Bags" platziert. Diese mit Erdreich befüllten überdimensionalen Säcke sollen eine Barriere bilden zu dem darunter liegenden Gelände, und somit jederzeit mögliche Abstürze weiterer Felsbrocken abfangen. Die bei Naturfreunden und Wandern beliebten Weinbergswege bleiben im Umfeld der Absturzstelle dennoch weiterhin gesperrt.
"Es ist eine vorübergehende Sicherung, die noch durch einen Zaun im Verlauf des Gefahrenbereichs ergänzt wird", schildert Bürgermeister Michael Röhm (BüBew) die Vorgehensweise. Mit Erdaushub von einer Baustelle seien etwa 100 Big Bags befüllt worden, um aus ihnen die Wand aufzubauen. Zwischen 1,2 und 1,5 Tonnen bringt so jeder dieser überdimensionalen Säcke auf die Waage. Das Eigengewicht und die Platzierung direkt unterhalb des porösen Felsgesteins verleihe der Barriere die erforderliche Stabilität. Denn je kürzer die Strecke zwischen dem Abbruch und der Barriere, desto weniger Bewegungsenergie könne der Felsblock entwickeln, lautet Röhms Erklärung. Nach Fertigstellung der Schutzwand will man lose Felsbrocken entfernen. Trotzdem soll die Barriere den ganzen Sommer über am Bergkamm verbleiben.
Stahlnetz soll Abstürze dauerhaft verhindern
Die eigentlichen Sicherungsmaßnahmen sollen nach den Worten des Bürgermeisters erst im Herbst und frühen Winter stattfinden. Ein Gutachten, das nach dem Absturz im Februar erstellt wurde, empfiehlt die Anbringung eines Stahlnetzes, das tief im Untergrund verankert wird. In Gebirgsregionen ist dieses Verfahren zum Schutz vor Steinschlägen bereits etabliert. Auch über den Weinbergen zwischen Sommerhausen und Eibelstadt wurde eine absturzgefährdete Felsbank vor drei Jahren nach der gleichen Methode gesichert.
Die voraussichtlichen Kosten schätzt Röhm "im unteren sechsstelligen Bereich", mindestens jedoch auf 200 000 Euro. Hinzu kämen rund 30 000 Euro für die provisorische Big Bag-Barriere sowie die Gutachter-Honorare. Eine abschließende Kostenermittlung sei deshalb noch nicht möglich. "Bisher wird der ursächliche Felsabsturz als Naturereignis eingeordnet", so Röhm weiter . Er fürchtet deshalb dass die Sicherung nicht förderfähig ist und in vollem Umfang von der Gemeinde finanziert werden muss. In Eibelstadt hat der Landkreis einen Großteil der Kosten übernommen, weil die brüchige Felsbank Teil einer geschützten Biotops war, dass er zuvor erworben hatte.
Sicherungskosten über 200 000 Euro
Bei dem spektakulären Fels-Absturz in Thüngersheim hatten sich im Februar dieses Jahres mehrere, mehr als einen Kubikmeter große Muschelkalk-Quader aus dem offenen Fels am Moosberg in Richtung Steigstraße gelöst. Der größte, nahezu würfelförmige Felsbrocken war über zwei Weinbergs-Terrassen hinweg talwärts gerollt. Die Felsen kamen jeweils auf befestigten Wirtschaftswegen deutlich oberhalb der Bebauung zum Liegen, haben aber auf ihrem Weg zahlreiche Weinstöcke und Pfähle platt gewalzt. Als Auslöser des Felssturzes werden die extremen Temperaturschwankungen zwischen dem starken Frost und der nachfolgenden raschen Erwärmung angesehen.