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Würzburg
Faulenbergkaserne: Schnelles Ende einer langen Geschichte?
Seit 2007 stand die Faulenbergkaserne leer. Die Stadt Würzburg wollte sie kaufen, aber die Verhandlungen zogen sich hin. Jetzt könnte alles ganz schnell gehen.
Über zehn Jahre war das leer stehende Gelände der Faulenbergkaserne verschlossen. Jetzt könnte der Ankauf des 12,5 Hektar großen Areals durch die Stadt Würzburg kurz bevorstehen.
Foto: Thomas Obermeier | Über zehn Jahre war das leer stehende Gelände der Faulenbergkaserne verschlossen. Jetzt könnte der Ankauf des 12,5 Hektar großen Areals durch die Stadt Würzburg kurz bevorstehen.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:10 Uhr

2007 wurde die Faulenbergkaserne an der Nürnberger Straße von den amerikanischen Streitkräften verlassen. Eigentümerin des 12,5 Hektar großen Kasernenareals ist seitdem die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Seit Abzug der US-Soldaten verhandelt die Stadt Würzburg mit der BImA über einen Kauf des Geländes, das sie überwiegend für Gewerbeansiedlungen nutzen möchte. Wie kürzlich aus dem Rathaus gemeldet wurde, scheinen sich die Verhandlungen nunmehr auf der Zielgeraden zu befinden. Nach der Umwandlung der früheren Leighton Barracks zum neuen Stadtteil Hubland sowie dem Umbau des US-Hospitals am Mönchberg zur hochwertigen Wohnanlage könnte Würzburg dann ein weiteres großes Konversionsprojekt ins Haus stehen. Einen Masterplan für den Umbau des seit Jahren brach liegenden Kasernenareals gibt es bereits seit 2011.

Stadt und BImA stehen kurz vor einer Einigung

In einer Pressemitteilung aus dem Rathaus hieß es kürzlich, dass sich eine Einigung zwischen BImA und Stadt abzeichne. In den vergangenen Wochen hätten sich die Konversionsexperten beider Seite auf einen Weg und einen groben Zeitplan über den Ankauf verständigt. Demnach soll das bereits im Juni in Auftrage gegebene Wertgutachten vorangetrieben werden. Außerdem werden gerade die Kosten für Rückbau und Entsiegelung sowie die Sanierungskosten für denkmalgeschützte Gebäude ermittelt, die in das Gutachten einfließen sollen. Wenn diese Ergebnisse vorliegen, soll ab Januar 2020 das Wertgutachten erstellt werden. Damit steht dann auch der Kaufpreis für das Areal fest. Dies könnte etwa im Mai der Fall sein. „Nach diesem Zeitplan können wir dann bei zügigem Verlauf der BImA-Ankaufsverhandlungen in der zweiten Jahreshälfte den Erwerb des Geländes beschließen“, wird Stadtbaurat Benjamin Schneider in der Mitteilung zitiert.

In der Faulenbergkaserne gibt es auch ganz besondere hölzerne Dachkonstruktionen, die denen der Frankenhalle ähnlich sind.
Foto: Christian Weiß | In der Faulenbergkaserne gibt es auch ganz besondere hölzerne Dachkonstruktionen, die denen der Frankenhalle ähnlich sind.

Bereits 2011 hatte der Stadtrat eine Masterplanung für die Entwicklung der Faulenbergkaserne beschlossen. Der Masterplan sieht eine überwiegend gewerbliche Nutzung mit einem hohen Grünanteil vor. Auch die Nutzung einiger Gebäude für kulturelle Zwecke ist angedacht. Doch die Verhandlungen mit der BImA stockten oder kamen nur zäh voran. Anlass dafür war vor allem, dass die BImA über einen längeren Zeitraum keine konkreten Aussagen zu den Bodenqualitäten auf dem Areal machen konnte. Dabei ging es um Verunreinigungen und wer für die Kosten von deren Beseitigung aufkommen sollte. Diese Frage scheint nun wohl geklärt.

Ägyptischer Milliardär wollte die Kaserne kaufen

Im Sommer 2016 schien es für kurze Zeit so als würde der Masterplan zu Seite gelegt und auf dem Gelände könnte etwas völlig anderes passieren. Bei Oberbürgermeister Christian Schuchardt war damals der ägyptische Milliardär Naguib Sawiris vorstellig geworden. Er erklärte, das Kasernenareal kaufen zu wollen, um dort ein Projekt „Wohnen und Arbeiten für Flüchtlinge und Einheimische“ zu realisieren. Schuchardt traf sich dreimal mit dem Mobilfunkunternehmer, der zu den reichsten Männern des afrikanischen Kontinents gehört. Das Flüchtlingsprojekt verlief aber letztlich im Sande.

Der Masterplan für die Faulenberg-Kaserne an der Nürnberger Straße. Im Vordergrund die unter Denkmalschutz stehenden Backsteinhäuser. Dahinter die vorgesehenen gewerblichen Nutzungen. Die roten Gebäude stehen unter Denkmalschutz.
Foto: Stadt Würzburg | Der Masterplan für die Faulenberg-Kaserne an der Nürnberger Straße. Im Vordergrund die unter Denkmalschutz stehenden Backsteinhäuser. Dahinter die vorgesehenen gewerblichen Nutzungen.

Dafür gab es immer wieder Ideen, wofür das Kasernengelände genutzt werden könnte. Es wurde als Standort für eine Multifunktionsarena genauso ins Gespräch gebracht wie für den Bau eines neuen Fußballstadions. Die SPD-Stadtratsfraktion beantragte angesichts des Wohnungsmangels in der Stadt alle bisherigen Überlegungen einzustellen und das für Wohnzwecke zur Verfügung zu stellen. Diese waren im Masterplan allerdings ausgeschlossen worden, weil das Gelände aufgrund von Lärmbeeinträchtigungen (stark befahrene Straßen, Bahntrasse) ungeeignet sei.

Kulturelle Nutzungen werden überprüft

Aktuell wird von der Verwaltung überprüft, inwieweit die Faulenbergkaserne für kulturelle Nutzungen geeignet ist. Speziell die unter Denkmalschutz stehenden Backsteingebäude im Westteil des Areals waren von Beginn an hierfür im Gespräch. Sondiert wird auch, ob auf dem Gelände ein Ersatz für die Posthalle am Bahnhof gefunden werden kann. Deren Mietvertrag läuft 2023 aus und dann soll die Halle abgerissen werden. Dort soll dann das Bismarckquartier mit Wohnungen und Büros entstehen.

In dem neuen Gewerbegebiet sollen mit dem Kürnachpark und dem Aumühlplatz größere Grünflächen entstehen, auch die Kürnach soll renaturiert werden. Eine weitere Aufgabe wird es sein, bestehende unter Denkmalschutz stehende Gebäude zu integrieren. Dazu gehören neben den erwähnten Backsteingebäuden (ehemalige Mannschaftshäuser) eine Lagerhalle im Zentrum, das Ensemble am ehemaligen Exerzierplatz im Osten, das Waaghaus an der Nürnberger Straße (außerhalb der Kaserne) sowie die Feuerwehrschule an der Nürnberger Straße.

Finanzminister Scholz meldete Ansprüche an

Anfang 2019 machte schließlich auch Bundesfinanzminister Olaf Schulz Ansprüche auf Teile der Faulenbergkaserne für sein Ministerium geltend. Er meint, das Technische Hilfswerk, das Zollamt Würzburg und die Finanzkontrolle Schwarzarbeit könnten auf dem Kasernenareal untergebracht werden. Die Stadt Würzburg reagierte prompt auf diesen Vorstoß und ließ in einer Pressemitteilung wissen: "Grundsätzlich gilt für die Stadt Würzburg der beschlossene Masterplan von 2011 für die weitere Entwicklung".

Die Geschichte der Faulenbergkaserne
Die Faulenbergkaserne war mit einer Fläche von 12,5 Hektar das zweitgrößte Militärgebiet in Würzburg. Sie wurde von 1876 bis 1879 als „neue Artilleriekaserne“ nahe der Bahntrasse an der alten Landstraße nach Nürnberg für das königlich-bayerische 2. Feldartillerie-Regiment „Horn“ errichtet. 1919 und 1939 war die Kaserne Standort der Ordnungspolizei. In den 30er-Jahren des 20. Jahrhundert wurde die Kaserne nach Osten erweitert. Im Rahmen kriegsvorbereitender Maßnahmen entstanden nach 1935 weitere Wartungs- und Werkstatthallen. Beim Luftangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde etwa die Hälfte der Gebäudesubstanz durch Brandbomben schwer beschädigt. Ab April 1945 nutzten US-Truppen die Faulenbergkaserne und erweiterten sie durch weitere Zweckbauten.
 
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