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WÜRZBURG
Will ägyptischer Milliardär die Faulenbergkaserne kaufen?
Ein ägyptischer Milliardär möchte offenbar auf dem Areal der Faulenbergkaserne eine Flüchtlingsunterkunft im großen Stil realisieren.
Foto: Archiv | Ein ägyptischer Milliardär möchte offenbar auf dem Areal der Faulenbergkaserne eine Flüchtlingsunterkunft im großen Stil realisieren.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:13 Uhr

Seit eineinhalb Jahren versucht der steinreiche ägyptische Mobilfunkunternehmer Naguib Sawiris griechische Mittelmeer-Inseln erwerben, um dort Flüchtlinge anzusiedeln. Bislang ist nicht klar, ob daraus etwas wird.

Doch offenbar hat der Milliardär jetzt seinen Blick nach Würzburg gerichtet, genauer auf die Konversionsfläche der ehemaligen Faulenbergkaserne an der Nürnberger Straße. Sein Ziel: Der Erwerb des 12,5 Hektar großen Areals und die Einrichtung von Wohnungen und Arbeitsplätzen für Flüchtlinge.

Auch wenn die Stadt Würzburg im September 2011 einen Masterplan für eine mögliche Nutzung der ehemaligen US-Kaserne verabschiedet hat – das Areal wird nach wie vor von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verwaltet und befindet sich im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland.

Ob der Milliardär dort bereits „angeklopft“ hat, wurde auf Anfrage der Redaktion von der BImA nicht bestätigt. Es hieß lediglich, dass der Stadt Würzburg der Erwerb der Faulenbergkaserne aufgrund der sogenannten Erstzugriffsoption exklusiv angeboten worden sei. Über einen möglichen Investor aus Ägypten äußerte die BImA sich nicht.

Kein Kommentar aus dem Rathaus

Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt wollte gegenüber der Redaktion den Namen des ägyptischen Milliardärs im Zusammenhang mit der Faulenbergkaserne nicht kommentieren. „Anfragen von Interessenten hat es immer wieder gegeben, aber wir reden nicht über einzelne Investoren“, sagte er auf Anfrage.

Bei der Stadt Würzburg, so der OB weiter, sei man nach wie vor daran interessiert, dass das Gelände entwickelt wird, „das können wir selbst sein, das kann aber auch ein Dritter sein“, so Schuchardt.

Zunächst einmal wolle man aber auf die Ergebnisse eines in Auftrag gegebenen Bodengutachtens abwarten, um grundsätzliche Aussagen machen zu können. Damit könnte sich dann, wohl gegen Ende des Jahres, der Stadtrat befassen.

Wie die BImA in ihrer Antwort mitteilte, habe die Boden-Grundwasser-Untersuchung lediglich Verunreinigungsbereiche ergeben, „die keine relevante Gefahr für das Grundwasser darstellen.“ Für diese Bereiche seien weitere Kontrolluntersuchungen vorgesehen, um die positive Bewertung zu bestätigen. „Im Moment liegt der Ball relativ flach“, umriss OB Schuchardt die aktuelle Situation.

Die Stadtverwaltung befasse sich mit einer nachhaltigen Quartiersplanung, die auch dem Wohnraummangel in Würzburg Rechnung trage, heißt es ergänzend in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus.

Wohnungen würden nicht nur für anerkannte Flüchtlinge dringend benötigt, es gebe generell eine große Nachfrage nach finanzierbarem Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten, die man auf dem Faulenberg-Areal – im Umfeld attraktiver Arbeitsplätze – angemessen bedienen könnte.

Wie es gerüchteweise heißt, soll das Frankfurter Architekturbüro Albert Speer und Partner (ASP) mit den überraschenden Planungen für das Faulenberg-Areal beauftragt worden sein. Eine Anfrage der Redaktion brachte kein Ergebnis. „Davon weiß ich nichts“ so die Auskunft einer Mitarbeiterin am Telefon.

In der Vergangenheit war das Faulenberg-Areal immer wieder Objekt von Spekulationen: So wurde es als Standort für eine Multifunktionsarena oder auch für den Neubau eines Fußballstadions ins Gespräch gebracht.

Einer der reichsten Männer Afrikas Der 62-jährige Naguib Sawiris ist Vorstandsvorsitzender und größter Aktionär des ägyptischen Mobilfunkunternehmens Orascom TMT, das in mehreren Staaten Afrikas, des Nahen Ostens sowie in Südkorea tätig ist. Ihm gehört zudem ein ägyptischer Fernsehsender. Seine Familie baute außerdem ein Ferienressort am am Roten Meer. Der Milliardär zählt zu den zehn reichsten Männern Afrikas, sein Privatvermögen soll etwa drei Milliarden Dollar betragen.

Die Faulenbergkaserne wurde von 1876 bis 1879 für das königlich-bayrische 2. Feldartillerie-Regiment errichtet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war sie Standort der Ordnungspolizei. Später diente sie Maschinengewehr- und Nachrichtentruppen, die auf dem Gebiet der Leighton Barracks den Exerzier- und Schießplatz mit benutzten. Im Rahmen der Kriegsvorbereitung entstanden nach 1935 zusätzliche Wartungs- und Werkstatthallen.

Die Gebäude wurden bei den verschiedenen Luftangriffen auf Würzburg im Jahr 1945 schwer beschädigt. Ab April 1945 nutzten US-Truppen die Faulenbergkaserne. 2008 verließ die US-Armee das Gelände. Auf dem heutigen Kasernenareal stehen neun Gebäude unter Denkmalschutz, was künftige bauliche Entwicklungen erschweren könnte.

Naguib Sawiris
Foto: DPA | Naguib Sawiris
 
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Was denn?

    Gibt es in Kairo keine leer stehenden Kasernen, wo man Flüchtlinge unterbringen kann?

    Oder sind die dort, in ihrem vergleichbaren Kulkturkreis nicht willkommen?

    Ach nein, die werden ja benötigt, um unliebsame Mitbürger zu foltern.

    Da muss dann schon ein Areal in Würzburg her, um Flüchtlinge unterzubringen.

    Im übrigen wäre die Stadt Würzburg gut beraten, von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen und das Gelände selbst zu entwickeln und zu vermarkten, denn wenn dieser Deal mit Herrn Sawiris zustande kommt, dann dürften wir dort "Aufmärwsche" erleben, die wir dort nicht haben wollen ...
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  • info@softrie.de
    Zwar sollten wir weiterhin Flüchtlinge aufnehmen, aber mein Vorredner hat Recht - das ist beispielsweise in Frankreich passiert - die Vororte von Paris sind Ghettos. Ich verstehe die Stadt nicht, die alles aussitzen möchte. Was ist denn dort geplant? Warum kann man mit den Bürgern nicht offen reden: "Wir wollen da einen sozialen Wohnungsbau betreiben" etc.
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  • Laeufer61
    ...woher diese Info stammt: "Will ägyptischer Milliardär die Faulenbergkaserne kaufen?"

    Vielleicht nur ein Gerücht um die Stadt zu schnellerem Handeln (Erwerb vom BImA) zu bewegen? Oder befinden wir uns im Sommerlochmodus?
    Sollte die Meldung aber den Tatsachen entsprechen, ist ein Verkauf des Geländes für die suggerierte Nutzung als große Flüchtlingsunterkunft entschieden abzulehnen.
    Eine Integration von Flüchtlingen wird damit fast unmöglich gemacht (Ghettobildung).
    WÜ braucht keine neue riesige Gemeinschaftsunterkunft - und schon gar nicht an dieser Stelle!
    Die bisherigen guten Bemühungen der ehrenamtlichen Helfer (und auch der Stadt) zur Integration von Flüchtlingen würden mit so einem Projekt konterkariert.

    MfG
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  • reutjo
    eine Neuigkeit !! " ägyptischer Milliardär " interessiert sich für eine in Teilen denkmalgeschützte Anlage in Würzburg. Vielleicht will er eine Pyramide bauen....??
    Jetzt aber schnell ran an den historischen Speck - ihr " anderen Baulöwen " !! Sonst is es weg !!
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    ... warum holt er sie dann nicht nach Ägypten? Wär doch viel näher und muslimisch wäre das Land auch.
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