
Ganz oben unter dem Dach der Grundschule Veitshöchheim geht seit vielen Wochen etwas Ungewöhnliches vor sich. Pünktlich jeden Freitag ab 16 Uhr dröhnt laute Musik durch die Fenster des oberen Stockwerkes der Schule und ganz deutlich ist der Klang aufgeregter Kinderstimmen zu hören.
In einem leergeräumten Klassenzimmer probt dort, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die "Weiße Garde" des Faschingsvereins VCC Veitshöchheim ihren diesjährigen Faschings-Schautanz ein. Insgesamt 44 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren springen wild im Kreis, reißen die Hände in die Höhe und klatschen sie anschließend synchron zusammen.
Nur noch wenige Tage haben sie Zeit, ihre Choreografie einzustudieren, dann muss alles sitzen. Denn: die 42 Mädchen und zwei Jungen stehen am kommenden Freitag auf der großen "Fastnacht in Franken"-Bühne im Vorprogramm und sollen dem Publikum ordentlich einheizen. Damit das am Ende auch klappt, studieren die drei Trainerinnen Yvonne Ritzler, Benita Eckert und Sina Oftring bereits seit April die verschiedenen Tanzschritte mit den Kindern ein.
Veitshöchheim gleich doppelt beim Fasching vertreten
Seit 1966 gibt es den Veitshöchheimer Carneval Club, der sich laut Jugendleiter Christian Schmitt hauptsächlich auf den Erhalt des Brauchtums rund um Fasching fokussiert. Deshalb gibt es gleich mehrere verschiedene Garde-Gruppen in dem Verein. Angefangen bei den "Tanzknirpsen" für Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren, der "Weißen Garde" mit Kindern zwischen sechs und zehn Jahren, der "Roten Garde" mit Kindern zwischen elf und 14 Jahren und der "Blauen Garde" mit Jugendlichen über 15 Jahren.
Jede Garde-Gruppe unterteilt sich dann nochmal, je nachdem, ob dort der Marschtanz oder der Schautanz trainiert werden. Beim Fasching kommen dann aber alle wieder zusammen. Beim Schautanz gibt es immer ein Thema, oder eine Geschichte, die mit dem einstudierten Auftritt erzählt wird. Während beim Marschtanz die bekannten akrobatischen Übungen wie Spagat, Hebefiguren und Rad nicht fehlen dürfen.

Neben den jährlichen Faschingsauftritten fahren einige der Garde-Gruppen auch regelmäßig zu Turnieren und treten dort mit ihren einstudierten Schautänzen auf. Welche Gruppen das genau sind, entscheidet sich je nach Session neu. Neben dem VCC gibt es in Veitshöchheim auch noch den Tanz-Sport-Garde-Verein (TSG) unter der Leitung von Christian Hauser. Beim TSG liegt der Fokus, wie der Name sagt, hauptsächlich auf dem Garde-Sport-Tanz, der Teilnahme an Wettbewerben und verschiedenen Meisterschaften. Alle zwei Jahre wechseln sich die beiden Vereine mit ihren Auftritten bei "Fastnacht in Franken" ab.
Drei Trainerinnen bringen 44 Kindern den Schautanz bei
Bis so ein Schautanz steht und fertig einstudiert ist, braucht es viel Vorbereitung, wie Yvonne Ritzler, eine der Trainerinnen der "Weißen Garde" erzählt. Bereits jetzt tüfteln sie und ihre zwei Mitstreiterinnen an einem Tanz für die kommende Session. "Unsere Inspirationen und Ideen bekommen wir aus dem Internet, verschiedenen Kinderbüchern und aus dem Alltag", sagt sie. Da hilft es sicherlich, dass die drei Frauen alle im pädagogischen Bereich tätig sind – entweder in der Schule, oder wie Ritzler als Erzieherin.
Neben einer neuen Geschichte, die sie mit ihrem Schautanz erzählen, müssen sich die Trainerinnen neue Tanzschritte, Musik und natürlich auch Kostüme einfallen lassen. Das geht nur in Teamarbeit. Bei regelmäßigen Treffen erarbeiten die drei Frauen gemeinsam und Stück für Stück den neuen Schautanz, erzählt die 48-Jährige.
Diesjähriger Schautanz: Pinguine treffen auf Schneeflocken
Doch der Hauptteil der Arbeit beginnt erst mit dem Training, wenn die drei Frauen gemeinsam mit den 44 Kindern den Tanz einstudieren müssen. Das geht nur mit viel Geduld, starken Nerven und viel Liebe zu den Kleinen. "Am Anfang trainieren wir immer in zwei Gruppen, weil es so viele Kinder sind", sagt Ritzler. Die jüngeren trainieren oben etwas langsamer und mit ausreichend Spielpausen, während die etwas älteren in der Schulturnhalle die komplizierteren Tanzschritte lernen. Wenige Wochen vor dem ersten Auftritt werden die beiden Trainingsgruppen dann zusammengeführt.

In diesem Jahr dreht sich alles um das Thema Eis. Während ein Teil der Kinder als Schneeflocken mit weißen Tüllröcken verkleidet ist, ist der andere Teil als Pinguine mit weißem Body und Frack verkleidet. Hinter den Kostümen für die jährlichen Auftritte steckt häufig aufwendige Handarbeit. "Wir müssen am Ende immer mit rund 60 Euro Kosten pro Kostüm rechnen", erklärt Ritzler.
Viele Eltern helfen dann schon mal und nähen zu Hause Druckknöpfe an oder übernehmen kleinere Näharbeiten. Neben der Vorbereitung der Kostüme kommt dann noch das wöchentliche, zweistündige Training - plus vier bis fünf Samstagstrainings extra.
Der Spaß steht beim Training immer im Vordergrund
Allzu ernst soll es dann aber doch nicht zugehen. "Hier wird auch schon mal rumgequatscht und rumgekaspert", so Ritzler. Denn es sei wichtig, dass der Spaß gerade bei der Arbeit mit den jüngeren Kindern immer im Vordergrund stehe. Wenn dann bei den Auftritten mal etwas schiefläuft, sei das auch vollkommen okay. Und so beginnt jedes Training locker mit einem Begrüßungskreis und einem kleinen Aufwärmspiel.
Anschließend wird die Schautanz-Choreografie einmal gemeinsam getanzt und dann geht es in die Feinarbeit. Alle Stellen, an denen es noch hakt oder jemand aus der Reihe tanzt, werden wiederholt und Schritt für Schritt ohne Musik, also im Trockenen durchgegangen. "Und dann tanzen wir den gesamten Tag nochmal zusammen", erklärt Ritzler. Zum Abschluss finden sich alle wieder zusammen im Kreis und besprechen die nächsten Trainingseinheiten oder Auftritte.
Wie jetzt am kommenden Donnerstag und Freitag, wenn die "Weiße Garde" des VCC Veitshöchheim im Vorprogramm von Fastnacht in Franken mit dem Schautanz auftritt. Danach folgen noch Kinderfaschingsveranstaltungen in Zell am Main und Würzburg und das Mitlaufen beim Faschingsumzug in Veitshöchheim und Würzburg.