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Veitshöchheim/Ansbach
Viva Voce-Sänger über den Auftritt bei Fastnacht in Franken: "Veitshöchheim hat dieses Flair, das uns beflügelt"
In Veitshöchheim kommt die A-cappella-Band erst so richtig in Faschingsstimmung, sagt Heiko Benjes. Was Viva Voce mit der BR-Kultsendung und mit Franz Beckenbauer verbindet.
Heiko Benjes (rechts) mit Viva Voce bei der Kultsitzung 'Fastnacht in Franken' im Jahr 2022: In diesem Jahr tritt die Band bei der Sendung aus Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) zum fünften Mal auf. 
Foto: Daniel Peter | Heiko Benjes (rechts) mit Viva Voce bei der Kultsitzung "Fastnacht in Franken" im Jahr 2022: In diesem Jahr tritt die Band bei der Sendung aus Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) zum fünften Mal auf. 
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 01.02.2024 02:51 Uhr

Zum fünften Mal wird die A-cappella-Band Viva Voce heuer bei der Live-Prunksitzung Fastnacht in Franken in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) auftreten. Was die Zuschauerinnen und Zuschauer von dem Vokalensemble aus Ansbach bei der BR-Fernsehsendung am 2. Februar erwarten können, sagt Sänger Heiko Benjes im Interview.

Der 47-Jährige singt als Bass seit 20 Jahren bei Viva Voce. 2003 hatte der gebürtige Saarländer auf einer Geburtstagsfeier spontan ein Liedchen mit der A-cappella-Band geträllert- zwei Monate später war er neuer Sänger bei Viva Voce.  

Frage: Viva Voce tourt gerade mit dem Programm "Glücksbringer" durch Deutschland. Sind Viva Voce die "Glücksbringer" für Veitshöchheim?

Heiko Benjes: Da wir eher für die leichte Kost zuständig sind, bringen wir sicher ein bisschen Glücklichkeit in die Veitshöchheimer Sendung. So tragen wir unseren Teil zur Fastnachtsfamilie bei.

Stimmt, Viva Voce ist nicht für knallharte politische Pointen bekannt. Haben Sie Angst, anzuecken?

Benjes: Das ist der Stil, der von uns erwartet wird: bekannte Melodien, ein bisschen zeitkritische Satire, ein bisschen Politik - nur nicht zu viel. Dafür sind andere Künstler da. Das hat zwei Gründe: Zum einen sind wir uns nie komplett einig. Es gibt keine einheitliche Viva-Voce-Meinung. Und zum anderen ist unsere Rolle in der Sendung eine andere: Wir sind die Unterhaltsamen, die Musikalischen. Ein paar Seitenhiebe kommen immer von uns. Aber wir sind nicht die, die anecken.

"Ein paar Seitenhiebe kommen immer von uns. Aber wir sind nicht die, die anecken."
Viva Voce-Sänger Heiko Benjes
Wenn man bekannt ist für lustige Unterhaltungsmusik, aber auch für tiefsinnige geistliche Klänge: Wie kommt man dann auf den Fasching?

Benjes: Über unseren langjährigen Freund Volker Heißmann. Aber es stimmt schon, der Fasching ist ein Kontrapunkt zu unserem eigentlichen Programm. Das, was wir in Veitshöchheim präsentieren, müssen wir extra für die Sendung konzipieren. Das machen wir mit großer Freude und sehr großem Aufwand. Wir sind ja nicht gesetzt. Es ist immer möglich, im nächsten Jahr nicht mehr dabei zu sein. 

Aber bei der Fastnacht in Franken 2024 ist Viva Voce dabei!

Benjes: Ja - und es könnte sogar passieren, dass sich einer von uns an einem Instrument vergreift. Mehr verrate ich aber nicht.

"Superkalifragilistikexpiali-fränkisch, sozusagen edelbayerisch und ned ganz so zänkisch, weil die Franken denken, ist ihr Fränkisch immer denkfrisch". Bei Fastnacht in Franken 2023 hat Viva Voce mit diesem Text Walt Disneys "Mary Poppins" umgedichtet - wer denkt sich so etwas aus?

Benjes: Für die Fastnacht in Franken haben wir uns extra Norbert Bohnsack vom Deutschen Textdichter-Verband ins Boot geholt. Der Titelsong aus dem Film "Manta Manta" stammt zum Beispiel aus seiner Feder. Der Hamburger betextet auch Kinder-CDs. Gemeinsam mit ihm und der BR-Fastnachtsredaktion ringen wir dann um jede Zeile unseres Auftritts. Und am Ende wird die Arbeit eines halben Jahres auf fünf Minuten Sendezeit eingedampft. So sind wir auch auf diesen Text gekommen.

Völlig ohne Instrumente zu singen - gibt's da schon mal schiefe Töne?

Benjes: Wir hatten mal einen Bühnencoach, der uns sagte: "Was auf der Bühne passiert, soll und muss genauso passieren. Wenn ein Ton daneben geht, dann verzieh nicht das Gesicht. Fehler passieren. Aber das Publikum muss das nicht als Fehler wahrnehmen." Außerdem reagieren wir als Ensemble aufeinander. Wenn ich als Bass zu tief singe, würden die Kollegen automatisch mitgehen. Das merkt niemand. Da fällt mir eine Anekdote mit Franz Beckenbauer ein...

Mit Franz Beckenbauer?

Benjes: Mit Franz Beckenbauer haben wir mal das Lied "Gute Freunde kann niemand trennen" anlässlich eines runden Geburtstages von Rainer Holzschuh, dem einstigen Herausgeber des Kicker-Magazins, gesungen. Weil wir versucht haben, eine zweite Stimme zu singen, hat er uns während des Singens zugetuschelt: "Foisch, ihr singts foisch".

Gab es schon mal Streit innerhalb der Band? Immerhin gab es in der über 25-jährigen Geschichte von Viva Voce mehrere Sänger-Wechsel. 

Benjes: Das lässt sich nicht verhindern. Unser Beruf ist kein normaler. In den ersten 20 Jahren haben wir hauptberuflich bei Viva Voce gesungen. Wir waren viel unterwegs, haben bis zu 160 Konzerte im Jahr gespielt. Das waren bis zu 100 Nächte im Hotel. Das hält nicht jede Beziehung aus. Und das hält auch nicht jeder Mensch aus. So hatten wir immer mal einen Wechsel in der Band. Seit 2021 ist Beatboxer Andreas Kuch neu dabei.

"Weil wir versucht haben, eine zweite Stimme zu singen, hat er uns während des Singens zugetuschelt: "Foisch, ihr singts foisch".
Viva Voce-Sänger Heiko Benjes über ein Sextett mit Franz Beckenbauer
War Corona ein großer Einschnitt?

Benjes: In der Tat. Vor der Pandemie waren wir zu fünft. Während der Pandemie haben wir zwei Leute verloren und einen neuen Sänger dazubekommen. Wir waren eine Zeitlang komplett ohne Einkommen. Wir standen vor dem schieren Nichts! Seitdem hat sich viel verändert bei Viva Voce. Jetzt haben wir noch 35 Auftritte pro Jahr. Wir können alle nicht mehr von der Kunst leben, sondern haben noch andere Berufe.

Vier Stimmen in perfekter Viva-Voce-Harmonie: (v. li.) David Lugert, Heiko Benjes, Andreas Kuch und Bastian Hupfer.
Foto: Martin Harth | Vier Stimmen in perfekter Viva-Voce-Harmonie: (v. li.) David Lugert, Heiko Benjes, Andreas Kuch und Bastian Hupfer.
Fällt es Ihnen schwer, nicht mehr zu 100 Prozent von der Kunst zu leben? Was machen Sie jetzt?

Benjes: Ich arbeite als technischer Redakteur und schreibe zum Beispiel gerade eine Bedienungsanleitung für eine Filterkaffeemaschine. Ich bin meiner Firma sehr dankbar und mache das auch gerne. Aber die Auftritte auf der Bühne sind meine Passion! Mir blutet das Herz, dass wir nicht mehr so viele Auftritte haben.

Vor kurzem hatte Viva Voce einen Auftritt in Versbach - und wollte Veitshöchheimer Luft schnuppern?

Benjes: David hat sich ein Hotel in Veitshöchheim gebucht, sich vor Ort inspirieren lassen und an unserem Programm weitergearbeitet. Veitshöchheim hat dieses Flair, das uns beflügelt. Und uns in Fastnachtsstimmung versetzt. Für die Fastnacht in Franken ziehen wir jedes Jahr für eine Woche nach Veitshöchheim. Dort treffen wir die ganze Fastnachtsfamilie. 

Stehen die Künstler nicht in Konkurrenz zueinander?

Benjes: Theoretisch ja. Praktisch nicht. Wenn wir auf die Kollegen treffen, freuen wir uns und fallen uns um den Hals. Es gibt Feiern und lange freundschaftliche Gespräche. In dieser familiären Atmosphäre entsteht die Sendung.

 
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