Die Würzburger Kulturszene hat gezeigt, was sie zusammen bewegen kann: Innerhalb von gut zwei Wochen wurde ein eintägiges Musik- und Kulturfestival zu Gunsten Geflüchteter aus der Ukraine auf die Beine gestellt. Zu "Culture For Peace" kamen am Karsamstag insgesamt knapp 3000 Menschen, und die Spendensumme liegt nach aktuellem Stand bei "weit über 60.000 Euro", wie Gunther Schunk als Sprecher der Organisatoren am Sonntag mitteilte.
Die Liste der beteiligten Organisationen und Akteure ist lang und reicht vom Dachverband Freier Würzburger Kulturträger, Posthalle, Umsonst und Draussen-Verein über das Theater am Neunerplatz, Kulturkeller Z87 und Theater Chambinsky bis hin zu den zahlreichen Musikern, Bands, Künstlerinnen und Künstlern, die sich für die Benefiz-Aktion kurzfristig und ehrenamtlich zur Verfügung gestellt haben. "Es war ein großes Zeichen. Wir hätten uns noch mehr Besucher gewünscht, aber wir sind trotzdem sehr zufrieden", betonte Schunk.
Mehr als 5000 Euro kamen in der Posthalle zusammen
Alleine in der Posthalle wanderten am Samstag mehr als 5000 Euro aus den Geldbörsen der Besucherinnen und Besucher in die aufgestellten Spendenboxen: "Darüber freuen wir uns besonders, nachdem beim Kinderprogramm am Nachmittag auch viele Ukrainerinnen mit ihren Kindern da waren, die natürlich nichts spenden können."
Zwei Stunden nach Beginn der Veranstaltung hatten kleine und große Besucher unter Anleitung von Würzburger Graffiti-Künstlern bereits fast alle Leinwände vor dem Eingang der Posthalle in bunte Kunstwerke verwandelt. Im Inneren tobten derweil die Kids auf der Hüpfburg, bestiegen den Kletterturm des Deutschen Alpenvereins oder schauten beim Kinderprogramm auf der kleinen Bühne zu. Fotograf Benjamin Brückner hatte gut zu tun – auf den Fotos seiner Pop-Up-Ausstellung "Faces For Freedom" mit DIN A3-Portraits der Besucher stand auf russisch "Kein Krieg".
Grußbotschaft von Natalia Klitschko
Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt als Schirmherr der Veranstaltung ließ sich als Teil der Ausstellung mit dieser Botschaft verewigen, nachdem er auf der Bühne ein kurzes Grußwort gesprochen hatte. Das große Engagement, das auch in der Aktion "Culture for Peace" seinen Ausdruck gefunden hat, zeichnet laut Schuchardt die Würzburger Stadtgesellschaft aus, "wenn es darum geht, den Menschen, die hierher geflohen sind, einen von Mitmenschlichkeit geprägten neuen Start zu ermöglichen."
Sein Dank ging auch an die Unternehmen und Organisationen, die sich unter anderem mit großzügigen Spenden beteiligt haben, darunter auch die städtischen Töchter WVV und Stadtbau GmbH mit jeweils 5000 Euro sowie der Lions Club Leone und der Rotary Club mit jeweils 3000 Euro. In einer kurzen Grußbotschaft per Video bedankte sich Natalia Klitschko, die Ehefrau des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko, bei den Initiatoren, den Kulturschaffenden und allen Spendern: "Mit eurer Initiative macht ihr auf die unmenschlichen Folgen des Krieges aufmerksam", sagte sie.
City-Gutscheine für Geflüchtete
Am Samstag kamen auf der Posthallenbühne noch einmal 5000 Euro von der Zukunftsstiftung Würzburg und 10.000 Euro vom Stadtmarketing-Verein "Würzburg macht Spaß" in Form von City-Gutscheinen dazu. Die Gutscheine werden an Geflüchtete aus der Ukraine verteilt, sie können in mehr als 220 Geschäften und gastronomischen Betrieben eingelöst werden. "Jeder Geschäftsinhaber und jeder Gastronom freut sich über ukrainische Gäste", sagte WümS-Geschäftsführer Wolfgang Weier.
Die symbolische Scheckübergabe an die Veranstalter fand zwischen insgesamt dreizehn Kurz-Konzerten mit Musikern und Bands aus der Region statt – darunter ein russisch-ukrainisches Streich-Ensemble des Philharmonischen Orchesters. Einen ganz besonderen Moment gab es vorher mit der Eugen de Ryck Band: Der Sänger und Gitarrist hatte bei einem Benefizkonzert für die Ukraine in Zeil kürzlich zwei ukrainische Sängerinnen kennengelernt, die derzeit in der Musikakademie Schloß Weißenbrunn in Ebern untergebracht sind.
Tatiana Makarova und Natalia Popazoglo standen am Samstag in der Posthalle mit ihm zusammen auf der Bühne und sangen jeweils einen selbst geschriebenen Song. Bei Makarova ging es dabei um die Hoffnung auf Liebe nach dem Krieg. Popazoglo hat versucht, im Text den Schmerz, die Angst und die Verzweiflung zu verarbeiten – unter anderem geht es darin auch um Mord und Vergewaltigung. "Es ist für uns schwierig, weil unsere Familie noch in der Ukraine ist. Aber gleichzeitig bin ich auch glücklich darüber, dass ich hier sein und singen kann", sagte Popazoglo nach dem Auftritt: "Ich liebe mein Land und will so schnell wie möglich wieder zurück nach Hause."