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Würzburg
Falscher Finanz-Guru muss lange hinter Gitter: Er prellte über 2000 Menschen um vier Millionen
Das Landgericht Würzburg verurteilte den Mann zu einer langen Haftstrafe. Zuvor hatte er noch mit seinen Bitcoins versucht, das Blatt zu wenden.
Ein 61-Jähriger soll über 2000 Anleger um insgesamt vier Millionen Euro betrogen haben. Jetzt musste er sich vor Gericht verantworten.
Foto: Getty/Daniel Biscan | Ein 61-Jähriger soll über 2000 Anleger um insgesamt vier Millionen Euro betrogen haben. Jetzt musste er sich vor Gericht verantworten.
Franz Barthel
 |  aktualisiert: 23.12.2024 02:29 Uhr

Zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten ist ein selbsternannter Experte für Kapitalanlagen verurteilt worden: Dem Mann (61) mit 18 Vorstrafen hatten 2 252 Anleger über vier Millionen Euro anvertraut mit der Hoffnung auf schnelle Rendite - die aber größtenteils ausblieb. Eine Erlaubnis für die fragwürdigen Geschäfte hatte der Angeklagte nicht, der seinen Firmensitz zwischenzeitlich auf einem Schloss im nördlichen Unterfranken hatte und ein Leben in Saus und Braus führte.

Das Urteil, so der Vorsitzende Richter Boris Raufeisen, sei zwar kein Weihnachtsgeschenk, aber zugegeben „mild“ - auch dank des umfassenden Geständnisses. Der Angeklagte habe zwar nicht von vornherein Leute betrügen wollen, aber bei „utopischen Gewinnversprechen“ das spekulative Element der Anlage verschwiegen und in Kauf genommen, dass die Kunden alles verlieren.

Der Angeklagte hatte zuvor erklärt, dass er mit seinen Anlagekonzepten auch dem "dem kleinen Mann“ zu Wohlstand und finanzieller Unabhängigkeit verhelfen wollte. Großflächig beworben habe er seine Anlagen nie, die Kunden seien von allein über private Empfehlungen gekommen.

Für 10 000 Euro in einem Jahr 120 000 Euro Gewinn versprochen

Zum Teil „fahrlässig“ nannte einer der Verteidiger das Verhalten der Kunden. Kritische Nachfragen blieben lange aus - auch als bei einer Anlage-Variante etwa versprochen wurde, dass wer einmal 10.000 Euro einzahlt, daraufhin ein Jahr lang monatlich 10.000 Euro zurückbekommt. Bei einem anderen Modell sollte sich das Kapital um das 3000- fache erhöhen. Mit dem Geld neuer Kunden wurden nach dem Schneeballsystem die Auszahlungen an bereits vorhandene Kunden finanziert.

Im Laufe des Prozesses hatte der Angeklagte eine Idee gehabt, um die um ihr Geld gebrachten Menschen zu entschädigen. So war kurzzeitig sein Plan, seine sogenannte "Bitcoin-Wallet" mit umgerechnet 4,2 Millionen Euro zu monetarisieren und damit das Geld zurückzuzahlen und damit das Blatt zu wenden. Dies gelang ihm aber nicht, ein Handicap sei gewesen, dass der Angeklagte aus der Zelle heraus nicht zügig an dafür notwendige Daten herankam. Das Gericht deutete an, dass man von Anfang an nicht an die Rückkehr der Millionen geglaubt hatte und die Staatsanwältin formulierte etwas deftiger in Richtung Verteidigerbank: „Sie führen uns hier vor, verkaufen uns für blöd“.

Nach zehn Verhandlungstagen endete das Verfahren trotz enormer Schadenssumme und einer 149 Seiten starken Anklage dann unspektakulär und schnell: Kein unzufriedener betrogener Kunde war als Zuhörer im Saal und einen Deal zur Höhe der Strafe gab es bereits.  Für den Fall, dass der Angeklagte ein glaubwürdiges Geständnis ablegt und damit den Prozess verkürzt, hatte die große Strafkammer des Landgerichts Würzburg bereits am ersten Verhandlungstag eine Strafe zwischen fünf und sechs Jahren in Aussicht gestellt.

Plädoyers in seltener Kurzfassung

Die Staatsanwältin und die drei Verteidiger waren einer Meinung, entsprechend kurz waren die Plädoyers. Die Staatsanwältin hielt sechs Jahre für angebracht, fünf reichen, so die Verteidiger. Auch er Angeklagte machte es kurz: Er entschuldigte sich bei seinen Kunden und schloss sich den Anwälten an.

Für fünf Jahre und drei Monate muss er nun hinter Gitter, das Urteil ist nicht rechtskräftig.

 
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