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Fake-Inserate? Impfgegner schalten massenhaft Stellenanzeigen in Zeitungen
Kündigen wirklich so viele Pflegekräfte wegen der kommenden Impfpflicht? Ganze Seiten von Stellengesuchen in Zeitungen könnten den Eindruck erwecken. Doch es scheint etwas faul.
In manchen Tageszeitungen und Anzeigenblättern erscheinen dieser Tage ganze Serien privater Stellenanzeigen von ungeimpften Pflegekräften. Nicht alle sind echt, offenbar gibt es Absprachen dafür.
Foto: Sven Hoppe, dpa | In manchen Tageszeitungen und Anzeigenblättern erscheinen dieser Tage ganze Serien privater Stellenanzeigen von ungeimpften Pflegekräften. Nicht alle sind echt, offenbar gibt es Absprachen dafür.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:42 Uhr

Droht mit der Einführung der Corona-Impfpflicht ab dem 15. März ein Exodus aus Pflege und Gesundheitsberufen? Unzählige Stellengesuche ungeimpfter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dieser Tage in deutschen Zeitungen erscheinen, könnten dies nahelegen. Sie klingen zum Beispiel so: "Krankenschwester, ungeimpft, kann ihren Traumberuf ab dem 16. März leider nicht mehr ausüben und sucht eine neue Tätigkeit."

Angegebene Handynummern teilweise nicht existent

Doch zumindest teilweise scheint es sich um konzertierte Aktionen von Impfgegnern zu handeln. Wie Recherchen ergaben, sind nicht wenige Profile der angeblich Jobsuchenden frei erfunden. So waren fast 130 solche Annoncen am Wochenende in einem Anzeigenblatt im sächsischen Bautzen erschienen. Andreas Rausch, Redakteur beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), enttarnte etliche der angegebenen Handynummern als falsch. Sie waren unvollständig oder nicht vergeben. Bei 18 Anrufen habe er niemanden erreicht.

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Auch der "Fränkische Tag" in Bamberg war betroffen. Mehr als 50 Inserate waren hier am Samstag geschaltet worden – Inhalt und Wortwahl ähnelten sich bei den meisten. "Das wirkte auf den ersten Blick fast wie abgesprochen", sagt Gerhard Staudt, Teamleiter des Auftragsmanagements der Mediengruppe Oberfranken.

Bei der Mediengruppe Main-Post ist diese Art von Anti-Impfpflicht-Kampagne laut Anzeigenleiter Matthias Faller bisher noch nicht aufgeschlagen. Man sei sensibilisiert und wachsam. Fakt ist aber auch in Unterfranken: Der Unmut beim Pflegepersonal in Altenheimen und Kliniken über die Teil-Impfpflicht nur für Gesundheitsberufe ist groß – nicht nur beim Personal, sondern auch bei den Trägern. Sie fordern stattdessen die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht für alle.

Im Mittelpunkt der teilweise gefälschten Stellengesuche steht einmal mehr der Messenger-Dienst Telegram. Nach Recherchen mehrerer Medien verdichten sich die Hinweise, wonach auch diese Anzeigen-Kampagnen über Telegram-Gruppen von Impfgegnern gesteuert werden. Dort verabredet man sich immer wieder zu subversiven Aktionen, etwa um durch massenhafte Anrufe Gesundheitsämter lahmzulegen. Mit den seitenweisen Stellengesuchen soll nun der Eindruck erweckt werden, dass ungeimpftes Pflegepersonal mit der zum 15. März beschlossenen Impfpflicht reihenweise abwandert. 

Aufrufe über Bamberger Telegram-Kanäle

Für Aufsehen hatte vor zwei Wochen zunächst eine Serie von gut 30 privaten Stellenanzeigen im "Traunsteiner Tagblatt" gesorgt.  Wie Nachfragen zeigten, waren die angeblichen Kündigungen beim dortigen Kreisklinikum allerdings nur vorgegaukelt. Beim "Fränkischen Tag" wurden die geschalteten Inserate laut Teamleiter Staudt mit "routinemäßigen Stichproben" geprüft. Auf gefälschte Telefonnummern, Kontoverbindungen und Biografien sei man hier nicht gestoßen.

Allerdings waren nur wenige Tage zuvor in einem Bamberger Telegram-Kanal ungeimpfte Pflegekräfte dazu aufgerufen worden, die Zeitung mit Stellenanzeigen zu "fluten". Der Aufruf wurde auf mindestens zwei weiteren Telegram-Kanälen veröffentlicht. Dennoch: Unwiderlegbare Beweise für einen Zusammenhang zwischen dem Telegram-Aufruf und der ungewöhnlichen Häufung ähnlich lautender Inserate gibt es dem "Fränkischen Tag" zufolge bislang nicht.

Andernorts bestehen dagegen keine Zweifel. So sollen am 29. Januar in der "Heilbronner Stimme" ebenfalls massenhaft angebliche Stellengesuche von Pflegekräften veröffentlicht werden. Herausgefunden hat dies "t-online"-Journalist Lars Wienand – und noch mehr: Anleitungen, wie die Anzeigen aussehen sollen, werden über Telegram-Gruppen verbreitet. Man wolle, so heißt es dort, mit möglichst vielen Anzeigen ein Zeichen setzen.

Mit Infos von dpa

 
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Kommentare
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  • h. k.
    Das CORONA-Virus hat an der Gesellschaft nichts geändert:
    die Intelligenten sind immer noch intelligent und die Dummen sind immer noch dumm.
    Man sieht nur beides deutlicher.
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  • D. M.
    Der 1 Teil der Bevölkerung muss für 4 andere brüllen und auf sich aufmerksam machen. Egal mit welchen Mitteln. Ein höchst unsoziales Verhalten
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  • S. K.
    Kauf dir ne Zeitung und probiere es selber aus.

    Es hat gewisse Vorteile.

    1) du kannst deine eigene empirische Studie durchführen
    2) Du bist erstmal ne zeitlang beschäftigt und schonst unserer Nerven
    3) Vielleicht findet du ein paar passende Freunde

    Es ist eine WIn-Win-Situation.
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  • S. K.
    Du hast den Artikel gelesen, hattest eine andere Wahrnehmung durch einen Fernsehbericht .

    Nun kannst du deine eigene Studie anstellen und eigene Daten sammeln.
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  • G. K.
    Und was, wenn nun tatsächlich beides stimmt, hentinger?

    Das wäre echt schade … wo Sie doch schon Witterung für den nächsten kapitalen Medienskandal aufgenommen haben …

    Wenn Sie Ihrer Fantasie freien Lauf lassen – dann weiß niemand, wohin das führt. Aber in jedem Fall führt es in direkter Linie vom Wesentlichen weg … 😉
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  • R. S.
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  • D. H.
    Pflegekräfte müssen sich vor Dienstantritt mindestens gegen Hepatitis A impfen lassen. Auch noch div. andere Impfungen sind für eine bestimmte Personengruppe vorgeschrieben. Da hört man keiner Proteste. Weshalb jetzt plötzlich dieser Aufschrei. Wenn eine Pflegekraft die Covid-Impfung verweigert, dann hat sie ihren Beruf verfehlt!!!!
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  • T. L.
    @dohpt:
    "Da hört man keiner Proteste. Weshalb jetzt plötzlich dieser Aufschrei."
    => Finde(n Sie) den Unterschied...
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  • L. W.
    @ Tomlin

    Es gibt diesen Aufschrei doch nur in Ihrem Wunschdenken - und dem der anderen Quarkdenker aus Basis und Abwärts für Deutschland.

    Wenn er real existieren würde hätten Sie und Ihre Mitstreiter unter den Aluhüten ja nicht diese Fake - Anzeigen schalten müssen.
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  • U. S.
    Impfgegner schalten Fake-Inserate. Ist das so? Weiss man denn schon genau wer diese Anzeigen aufgegeben hat oder behauptet man nur wieder etwas ohne beweisen zu können? Auch wenn viele Indizien in eine gewisse Richtung zeigen stellt dies noch lange keinen fundierten Beweis dar. Als neutrale unabhängige Zeitung hätte man somit allenfalls "Schalten Impfgegner Fake-Inserate?" schreiben können.
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  • A. F.
    Glauben Sie denn etwa allen Ernstes, dass die Zeitungen, die seitens der Leerdenker-Sekte mitunter auch als " Lügenpresse" bezeichnet werden, nicht vorher recherchieren, wer da ggf. welche Anzeige aufgibt, bevor sie damit an die Öffentlichkeit gehen!?

    Wenn Sie das glauben, dann glauben (wahrscheinlich) auch, dass der Nachtfalter Zitronen faltet und der Zitronenfalter die Nacht faltet!
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  • U. S.
    @Catweazle

    Da steht die Anzeigen wären frei erfunden. Da steht NICHT wer sie aufgegeben hat bzw nur teilweise vermutlich von Impfgegnern.

    Aber genau diese Sachlage war der Inhalt meines Kommentars. Schade, dass Sie ihn offenbar nicht verstanden haben. Die im Artikel genutzten Worte teilweise und vermutlich sind Ihnen wohl ebenfalls entgangen.
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  • S. K.
    Steht doch dabei, was die Rechercheergebnisse sind.

    Brauchst du evtl. eine Langzeitstudie?
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  • A. F.
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  • R. S.
    Bisweilen scheint es, als könne Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gleichsam ex cathedra seine pseudowissenschaftlichen Erkenntnisse aus seinem Elfenbeinturm verbreiten. Bezeichnend für seine Logik, die vermutlich nur er selbst zu verstehen in der Lage ist, ist seine Einlassung in der ARD-Tagesschau: „Es wird ja niemand gegen seinen Willen geimpft. Selbst die Impfpflicht führt ja dazu, dass man sich zum Schluss freiwillig impfen lässt.“

    Tags darauf fantasierte er bei Markus Lanz über die Frage, warum Großbritannien die Corona-Maßnahmen aufheben wird, während Deutschland daran festhält. Die vielen deutschen Ungeimpften seien das Problem, so der SPD-Politiker. Dabei liegt Deutschland mit seiner Impfquote von 73 Prozent sogar vor den Briten. Die Liste der Lauterbachschen Ungereimtheiten ließe sich beliebig verlängern.
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  • D. P.
    Seiner Logik kann man eigentlich ganz gut Folgen, wenn man sich mit seinen Quellen (wissenschaftliche Papers, Expertenrat, etc.) beschäftigt. Wenn man ihm aufmerksam zuhören würde, würde man feststellen, dass er nicht nur blind auf Quoten schaut, sondern auch demografische Unterschiede berücksichtigt. Dabei fällt schnell auf, dass die Impfquote bei den über 60-jährigen in Großbritannien deutlich höher ist als in Deutschland. Gleichzeitig ist die Bevölkerung in Deutschland älter als in Großbritannien - sprich das Virus trifft auf mehr Alte als Junge. Dadurch entsteht die sogenannte Impflücke in einem besonders gefährdeten Bevölkerungsteil, die wiederum den konservativen Kurs in Deutschland erklärt. Das kann man pseudowissenschaftlich ignorieren. Zum Glück haben wir nun aber ein paar Verantwortliche, die was von ihrem Fach verstehen.

    Quelle:
    https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/coronavirus/corona-report/extra-report-altersstrukturen-impfungen/
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  • R. S.
    Unfalltote werden nicht in der Corona-Statistik gezählt.
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  • L. W.
    @ Hollowman

    Pseudowissenschaftlich ist das was Sie hier absondern, weil Sie sich Details rauspicken aber das Ganze nicht sehen.
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  • R. S.
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