
Am 9. Juni 2024 werden die Würzburgerinnen und Würzburger zur Europawahl an die Urnen gerufen. Doch wofür steht die Europäische Union, kann sie den Frieden in Europa wirklich sichern, und wie sieht Europa auf lokaler Ebene aus? Darüber spricht Michal Kopriva, der im Würzburger Rathaus auch für EU-Angelegenheiten zuständig ist. Europa zieht sich durch das Leben des 47-Jährigen wie ein roter Faden. Er wurde in Tschechien geboren, seine Oma väterlicherseits war eine Sudetendeutsche, der Opa ein Österreicher. Kopriva bezeichnet sich selbst als "Europäer mit tschechischen Wurzeln".
Die Europäische Union beschreibt er als "eine komplexe politische und wirtschaftliche Union, die viele Vorteile auch für die Menschen und Unternehmen in Würzburg und Mainfranken hat". Gleichzeitig würden auch immer wieder Reformen angemahnt, zum Beispiel beim Abbau von Bürokratie. Die EU stehe vor vielen Herausforderungen, vor allem im Bereich der Migrationspolitik oder der Außen- und Sicherheitspolitik. "Mit der Stimmabgabe bei der Europawahl am 9. Juni kann man die Politik in der EU entscheidend mitgestalten." Hier sind Michal Koprivas 8 Gründe, warum Europa wichtig ist.
Grund 1: Europa ist lokal
Europa vor Ort sei es, über eine Brücke zu fahren, die neben Bund und Kommunen von der EU mitfinanziert wurde, erklärt Michal Kopriva. "Wenn wir morgens aufstehen und duschen, ist das saubere Wasser nach der Umweltqualitätsnorm ein Stück Europa. Beim Frühstück ist es die Marmelade mit dem EU-Biosiegel." Im Bereich Gesundheit fördere die EU vor Ort beispielsweise die enge Zusammenarbeit mit Industriepartnern oder die Universität Würzburg bei der Entwicklung neuer Antikörper und effektiver Tumortherapien.
Auch im Bereich Technologie gebe es viele Projekte, die unterstützt würden, beispielsweise "Technologietransfer Hochschule – Mittelstand Mainfranken" an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Hier soll über innovative Informations- und Kommunikationstechnologien die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft in der Region weiterentwickelt werden. Ein Großprojekt war im Jahr 2018 die Mitfinanzierung der Würzburger Landesgartenschau – mit 2,3 Millionen Euro, wie Kopriva erzählt.

Grund 2: Europa sichert Frieden
Eines der wichtigsten Verdienste der Europäischen Union sei ihre Rolle als Friedensprojekt, sagt Michal Kopriva. "Durch die Förderung von wirtschaftlicher Integration, politischer Zusammenarbeit und gemeinsamen Werten hat die EU dazu beigetragen, lang anhaltenden Frieden auf dem europäischen Kontinent zu sichern, insbesondere nach den verheerenden Erfahrungen der Weltkriege." Besonders in diesen schweren Zeiten – des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der Eskalation des Nahostkonflikts – sei es noch wichtiger zusammenzuhalten und als diplomatische Einheit aufzutreten, erklärt Kopriva.
"Die Welt brennt. Die einzige Prophylaxe ist, dass Europa zusammenhält und sich vertraut." Auch Würzburg leiste seinen Beitrag in diesen harten Zeiten. Zum Beispiel haben in der Domstadt über 2000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine eine neue Heimat gefunden, es habe viele Hilfsangebote, sowohl von Seiten der Stadt als auch von unzähligen ehrenamtlichen Helfern gegeben. Die Stadt Würzburg und das DAHW unterstützten beispielsweise auch das Rehabilitationszentrum "Unbroken" für Kriegsversehrte in Würzburgs Partnerstadt Lviv (Lemberg).
Grund 3: Europastadt Würzburg seit 1973
Würzburg trägt seit dem Jahr 1973 den Titel Europastadt. Dies drückt aus, dass sich die Stadt in besonderer Weise dem Gedanken der europäischen Verständigung verschrieben hat, so Michal Kopriva. Sie bekam den Titel für ihr außergewöhnliches Engagement für die europäische Idee und die Stärkung eines vereinten Europa. So sagt die Stadt über sich "Würzburg liebt Europa und die Welt – Als Europastadt denkt und fühlt Würzburg europäisch".
Grund 4: Europa fördert das Miteinander
Würzburg lebt von einer intensiven Beziehung zu seinen Partnerstädten: Caen in Frankreich, Dundee in Schottland, Rochester in den USA, Mwanza in Tansania, Otsu in Japan, Salamanca in Spanien, Suhl in Deutschland, Umeå in Schweden, Bray in Irland, Trutnov in Tschechien und Lviv in der Ukraine sowie weiterer Städtefreundschaften mit Nagasaki in Japan und Siracusa in Italien. "Für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft ist der Austausch mit anderen Menschen, Ländern und Kulturen sowie das Erlernen von Sprachen immens wichtig", sagt Kopriva. Für Juni hofft der 47-Jährige angesichts der Fußball-EM 2024 in Deutschland auf einen regen multikulturellen Austausch und freut sich, dass Würzburg Gastgeber für die Fußball-Nationalmannschaft aus Rumänien ist, die im Würzburger Melchior-Park-Hotel unterkommt.
Grund 5: Europa tritt für Demokratie ein
Die EU legt großen Wert auf Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechte innerhalb ihrer Mitgliedsstaaten. Durch Institutionen wie den Europäischen Gerichtshof und die Europäische Menschenrechtskonvention setze sich die EU für die Wahrung dieser grundlegenden Werte ein, führt Michal Kopriva aus.
"Dies ist aber naturgemäß nicht nur die Aufgabe einer Institution, sondern der Menschen, der Europäerinnen und Europäer." Auch in Würzburg gehen die Menschen regelmäßig in großer Zahl für Frieden, Toleranz, Vielfalt auf die Straße oder distanzieren sich deutlich von Hass und Ausgrenzung, wie zum Beispiel im März bei einer großen Demonstration mit etwa 10.000 Menschen.

Grund 6: Europa erleichtert Reisen und Leben im Ausland
"Der Schengenraum ermöglicht es, den Bürgerinnen und Bürgern ohne Grenzkontrolle zu reisen, was den kulturellen Austausch und wirtschaftliche Möglichkeiten fördert. Wenn ich morgen sage, ich möchte in Frankreich leben und arbeiten, kann ich das tun", sagt Michal Kopriva. All das seien Errungenschaften, die es ohne die EU nicht geben würde.
"Es lohnt sich, wählen zu gehen und proeuropäisch zu wählen. Denn: All das, was wir haben, ist nicht selbstverständlich." Großer Fan ist er vom EU-Programm Erasmus+ zur Förderung von allgemeiner und beruflicher Bildung, Jugend und Sport in Europa. Zwischen 2021 und 2027 stehe dafür ein Gesamtbudget von ca. 26 Milliarden Euro zur Verfügung, erklärt Kopriva.
Grund 7: Europa stärkt wirtschaftliche Partnerschaften
Die Wirtschaft in Mainfranken gehöre zu den Profiteuren der europäischen Einigung: "Durch den Binnenmarkt und die Zollunion bietet die EU ihren Mitgliedschaften wirtschaftliche Stabilität, Wachstumsmöglichkeiten und stärkt ihre Stimme auf der internationalen Bühne", erklärt Michal Kopriva. Als eine der größten Volkswirtschaften der Welt verfüge sie über einen erheblichen Einfluss auf die globalen Märkte. Auch die Währungsunion beschreibt Kopriva als "eine der großen Errungenschaften der EU".
Grund 8: Europa fördert Umweltschutz und Nachhaltigkeit
Die EU hat sich dazu verpflichtet, Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu fördern und dazu strenge Umweltschutzgesetze erlassen: "Wenn wir über das Thema Umwelt sprechen, gibt es etliche Projekte, in die Fördergelder der EU fließen, beispielsweise in die Green-Leaf-Initiative, um Städte und Orte in Europa schöner und umwelttechnisch nachhaltiger zu gestalten", erklärt Michal Kopriva. Ähnlich auch das Projekt "Nachhaltig mobil". Viele dieser Initiativen wurden von der EU ins Leben gerufen oder mitfinanziert. "Allerdings klebt da keine Plakette drauf, Made in EU, deshalb kriegen wir leider manches gar nicht mit."