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Würzburg
Erste Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl am 23. Februar: 250 junge Wähler bezogen klar Position zu brisanten Themen
Fachschaftsinitiative und Studierendenvertretung luden ins CVJM-Heim ein. Mit roten und grünen Karten vertraten junge Menschen ihre Meinung. Welche Tendenz es gab.
In einem interaktiven Format hatte das Publikum im CVJM-Haus die Möglichkeit, die Positionen der Würzburger Direktkandidaten und Direktkandidatinnen zur Bundestagswahl kennenzulernen.
Foto: Daniel Peter | In einem interaktiven Format hatte das Publikum im CVJM-Haus die Möglichkeit, die Positionen der Würzburger Direktkandidaten und Direktkandidatinnen zur Bundestagswahl kennenzulernen.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 22.01.2025 04:00 Uhr

Weniger als sechs Wochen vor dem Wahltermin am 23. Februar nimmt der Bundestagswahlkampf in Würzburg langsam Fahrt auf. Zur ersten Podiumsdiskussion hatten Studierendenvertreter der Uni Würzburg und der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) die fünf Direktkandidatinnen- und kandidaten von CSU, FDP, Grünen, SPD und Linken ins CVJM-Heim eingeladen. Das Interesse war groß, der Saal mit mehr als 150 vorwiegend jungen Menschen an seiner Kapazitätsgrenze. Etwa hundert Interessierte mussten an der Tür abgewiesen werden.

Wer nicht mehr reinkam, konnte die gut zweistündige Veranstaltung in Livestreams auf Instagram und dem Youtube-Kanal der Uni-Studierendenvertretung verfolgen, die zusammen auf rund hundert Zuschauer kamen. Veranstaltet wurde die Diskussion von der Fachschaftsinitiative "Political and Social Studies" der Uni Würzburg und der Studierendenvertretung Soziale Arbeit der THWS. Eingeladen hatten sie die Würzburger Kandidatinnen und Kandidaten der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD: Hülya Düber (CSU), Andrew Ullmann (FDP), Jessica Hecht (Grüne), Katharina Räth (SPD) und Aaron Lavent (Linke).

Katharina Räth (SPD) sprach bei der Podiumsdiskussion von Studierenden der Uni und der THWS zur Bundestagswahl im CVJM-Haus in Würzburg über die Bezahlkarte für Geflüchtete als 'Diskriminierung'. 
Foto: Daniel Peter | Katharina Räth (SPD) sprach bei der Podiumsdiskussion von Studierenden der Uni und der THWS zur Bundestagswahl im CVJM-Haus in Würzburg über die Bezahlkarte für Geflüchtete als "Diskriminierung". 

Als Unterstützung der beiden Moderatoren Fabian Baumann und Florian Benelli waren Theresia Wintergerst und Alma Kolleck als Faktencheckerinnen vor Ort. Die beiden Professorinnen der THWS-Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften griffen im Laufe einer weitgehend sachlichen Diskussion an drei Stellen mit ergänzenden Fakten ein, unter anderem mit Details zum Wohnungsbau in Deutschland und den nicht eingehaltenen Klimazielen im Gebäudesektor. Zu Beginn ging es in zwei längeren Runden um die Themen Wohnungsbau und Studiengebühren. Durch den unterschiedlich lauten Applaus wurde dabei schnell klar, dass im Publikum weitgehend eher links-progressiv eingestellte junge Menschen saßen.

Jessica Hecht (Die Grünen) machte bei der Diskussion ihre ablehnende Haltung zum Paragrafen 218a deutlich. 
Foto: Daniel Peter | Jessica Hecht (Die Grünen) machte bei der Diskussion ihre ablehnende Haltung zum Paragrafen 218a deutlich. 

Klares "Nein" des Publikums zum Paragrafen 218a 

Das wurde noch deutlicher, als die Anwesenden im zweiten Teil des Abends mit roten und grünen Kärtchen ihre Meinung zu fünf verschiedenen Themen abgeben konnten. Ein klares "Nein" gab es im Saal gleich bei der ersten These: "Der Paragraf 218a Strafgesetzbuch sollte bestehen bleiben." Das Publikum war damit auf einer Linie mit Katharina Räth, Jessica Hecht und Aaron Valent, die sich für das Ende der Strafbarkeit von Abtreibungen aussprachen. Andrew Ullmann und Hülya Düber enthielten sich. Sie wollen das Thema nicht im Wahlkampf, sondern nach der Bundestagswahl "mit dem notwendigen Ernst und sachlich", diskutieren, wie Düber betonte, die von einer "ideologischen Debatte" sprach.

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Ihre grüne Kontrahentin widersprach vehement: "Die Beendigung einer Schwangerschaft hat nichts mit dem Strafgesetzbuch zu tun und muss da raus. Es ist keine ideologische, sondern eine frauenfeindliche Diskussion", betonte Jessica Hecht. Sie und auch Aaron Valent treibt die Sorge um, dass darüber durch einen Bundestag entschieden werden könnte, in dem ein Viertel AfD-Abgeordneter sitzt: "Das finde ich unverantwortlich und gefährlich", sagte Valent.

Hülya Düber (CSU) spracht sich beispielsweise für eine Bezahlkarte für Geflüchtete aus.
Foto: Daniel Peter | Hülya Düber (CSU) spracht sich beispielsweise für eine Bezahlkarte für Geflüchtete aus.

Auch bei der nächsten These waren die unterschiedlichen Positionen klar erkennbar: Hülya Düber und Andrew Ullmann sprachen sich für eine Bezahlkarte für Geflüchtete aus, der Rest dagegen. "Es ist eine Diskriminierung. (…) Wir dürfen den Menschen ihre Handlungsfreiheit nicht nehmen", meinte SPD-Kandidatin Katharina Räth. Die große Mehrheit im Saal war ihrer Meinung. Beim Thema Klimaschutz waren sich Publikum und Kandidaten dann weitgehend einig, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen werden, um die Klimakrise wirksam zu bekämpfen.

Aaron Valent (Die Linke) positionierte sich gegen eine militärische Unterstützung Israels von Seiten der Deutschen.
Foto: niel Peter | Aaron Valent (Die Linke) positionierte sich gegen eine militärische Unterstützung Israels von Seiten der Deutschen.

Aaron Valent: "Keine historische Verantwortung rechtfertigt einen Genozid." 

Die schwierigste Frage des Abends kam kurze Zeit später in Form der These "Deutschland sollte Israel weiterhin militärisch unterstützen". Lediglich Aaron Valent sprach sich dagegen aus: "Wir müssen aufhören, Tod und Leiden in die Welt zu exportieren. Keine historische Verantwortung rechtfertigt einen Genozid", sagte der Linken-Kandidat und erhielt dafür viel Applaus. Etwa zwei Drittel des Publikums hatte er bei der Abstimmung auf seiner Seite.

Andrew Ullmann (FDP) enthielt sich zum Thema Schwangerschaftsabbruch-Paragraf.
Foto: Daniel Peter | Andrew Ullmann (FDP) enthielt sich zum Thema Schwangerschaftsabbruch-Paragraf.

Die anderen Diskussionsteilnehmer hatten zuvor schon mehr oder weniger deutlich, an die historische Verpflichtung Deutschlands und das Recht Israels zur Selbstverteidigung nach dem Terror-Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 erinnert. "Wir haben auch eine menschliche Verantwortung gegenüber Israel", so Andrew Ullmann: "Es ist aber auch unsere Pflicht, die Palästinenser mit medizinischer Hilfe zu unterstützen, das ist keine Frage."

Danach verließen die ersten Zuhörer den Saal und verpassten dadurch im dritten Teil des Abends die Fragen aus dem Publikum an einzelne Kandidaten. Dabei warf unter anderem eine Vertreterin von "Fridays for Future Würzburg" allen fünf vertretenen Parteien vor, in ihren Wahlprogrammen den Klimaschutz nicht ausreichend zu berücksichtigen.

Interaktion war gefragt: Das Publikum konnte zu verschiedenen Themen wie Sozialpolitik, Bezahlkarte, Wehrpflicht, Studiengebühren, Klimaschutz und Waffenlieferungen nach Nahost mit Karten abstimmen.  
Foto: Daniel Peter | Interaktion war gefragt: Das Publikum konnte zu verschiedenen Themen wie Sozialpolitik, Bezahlkarte, Wehrpflicht, Studiengebühren, Klimaschutz und Waffenlieferungen nach Nahost mit Karten abstimmen.  
 
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  • Heinrich Juestel
    Das Publikum war größtenteils akademisch. Wie die Abstimmungen ausgegangen wären, wenn Azubis, Jungarbeiter und Haupt...- sorry- Mittelschüler dabei gewesen wären, kann man nur vermuten.
    Wie immer nicht anonym sondern mfG
    Heinrich Jüstel
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  • Martin Deeg
    ...."Die Beendigung einer Schwangerschaft hat nichts mit dem Strafgesetzbuch zu tun und muss da raus. Es ist keine ideologische, sondern eine frauenfeindliche Diskussion"....

    Es geht nicht um Frauenfeindlichkeit sondern um die Abwägung von Rechtsgütern: die der Frau und das Recht des Kindes auf Leben!

    Es täte auch den Grünen gut, ihre Fundamentalposition, was "Frauenrechte" angeht endlich einmal auf den Prüfstand zu stellen, mehr Objektivität walten zu lassen und anzuerkennen, dass es diese Fundamentalpositionen sind, die es für Männer mitunter schwer macht, sie zu wählen!

    Väter kommen in der Politik der Grünen und auch der SPD überhaupt nicht vor, kein Wunder, dass da viele CDU wählen, die zumindest nicht ständig betont, dass Rechte von Männern zweitrangig sind.
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  • Daniel Winter
    Die Rechte von Männern sind nicht zweitranging, es gibt schlicht keine strukturelle Diskriminierung von Männern. Frauen sind in vielen gesellschaftlichen Bereichen immer noch nicht gleichberechtigt. Wir Männer sollten im Übrigen auch einfach mal die Klappe halten wenn es um den Körper von Frauen geht.
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  • Martin Deeg
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (fehlender inhaltlicher Bezug zum Thema des Artikels). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Martin Deeg
    ….“es gibt schlicht keine strukturelle Diskriminierung von Männern“….

    Für jemanden, der sich seit Jahrzehnten mit struktureller Diskriminierung (insbesondere) von Männern befasst, ist diese Aussage ähnlich grotesk wie die Aussage der AfD, es „gibt keinen menschengemachten Klimawandel“.

    Man kann ja alles behaupten, man kann natürlich auch seine Außenpolitik als „feministisch“ etikettieren - muss dann aber damit rechnen, dass dies Wähler/-innen bereits im Ansatz abstößt!
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  • Martin Deeg
    …„Wir Männer sollten im Übrigen auch einfach mal die Klappe halten wenn es um den Körper von Frauen geht.“….

    Es geht um Kinder, nicht um den „Körper von Frauen“ - dieser ist lediglich ein Aspekt der Thematik, deshalb hat § 218 StGB auch seine Berechtigung.
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  • Jochen Behr
    War der Direktkandidat der AfD eingeladen und wenn nicht warum? Oder ist er auf Einladung nicht erschienen? In einer Demokratie sollten alle Parteien, die zugelassen sind zur BTW an einer fairen Podiumsdiskussion teilnehmen.
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  • Daniel Winter
    Wenn die Studierendenvertretungen nur Kandidaten von demokratischen Parteien einladen wollen, ist das ihr gutes Recht. Sie wollten wohl Hass und Hetze keine Bühne geben. Vermutlich hätte sich der AfD-Kandidat unter gebildeten jungen Menschen ohnehin nicht besonders wohl gefühlt!
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  • Jochen Behr
    Nein! Jede Partei, die zur BTW zugelassen ist sollte das Recht haben sich inhaltlich mit Anderen und den Wählern auseinandersetzen zu dürfen. Ausgrenzung ist undemokratisch!
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  • Rahel Behnisch
    Das mag für öffentliche-rechtliche Einrichtungen gelten, aber eine Studierendenvertretung, die nicht an öffentliche Gelder gebunden ist, darf sehr wohl selber entscheiden, welches Meinungsspektrum sie bei einer Podiumsdiskussion vertreten sehen möchte. Die AfD nicht einzuladen ist vor allem dann nicht undemokratisch, wenn die Demokratiefeindlichkeit in erster Linie von der Partei selber ausgeht, etwa wenn sie alle anderen Konkurrenten verächtlich von Kartellparteien bezeichnet und sich als einzige „Retterin“ Deutschlands inszeniert.
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  • Jochen Behr
    Undemokratische Psrteien gibt es in Nordkorea aber in Deutschland ist jede nicht verbotene Partei demokratisch legitimiert an Wahlen teilzunehmen und hat das Recht mit hrem Wahlprogramm zu werben. Inhaltliche Auseinandersetzung bei Podiumsdiskussionen ist die Basis der Demokratie und nicht Ausgrenzung.
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  • Martin Deeg
    Habe hier gerade einen Flyer für eine Podiumsdiskussion kommende Woche vor mir: Kandidaten von SPD, Grünen, der Linken, CDU und FDP sind namentlich genannt.

    AfD wurde „angefragt“, ein Name ist nicht bekannt - es gab offenbar auch keine Antwort.
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  • Gerhard Müller
    Eine rechtsextreme Partei, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, hat nichts auf einem Podium demokratischer Parteien verloren. Der CVJM hat es sehr gut gemacht!
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  • Martin Deeg
    Die AfD gehört schlichtweg als verfassungsfeindlich verboten, dann muss man auch nicht mehr ständig über diesen Spuk reden.

    Solange gilt allerdings wohl das:

    ..."Eine relevante Partei bewusst auszuschließen, das geht laut Kultusministerium nicht. „Die Schule ist zur politischen Ausgewogenheit und Überparteilichkeit verpflichtet, soll aber den lebendigen Kontakt zu der außerschulischen Wirklichkeit herstellen, wozu auch der Gedankenaustausch mit Abgeordneten gehört“, heißt es in einer Handreichung an die Schulen zur Bundestagswahl. "...(Quelle: StZ, 19.01.25)

    Da demonstriert dann halt auch die Antifa vor dem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (!) ....
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  • Jochen Behr
    Genau…alles verbieten was nicht woke ist!
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