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Würzburg/Ingolstadt
Bittere Niederlage: Würzburger FDP-Abgeordneter Ullmann gehört dem nächsten Bundestag vermutlich nicht mehr an
Großes Gerangel beim Parteitag der FDP zur Listenaufstellung: Gesundheitsexperte Ullmann scheiterte. Ein anderer Unterfranke ist trotz Niederlage gegen Seehofer vorne dabei.
FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann wird dem nächsten Bundestag aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr angehören.
Foto: Thomas Obermeier | FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann wird dem nächsten Bundestag aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr angehören.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 26.12.2024 02:35 Uhr

Enttäuscht sei er nicht, "eher traurig", sagt Andrew Ullmann am Morgen danach. Der FDP-Bundestagsabgeordnete aus Würzburg ist einer der prominenten Verlierer des Parteitags der bayerischen Liberalen zur Aufstellung der Landesliste.

Dem nächsten Bundestag, der am 23. Februar gewählt werden soll, wird der Medizinprofessor höchstwahrscheinlich nicht mehr angehören. "Ich habe immer gewusst, dass Abgeordneter zu sein, nur ein Mandat auf Zeit ist", so Ullmann, der dem Parlament seit 2017 angehört und sich unter anderem in der Corona-Debatte immer wieder stark profiliert hat. 

Der 61-Jährige steht diesmal auf Platz 18 der Bayernliste. Sollte es für die FDP, entgegen aktueller Prognosen, am Ende doch reichen, bundesweit die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden, haben maximal fünf oder sechs bayerische FDP-Politiker Aussichten auf einen Parlamentssitz.

Wäre er auf dem angestrebten achten Platz gelandet, hätte der Gesundheitsexperte zumindest noch Außenseiterchancen gehabt. Ullmann indes verlor gleich mehrere Abstimmungen um Plätze unter den ersten 15 – mal mehr, mal weniger deutlich. Zu groß war das Gerangel um aussichtsreiche Positionierungen beim Treffen der 420 Delegierten im Stadttheater Ingolstadt.

Karsten Klein aus Aschaffenburg könnte auch der nächsten FDP-Fraktion im Bundestag angehören – falls es die Liberalen über fünf Prozent schaffen.
Foto: Heiko Becker | Karsten Klein aus Aschaffenburg könnte auch der nächsten FDP-Fraktion im Bundestag angehören – falls es die Liberalen über fünf Prozent schaffen.

Alle 14 amtierenden FDP-Abgeordneten aus dem Freistaat buhlten erneut um vordere Positionen, hinzu kamen "Neulinge" wie Landeschef Martin Hagen, der nun als bayerischer FDP-Spitzenkandidat die Liste anführt. Der Oberbayer konnte sich aber auch nur ganz knapp in einer Kampfabstimmung gegen den früheren FDP-Landesvorsitzenden Albert Duin durchsetzen. Hinter Hagen belegt Katja Hessel aus Nürnberg, bis zum Ampel-Aus Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium von Christian Lindner, Platz zwei.

Susanne Seehofer gewinnt Abstimmung gegen Karsten Klein

Für Position drei hatte sich, wie bei der Wahl 2021, Karsten Klein, der unterfränkische FDP-Bezirksvorsitzende, beworben. Doch auch der Bundestagsabgeordnete aus Aschaffenburg bekam mächtig Gegenwind – von Susanne Seehofer, der Tochter des früheren bayerischen CSU-Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Die 33-Jährige aus München gewann die Abstimmung gegen Klein klar mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit.

Für den Haushaltsexperten, der seit 2017 Mitglied des Bundestags ist, reichte es dann aber zur Mehrheit beim Votum für Listenplatz vier. Damit hat der 47-Jährige gute Chancen, dem Parlament weiterhin anzugehören, wenn es die FDP bundesweit schafft.

Klein betonte am Sonntag auf Nachfrage, als Chef der Unterfranken-FDP empfinde er das Ergebnis für Parteifreund Ullmann als "schmerzhaft". Die Liberalen seien eine selbstbewusste, eigenständige Partei. Da könne ein Parteitag schon mal eine "eigene Dynamik" entwickeln – zumal es im Vorfeld keine Abstimmungsempfehlungen seitens des Landesvorstands gegeben habe.

Die Konsequenz war, dass neben Ullmann weitere bekannte Namen wie der Energie-Fachmann Lukas Köhler (Platz 17) oder der Innenexperte Stephan Thomae (Platz 16) bei den Abstimmungen um gute Listenplätze verloren.

Karl Graf Stauffenberg landet auf Platz 19

Karl Graf Stauffenberg aus Irmelshausen (Lkr. Rhön-Grabfeld), der FDP-Direktkandidat im Wahlkreis Bad Kissingen, belegt unterdessen Platz 19 der bayerischen FDP-Landesliste. Der Enkel des Hitler-Attentäters landet damit direkt hinter Ullmann.

Für den Würzburger Noch-Abgeordneten heißt es derweil, den Ärger über die Entscheidung des Parteitags hinter sich zu lassen – und im Wahlkampf auf lokaler Ebene dafür zu kämpfen, dass es die FDP über die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Ullmann: "Ein Bundestag ohne eine liberale Partei, das darf nicht sein."

 
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  • Marc Stürmer
    Die Lindner-Selbstdarstellungsplattform braucht niemand mehr.
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  • Johannes Metzger
    Die FDP hätte nur dann eine Chance wieder in den BT zu kommen, wenn sie sich von ihrer mehr als stark angeschlagenen Führungsspitze trennen würde und eine (heute nicht mehr vorhandene) sozialliberale Komponente, zumindest erkennen lies. So aber wird eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen, als eine lindnerisch geprägte Klientelpartei in den nächsten Bundestag.
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  • Ernst Dürr
    Was streiten die sich eigentlich um die vorderen Listenplätze? Die FDP scheitert doch eh an der 5%-Hürde. Und besser nicht im Bundestag als schlecht im Bundestag,nicht wahr Herr Lindner?
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  • Irmgard Engert
    Ich denke mal, nach der Wahl dürfte es egal gewesen sein, ob er auf Platz 2 oder 20 nicht in den Bundestag kommt, denn die ganze Partei ist nicht mehr drin!
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  • Daniel Winter
    Neben ihrer Klientelpolitik ist der schlimmste Fehler der FDP das Herumreiten auf der Schuldenbremse und der entstehenden Zinsbelastung aus der Staatsverschuldung - und das mitten in einer Wirtschaftskrise. Der Verfall der Infrastruktur und die daraus entstehenden Kosten / Schäden für die Volkswirtschaft werden wesentlich teurer als diese jetzt auf Pump zu modernisieren.
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  • Hubert Endres
    Herr Winter. Die Schuldenbremse ist vollkommen richtig. Schulden kosten Geld für Zinsen. Trotz sprudelnder Steuereinnahmen wurden die Investitionen in die Infrastruktur vernachlässigt. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht ? Und das waren anderen Parteien mit ihren unf.... Politikern. Die Steuereinnahmen wurden anderweitig aus dem Fenster geworfen, nur nicht im eigenen Land. Wenn die FDP nicht mehr im Bundestag ist, kommen dafür Grüne und Linke rein, dann können wir den Laden zumachen.
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  • Johannes Metzger
    Die Schuldenbremse in der heutigen Form ( vor allem unter den heutigen Rahmenbedingungen) ist ein Quatsch. Die führenden Wirtschaftswissenschaftler sehen das ähnlich.
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  • Elisabeth Hofmann
    wenn ich heute eine Brücke für 1 Millione sanieren könnte - mit Schulden und Zinsen
    und wenn ich das nicht mache in8 Jahren komplett einreissen muss (falls sie nicht schon eingestürzt ist) und dann für 20 Millionen neu bauen muss ? Haben Sie darüber schon mal nachgedacht ?
    gez L. Hofmann
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  • Frank Stößel
    Das Kunststück "sozialliberale" Politik zu machen, wird ohne oder mit FDP bei deren Personal mit Ampelzerstörer Lindner an der Spitze wohl nichts mehr werden. In der Ampel hat die liberalkonservative Kleinstpartei kläglich versagt. Wieso soll sich das in ein paar Wochen plötzlich und grundsätzlich ändern? Die FDP machte mit ihrer Klientelpolitik AfD und BSW größer. Dieser Schaden darf nicht unterschätzt werden. Insofern hat Herr Ullmann nun Zeit, von außen zu prüfen, ob er noch in der richtigen Partei ist.
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  • Roland Rösch
    Bin froh das FDP bald Geschichte ist . Die 5 %+ Mehrheitsbeschaffer haben schon einiges verbockt. Qualität eines Herrn Genscher ist unerreicht.
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  • Alfred Holler
    Na ja, Scholz und Habeck hätten halt besser überlegen sollen, wen sie da ins Boot holen, aber sie wollten ja unbedingt ran ...
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  • Hubert Endres
    Herr Holler. Haben es die beiden Parteien besser gemacht. Sind auch absolut unfähig.
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  • Alfred Holler
    Über die beiden hab ich nicht geurteilt, nur dass sie sich zum Machtgewinn mit der FDP einließen und sich jetzt beklagen, dass die das rot-grüne Schauspiel beendet haben.
    Gut gemacht haben alle drei wenig...
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  • Peter Lelowski
    Prof. Ullmann hat eher die Ausstrahlung eines Alt-Liberalen wie Genscher, aus dessen Nachbarwahlkreis im Westlichen Westfalen er stammt oder die eines Gerhard Baum. Das macht ihn persönlich sympathisch. Zu den F.D.P.-Vertretern in der Art der kämpferisch daher kommenden derzeitigen Bundesspitze paßt er nicht so recht. Daher war das mit Kandidatur für die vorderen Listenplätzen nicht so ertragreich. Macht nix - er wird so schnell nicht arbeitslos.
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  • Jürgen Gittel
    Spätestens seit der Aktion "Ampel-Aus" hat die FDP ihre Glaubwürdigkeit verloren. Das war schon Schmierentheater, dass man sonst nur aus Bananenrepubliken kennt. Ansonsten muss man sich klar sein, dass die FDP eher auf der Seite der "Großen" und Firmen steht und nichts für den normalen Bürger übrig. Bildlich gesehen, am liebsten bis 70 arbeiten lassen und denen, die eh genug Geld haben, Steuererleichterungen in den A... blasen. Die Frage dürfte auch sein, ob ein Kanzler Merz so die bessere Wahl ist.
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  • Thomas Diener
    Die Partei hat mit ihren Ansichten nichts mehr im Bundestag verloren !
    Sie bevorzugen nur ein Klientel und sind schon seit längeren von den Boden der Tatsachen
    mächtig abgehoben. Besonders Ihre Parteispitze in Berlin hat in jeder Hinsicht versagt !
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  • Paul Schüpfer
    Das hätte sich die FDP mal früher überlegen sollen mit der liberalen Partei im Bundestag.
    In den letzten drei Jahren gab es jedenfalls da keine, die FDP hieß.
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