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Würzburg
Erinnerung an gute Zeiten der einstigen Würzburger Prachtstraße: Die Drei von der Kaiserstraße
Franz Wohlfart, Rudolf Weißmantel und Monika Vögele sind in der Würzburger Kaiserstraße aufgewachsen. Sie erzählen, wie das Leben in der Nachkriegszeit hier war.
Franz Wohlfart, Monika Vögele und Rudolf Weißmantel (von links) sind in den 50er Jahren in der Kaiserstraße aufgewachsen und leben noch heute dort.
Foto: Thomas Obermeier | Franz Wohlfart, Monika Vögele und Rudolf Weißmantel (von links) sind in den 50er Jahren in der Kaiserstraße aufgewachsen und leben noch heute dort.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:58 Uhr

Franz Wohlfart und Monika Vögele sind in den 50er Jahren geboren und in der Kaiserstraße aufgewachsen. "Ich bin sogar in der Kaiserstraße geboren", erzählt Rudolf Weißmantel. "Im Haus Nummer 27 war eine Arztpraxis mit Belegbetten." Dort ist er vor 84 Jahren in Würzburg auf die Welt gekommen.    

Wolfart lebt seit 70 Jahren in der Kaiserstraße in dem Haus, in dem seine Eltern einst eine Metzgerei hatten. Die drei Hauseigentümer haben die Entwicklung der Straße in den vergangenen Jahrzehnten miterlebt. Mit der Redaktion haben sie sich getroffen, um zu erzählen, wie die Geschäftsstraße früher war und wie sie sich verändert hat.           

Ein Foto von 1930 zeigt Bäckerei und Conditorei Kiess im Haus, das 1945 von einer Bombe zerstört wurde.  
Foto: Familie Weißmantel | Ein Foto von 1930 zeigt Bäckerei und Conditorei Kiess im Haus, das 1945 von einer Bombe zerstört wurde.  

Rudolf Weißmantel ist Seniorchef des Café Kiess. Bäckerei und Konditorei mit Café gibt es seit 1910. Mittlerweile ist mit Weißmantels Enkelsohn die fünfte Generation im Familienbetrieb aktiv.  

In der Metzgerei wurden zeitweise auch Bücher verkauft

Aus Familienbetrieben stammen auch Monika Vögele und Franz Wohlfart. Seine Großeltern haben 1939 von der Metzgermeisterwitwe Sans das Geschäft in der Kaiserstraße erworben und umgebaut. "Wir waren nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg die ersten in der Straße, die wieder intakte Schaufenster hatten", erinnert sich Wohlfart.

Fotoserie

Neben Wurst und Fleisch gab es in der Metzgerei damals auch Bücher der ausgebombten Buchhandlung Knodt zu kaufen. Auch das Haus mit dem Café Kiess wurde im März 1945 von einer Bombe getroffen. Doch schon Ende des Jahres wird wiedereröffnet. Rudolf Weißmantel erinnert sich noch gut an die zerstörte Straße. "Wir haben zwischen den Trümmern der Häuser gespielt."

Die Kaiserstraße im Wiederaufbau im Jahr 1948. Der Pfeil auf der Fassade macht auf das Lebensmittel- und Süßigkeitengeschäft 'Lorenz Vollkommer' aufmerksam.
Foto: Walter Röder | Die Kaiserstraße im Wiederaufbau im Jahr 1948. Der Pfeil auf der Fassade macht auf das Lebensmittel- und Süßigkeitengeschäft "Lorenz Vollkommer" aufmerksam.

"Mit sechs Jahren begann ich Päckchen auszutragen", erzählt Wohlfart. Es klingt nicht so, als hätte er die Lieferung an die Stammkundschaft der Metzgerei als "Kinderarbeit" empfunden: "Ich bin gerne in der Nachbarschaft rumgeflitzt, besonders zum Spielwarenladen Ott in der Haugerpfarrgasse." Der Familie hat er oft Leber und Filet gebracht und manchmal ein Kartenspiel bekommen.   

Auf dem Heimweg eine Eiskugel für fünf Pfennig

Auch Monika Vögele hat schon als Kind im elterlichen Feinkostgeschäft "Lorenz Vollkommer" mitgeholfen. "Wir haben auch Weine der Spitäler verschickt und Lebensmittel an Großküchen geliefert", erinnert sich die Würzburgerin. 

"Habt ihr auch so gerne auf dem Heimweg noch eine Bratwurst vom Eckart gegessen?", fragt Monika Vögele beim Treffen im Wohnzimmer von Franz Wohlfart in der Kaiserstraße. "Oder eine Eiskugel für fünf Pfennig beim Lazzaris?," erinnert sich dieser.      

Metzgermeister aus Würzburg und Umgebung kommen 1957 zu einer Fortbildung in die Metzgerei Wohlfart. Das Bild entstand auf der Treppe zur Reisgrubengasse und zeigt: vorne Franz Wohlfart als Vierjähriger, in der dritten Reihe ganz links sein Vater und in der letzten Reihe als Zweiter von links den Großvater in dunkler Metzgerjacke. 
Foto: Familie Wohlfart | Metzgermeister aus Würzburg und Umgebung kommen 1957 zu einer Fortbildung in die Metzgerei Wohlfart. Das Bild entstand auf der Treppe zur Reisgrubengasse und zeigt: vorne Franz Wohlfart als Vierjähriger, in der ...

Die Namen der Geschäfte und ihrer Inhaber fliegen nur so über den Tisch: Die Rohrwassers vom "Würzburger Hofbräu", der Kurt Weigand vom Café Ludwig, bei Holm-Pälz gab es die neusten Schallplatten, bei Roth Briefmarken und Münzen für Sammler und bei Wolzdorf alles für Raucher... Zu allen Namen fallen ihnen Geschichten ein. Die Geschäftsleute in der Straße waren damals wohl eine große Familie.  

"Langsam aber ständig änderte sich das", berichtet Wohlfart. Viele kleine Geschäfte wurden aufgegeben. "Das Geschäft war nicht mehr rentabel", erzählt Monika Vögele, die Bankerin geworden ist. Die Metzgerei Wohlfart machte 1965 zu.     

Bis Anfang der 1990er Jahre gab es eine gute Mischung von Geschäften

Die Lücken wurden durch Filialisten ersetzt. Trotzdem war die Geschäftswelt in der Kaiserstraße laut Weißmantel bis Anfang der 90er Jahre eine gute Mischung. "Doch die Einführung der Fußgängerzone 1992 war für die Kaiserstraße schlecht und der Wegfall der Straßenbahn-Haltstelle 1998 machte es noch schlimmer", sagt der Seniorchef vom Café Kiess. Seitdem sei die Straße von der restlichen Innenstadt abgeschnitten.     

Rudolf Weißmantel, Monika Vögele und Franz Wohlfahrt schwelgen in Erinnerungen.
Foto: Thomas Obermeier | Rudolf Weißmantel, Monika Vögele und Franz Wohlfahrt schwelgen in Erinnerungen.

Dass die 2018 umgebaute Straße inzwischen mit den meisten Leerständen das Sorgenkind der Stadt ist, bedauern die Hausbesitzer. Der Ersatz des alten Straßenbelags sei notwendig gewesen, aber das heutige Erscheinungsbild gleichförmig. Es fehlten zum Beispiel eine ordentliche Beleuchtung, Blumenschmuck, Mülleimer und eine Ecke mit einem Spielgerät, wie es sie in der Eichhornstraße gibt. Monika Vögele, Franz Wohlfart und Rudolf Weißmantl hoffen, dass sich bald etwas tut, damit ihre einst pulsierende Geschäftsstraße wieder etwas vom früheren Glanz zurückbekommt.    

 
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  • H. S.
    "Früher war alles gut, heute ist alles besser. Es wäre besser, wenn wieder alles gut wäre" (Heinz Erhardt).
    Das Thema Leerstand in der Kaiserstraße bewegt offenbar die Gemüter sehr.
    Da die Stadt Wzbg. schon seit Jahren den innerstädtischen PKW-Verkehr bewusst unattraktiv machen will, verstehe ich die jetzige Verwunderung über Leerstand nicht.
    Liebe Stadtplaner (oder wer dafür zuständig ist), an eurer Stelle würde ich noch mehr Parkflächen entziehen (Kardinal-Faulhaber-Platz), die Parkgebühren noch mehr erhöhen, noch mehr kostenlose Parkflächen kostenpflichtig machen (Talavera) und dann mal schauen ob das dem städtischen Innenleben guttut!!! ....Mann, Mann, Mann... Ich würde mich nicht wundern wenn auch andere Straßen in Würzburg bald vom Geschäfteschwund betroffen sind.
    Bin schon jetzt gespannt auf das Konzept und die Parkgebühren im neu entstehenden Parkhaus am Hauptbahnhof, das ja bekanntlich auch Nähe Kaiserstraße liegt!-?
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  • D. E.
    Ich wäre gespannt auf Ihr Konzept. Kaiserstraße, Barbarossaplatz, Theaterstraße vollumfänglich für den PKW-Verkehr öffnen, parken auf dem Gehweg, und die Geschäfte blühen wieder? Ist das Ihr Ernst?
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  • H. S.
    ...wer verlangt den das???
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  • D. E.
    Ich wäre gespannt auf Ihr Konzept. Kaiserstraße, Barbarossaplatz, Theaterstraße vollumfänglich für den PKW-Verkehr öffnen, parken auf dem Gehweg, und die Geschäfte blühen wieder? Ist das Ihr Ernst?
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  • M. S.
    Durch Schwelgen in Erinnerungen an die guten, alten Zeiten ändert sich am aktuellen Zustand rein gar nichts. Er gibt einem höchstens ein wohliges oder schlechtes Gefühl, aber das ist auch schon alles.
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  • H. S.
    Die Kaiserstraße wirkt wie ein zugiges Treppenhaus oder ein ungemütlicher Fußgängertunnel. Blickachse Hotel und Bahnhof, nicht was den Blick festhält. Die Straba teilt die Straße, die fehlende Haltestelle tut ein übriges. Schnell durch gilt für Straba und Fußgänger.
    Die Hausbesitzer sollten die Läden in Wohnungen umbauen.
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  • G. A.
    Das Cafe Kiess gehört zu Würzburg. Die Hörnla, Gebäck und Torten nicht wegzudenken.
    Kaufen Sie diese grossartige Handwerkskunst bevor Sie meckern.
    Wohnraumbewohner wohnen nicht nur, sie essen auch.
    Cafe Kiess immer ein Genuss.
    Zum Geburtstag gab es immer etwas Ausgefallenes vom Vollkommer. Getrocknete Bananen z.B.
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  • B. T.
    Der Kaiserstr wird man mit den aktuellen, meist schäbigen Fassaden sicher nicht zu neuem Glanz verhelfen können. Und historisch war es sicherlich ein Fehler, das Palais abzureißen, an dessen Stelle das hässliche C&A Gebäude steht. Waren die historischen Fassaden der Straße nach dem Krieg nicht wenigstens zum Teil zu retten? Wurden sie absichtlich geschliffen? Wer den Berliner Ku’damm entlang läuft oder in Dresden in der Innenstadt unterwegs ist, bekommt einen Eindruck davon, was da verloren ging. Schon in eigenem Interesse sollten die Hauseigentümer in das Erscheinungsbild ihrer Immobilien investieren. Da ist nicht die Stadt gefragt, sondern es sind die Eigentümer selbst.
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  • F. K.
    Da gebe ich Ihnen vollkommen recht! Wenn man alte Fotos von vor dem Krieg sieht, kann man erahnen, welch hohe Aufenthaltsqualität die Straße einst hatte.

    Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich vllt doch i-wann mal ein oder mehrere Liebhaber als Investoren findet und zumindest das ein oder andere Gebäude mit der Vorkriegsfassade rekonstruiert. Völlig unsinnig ist dieser Gedanke nicht, wie man zB an Dresden, Berlin, Potsdam und Frankfurt sehen kann. Aber dazu müsste es auch den entsprechenden Willen im Stadtrat geben, den Weg hierfür freizumachen, indem man solche Projekte gezielt fördert und/oder für Neubauten eine entspr. Gestaltungssatzung erlässt. Anfangen sollte man mit den Eckgebäuden, damit das Ganze einen Rahmen bekommt. Und zwar mit dem hässlichen grauen Gebäude Ecke Kaiserstr./Röntgenring. Da allerdings die Stadtbild-Kommission vor einiger Zeit die anfangs angedachte historisierende Fassade der neuen „Marktbärbel“ abgelehnt hat, scheint dies zurzeit nicht gewollt traurig
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  • B. T.
    Ich teile Ihre Meinung und Hoffnung! Es spricht nichts gegen historisierende Architektur, außer dem egoistischen Ehrgeiz von Architekten, sich in 1a-Lagen der Innenstädte verewigen zu wollen. Es hat ja damals niemand in Deutschland gewollt, dass all diese schönen Gebäude zerstört werden, und war womöglich froh darüber.
    Wie menschenfeindlich moderne Architektur sein kann, sieht man an immer mehr Orten in Berlin, nicht nur am Potsdamer Platz.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Hört sich einfach und prächtig an, aber nach dem Krieg und auch in den danach erfolgten Jahren war es nicht so einfach, entsprechende Fassaden und Gebäude etc. wieder herzustellen. Daher gibt es diese schmucklosen Gebäude. Zusätzlich ist es heutzutage finanziell kaum tragbar für Eigentümer die ursprünglichen Fassaden , selbst wenn sie unter Denkmalschutz einen geringen Zuschuss bekommen würden, zu sanieren. Ich spreche aus
    eigener Erfahrung, habe bei einem fünfstöckigen Mehrfamilenhaus die Fassade incl. Sandsteinbalkons sanieren lassen und zahle noch im Grab daran ab.
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  • A. P.
    Warum haben sich denn die Einzelhändler aus der Kaiserstr. zurückgezogen? Weil sich die Mieten nur noch große Ketten (Drogerie Müller, Parfümerie Douglas, h&m, orsay usw.) leisten konnten. Als die Geschäfte nicht mehr liefen, wurden die Filialen geschlossen. Für die Hauseigentümer scheint es profitabler zu sein, die Ladenfläche leerstehen zu lassen oder kurzfristig an 'Billigläden' zu vermieten...
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  • N. B.
    Es wird in ganz Würzburg immer weniger werden. Geschäfte in der Innenstadt, so wie es früher war, sterben nach und nach aus. Warum? Der Autoverkehr wird überall verboten, aber kein Park und Ride angeboten. Parkhäuser immer teuerer, somit macht es für viele keinen Spaß mehr zum Einkaufen oder zum Bummeln nach Würzburg zu fahren.
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  • N. T.
    Bis in die 60er Jahre konnte man sich in der Kaiserstraße auch noch beim damaligen Promi Friseur Fritz Ullrich die Haare hübsch machen lassen.
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  • A. K.
    Die Läden zwischen C&A und Woolworth passen eben zu diesen. Und entsprechend dieser Läden ist dann auch das Publikum in der Straße. Das mag jetzt arrogant klingen, aber das könnte sein, dass das nicht nur mich fernhält von der Kaiserstrasse. Barbarossaplatz und Theaterstrasse nehmen die selbe Entwicklung.
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  • A. R.
    Wenn man die alten Fotos der Straße sieht kann ich nur schwer nachvollziehen warum die Umwandlung in eine Fußgängerzone schlecht gewesen sein soll.
    Ich will mir gar nicht vorstellen wie beengt und laut es heute wäre, wenn noch PKW durch die Kaiserstraße fahren würden. Der Lieferverkerkehr jeden Morgen ist schon schlimm genug
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  • T. M.
    Ich kann Sie beruhigen. Ich kenne die Kaiserstrasse und die Juliuspromenade noch als ich hier mit dem Auto durchgefahren bin. Ich fand es nicht schlimm und wir haben es überlebt. Es war die Zeit in der sich Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer noch gegenseitig akzeptierten und respektierten!
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  • N. K.
    Damals haben die Autos aber wohl auch noch nicht 3T gewogen und es war grundsätzlich viel weniger verkehr.
    Ich kann mir schon vorstellen das es damals ok funktioniert hat, heute würde das aber definitiv nicht mehr funktionieren. Das sieht man schon an den Konflikten mit dem Lieferverkehr
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