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Erlabrunn
Erfrischung im Fluss oder im Badesee? Warum die Hitze die Wasserqualität gar nicht so stark  beeinträchtigt
Abkühlung gefällig? Für Experten ist klar: Schwimmbäder seien aus hygienischer Sicht vorzuziehen. Aber wie ist die Wasserqualität in heimischen Badeseen und Flüssen?
Beliebt aber auch gefährlich: Wassersport und Baden im Main, hier bei Randersacker (Lkr. Würzburg).
Foto: Patty Varasano | Beliebt aber auch gefährlich: Wassersport und Baden im Main, hier bei Randersacker (Lkr. Würzburg).
Folker Quack
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:48 Uhr

In den vergangenen Jahren ist es vor allem der Main, der neben Schwimmbädern und Seen immer häufiger als Badegewässer genutzt wird. Doch wie ist es um die Wasserqualität in der Region bestellt? Wir geben einen aktuellen Überblick: 

Kann man bedenkenlos im Main baden?

Vor allem aufgrund der Unfallgefahren rät das Gesundheitsamt von Stadt und Landkreis Würzburg generell vom Baden im Main ab. Bakteriologisch sei das Mainwasser zuletzt am 23. Mai 2022 untersucht worden. Dabei habe es keine Beanstandungen gegeben. Trotz der Warnstufe für den Main aufgrund der hohen Wassertemperatur von Kahl am Main (Lkr. Aschaffenburg) bis Würzburg sei Schwimmen und Sportbootfahren allerdings nicht verboten, so Eva-Barbara Meidl, Biologin des Sachgebiets Wasserwirtschaft an der Regierung von Unterfranken. Insgesamt sei die hygienische Qualität des Flusswassers witterungsbedingt sehr schwankend, so das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).

Sind Seen eine bessere Alternative?

Das Schwimmbad sei von der Wasseraufbereitung her am sichersten, sagt der Hygieneexperte des Landkreises Rhön-Grabfeld, Joachim Dittmann. Aber auch Badeseen werden überprüft: Alle vier Wochen würden Proben gezogen. Nicht nur in den offiziellen EU-Badestellen. Auch andere Seen oder Badestellen, wie zum Beispiel der Frickenhäuser See, würden regelmäßig untersucht. Zuletzt habe man am 17. Juli diesen Jahres alle Seen im Rhön-Grabfeld-Kreis überprüft. Alle Proben seien ohne Beanstandung gewesen. Dies treffe auch auf den Erlabrunner Badesee zu, so das Gesundheitsamt Würzburg. Prinzipiell, so das LGL auf Nachfrage, seien Badeseen aus hygienischer Sicht stabiler.

Wie ist es um die Hygiene in Badeseen und Flüssen bestellt?

Der Irmelshäuser Badesee im Landkreis Rhön-Grabfeld. Auch hier wird regelmäßig die Wasserqualität überprüft. Beanstandungen gab es keine.  
Foto: Hanns Friedrich | Der Irmelshäuser Badesee im Landkreis Rhön-Grabfeld. Auch hier wird regelmäßig die Wasserqualität überprüft. Beanstandungen gab es keine.  

Im Vergleich zu Schwimmbädern seien Badeseen und Flüsse vielen Einflüssen der Natur ausgesetzt, was die Wasserqualität vorübergehend verschlechtern könne, so das Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Obwohl die Badegewässerqualität in Bayern überwiegend gut sei, können durch Menschen und Tiere die unterschiedlichsten Krankheitserreger wie Viren, Bakterien, Einzeller und Würmer direkt durch Fäkalien oder indirekt über Abschwemmungen zum Beispiel nach einem Starkregen in diese Gewässer gelangen. Dieses Risiko sei in Flüssen höher als in Badeseen. So seien unter anderem schon Enteroviren, das Hepatitis A-Virus, das Norovirus, aber auch Bakterien wie zum Beispiel Salmonellen bei Untersuchungen in Badegewässern gefunden worden. Dennoch sei das Baden in Seen und Badeweihern in Bayern in der Regel ohne Bedenken möglich.

Welche Gefahren lauern an Badeseen am häufigsten? 

Enten und am See lebende Vögel scheiden Darmparasiten aus, die auf Wasserschnecken übergehen und dann wieder freigesetzt würden, so das LGL. Für den Menschen sind die so genannten Zerkarien nicht gefährlich, allerdings kann es zu Hautreizungen kommen. Ebenfalls zu Hautreizungen können Blaualgen führen. Die Hygieneexpertinnen und Experten des Gesundheitsamtes Würzburg raten, auf blaugrüne Schlieren im Wasser zu achten. Die könnten ein Hinweis auf einen Blaualgenbefall sein.

Wie ist die Qualität der unterfränkischen Badeseen?

Einmal im Jahr zum Ende der Badesaison werden die Wasserproben aller Badegewässer EU-weit ausgewertet. Die allermeisten Badeseen in Unterfranken haben eine ausgezeichnete oder mindestens eine gute Wasserqualität. Es gibt keine Beanstandungen. Lediglich an zwei Badeseen im Landkreis Aschaffenburg stellten die Prüfer 2021 eine "mangelhafte" Wasserqualität fest: am Mainparksee auf der Mainaschaffer Seite und im Kinderbereich bei der Wasserwacht am See Freigericht-Ost in Kahl am Main. Schilder weisen darauf hin, vom Baden wird abgeraten, ein Badeverbot jedoch gibt es hier nicht. 

Ab welcher Wassertemperatur muss man aufpassen?

"Die hygienische Qualität von Gewässern ist nicht temperaturabhängig", sagt Martina Junk, Pressesprecherin des LGL. Hitze- und Trockenperioden und daraus resultierende hohe Wassertemperaturen würden viele im Wasser lebende Tiere und Pflanzen beeinträchtigen. Hitze wirke sich aber normalerweise nicht negativ auf die hygienisch-mikrobiologische Wasserqualität aus. Für Badende relevante Krankheitserreger (hauptsächlich Durchfallerreger) würden sich bei den Nährstoffverhältnissen und Temperaturen, die in Badegewässern vorherrschten, nicht vermehren. Sie seien auf die Verhältnisse im menschlichen Darm angepasst. Einzig die Blaualgen könnten sich bei hohen Wassertemperarturen besser vermehren, so das Gesundheitsamt Würzburg.  

Was kann man selbst zu einer besseren Wasserqualität beitragen?

Einzeln kein Problem: Aber in Massen können Enten und Seevögel vor allem in kleiner Seen zu einem echten Problem werden. Auch deshalb gibt es das Fütterungsverbot. 
Foto: Kerstin Endres | Einzeln kein Problem: Aber in Massen können Enten und Seevögel vor allem in kleiner Seen zu einem echten Problem werden. Auch deshalb gibt es das Fütterungsverbot. 

Viele Tiere wie Enten und Gänse an kleinen Seen könnten die natürliche Reinigung überlasten, so das LGL. Deshalb sollten die Tiere auf keinen Fall gefüttert werden. Hinzu komme, das Essensreste beim Füttern Ratten anziehen würden. Enten, Gänse und Schwäne sind nach Auffassung des Aschaffenburger Gesundheitsamtes auch die Ursache der schlechten Bewertung der beiden Badestellen in und um Aschaffenburg. Außerdem sollte man nicht frisch eingeölt ins Wasser gehen. Der Fettfilm der Sonnenschutzcreme verhindere den Sauerstoffaustausch zwischen Luft und Wasser, so die Biologin Eva-Barbara Meidl von der Regierung in Unterfranken. 

Wie kann man sich schützen?

Wer bis zu den Knien im Wasser stehe und seine Füße nicht mehr oder kaum noch sehen könne, sollte in diesem Gewässer besser nicht baden, sagen die Hygiene-Experten vom Gesundheitsamt Würzburg. Denn das trübe Wasser und blaugrüne Schlieren würden auf einen Blaualgenbefall hindeuten. Zum Schutz vor Zerkarien sollten Badende Uferzonen, die flach oder reich an Wasserpflanzen sind, meiden sowie Hinweisschilder beachten, so das Gesundheitsamt Würzburg. Durchfall, Erbrechen, Haut- und Schleimhautreizungen sowie allergische Reaktionen seien möglich. Gerade Kinder, die sich oft im flachen Wasser aufhalten würden, seien deshalb gefährdet, so das LGL. Nach dem Schwimmen sollte man die Badesachen wechseln, duschen und sich mit einem Handtuch gut abtrocknen. Nach Regenfällen sollte man besser nicht in Seen oder Flüssen baden, weil Verschmutzungen von außen (beispielweise von gedüngten Feldern oder Abwasserkanälen) eingespült sein könnten. 

 
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  • E. S.
    Da verstehe noch einer die MP mit ihren widersprüchlichen Artikeln.

    Am 15. Juli
    https://www.mainpost.de/ueberregional/journal/specials/zu-warm-zu-wenig-wasser-experte-raet-nun-vom-baden-im-main-und-in-der-saale-ab-art-10855706

    Am 25. Juli
    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/regierung-unterfrankens-spricht-warnung-fuer-den-main-aus-das-ist-ab-jetzt-nicht-mehr-erlaubt-art-10865517

    Und jetzt dieser Artikel wo vor den übelsten Krankheiten gewarnt wird und gleichzeitig gesagt wird das ja alles in Ordnung wäre und man baden könne.
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  • J. K.
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  • E. S.
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