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Würzburg
Erdbeerernte im Landkreis Würzburg: Warum die Saison später startet
Die Erdbeersaison 2021 im Landkreis Würzburg startet später als sonst. Was der Klimawandel damit zu tun hat und mit welchen Schwierigkeiten Erdbeerbauern kämpfen müssen.
In der Region Würzburg sind dieses Jahr zahlreiche Erdbeerpflanzen erfroren. Michael und Annette Stolzenberger haben ihre Erdbeeren auf ihrem Biohof bei Bütthard mit einem Wandertunnel geschützt.
Foto: Thomas Obermeier | In der Region Würzburg sind dieses Jahr zahlreiche Erdbeerpflanzen erfroren. Michael und Annette Stolzenberger haben ihre Erdbeeren auf ihrem Biohof bei Bütthard mit einem Wandertunnel geschützt.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:22 Uhr

Ausgesprochen harsch startet heuer die Erdbeersaison im Landkreis Würzburg. Besonders der Aprilfrost setzte den Erdbeeren in diesem Jahr zu. Die anhaltende Kälte verzögert das Wachstum der Pflanzen und hat auf manchen Höfen starke Frostschäden hinterlassen. So auch auf dem Spargel- und Erdbeerhof Kuhn in Allersheim bei Giebelstadt.

30 bis 50 Prozent der freistehenden Erdbeeren seien auf Hof Kuhn der Kälte zum Opfer gefallen, berichtet Georg Kuhn, Seniorchef des Betriebs. Dadurch verschiebe sich die Haupternte um zwei bis drei Wochen. Derzeit habe er nur wenige Erdbeeren, die in schützenden Tunnelanlagen gewachsen sind, die verkauft werden können.

"Ich habe in meinen 68 Jahren noch nie erlebt, dass wir eine so lang anhaltende Kälte hatten."
Georg Kuhn, Erdbeerbauer aus Allersheim bei Giebelstadt

"Ich habe in meinen 68 Jahren noch nie erlebt, dass wir eine so lang anhaltende Kälte hatten", sagt Kuhn. Kurze Kälteperioden seien zwar normal, aber die extremen und langanhaltenden Wetterperioden hätten in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Frost, Hitze und Wassermangel setzen den Würzburger Erdbeerbauern zu

Neben dem Frost im Frühjahr, setzen Hitzewellen im Sommer und andauernder Wassermangel den Landwirten zu. Erdbeeranbau ohne künstliche Bewässerung wäre unter den heutigen klimatischen Bedingungen gar nicht mehr denkbar, sagt Georg Kuhn. Mithilfe von Tropfschläuchen werden die Erdbeerpflanzen gezielt an den Wurzeln bewässert und der Boden so dauerhaft feucht gehalten. Das spart Wasser und hilft, die Verdunstung aufzuhalten. Doch die dafür benötigten Bewässerungsanlagen und zusätzliche Arbeitsstunden sorgen für höhere Kosten bei der Produktion. 

"Früher reichte die Erdbeersaison von Juni bis Kiliani", sagt Christoph Göbel, Landwirtschaftsmeister und Obstbauer aus Bergtheim, doch auch das habe sich mittlerweile aufgrund des Klimawandels verschoben. Aber nicht nur der Klimawandel macht den Landwirten zu schaffen: Steigende Qualitätsanforderungen und die Konkurrenz auf dem europäischen Markt durch Länder wie Spanien oder Italien erschweren den Erdbeerbauern das heimische Geschäft.

Schwierige Bedingungen erfordern geschicktes Handeln der Würzburger Landwirte

Die Hauptkosten beim Anbau der Erdbeeren liegen heute bei den Lohnkosten für die Erntehelfer, erklärt Göbel. Er sieht sich und seine Würzburger Kollegen ungleichen Wettbewerbsbedingungen ausgesetzt. "Die Sozialstandards, die wir in Deutschland – Gott sei Dank – haben, sind leider nicht wettbewerbsfähig mit anderen Ländern der EU". Mindestlohn und geregelte Arbeitszeiten würden dort häufig umgangen.

Die schwierigen Bedingungen erfordern geschickte Entscheidungen von den Würzburger Landwirten. "Wir müssen immer öfter alte Grundsätze über den Haufen werfen", sagt Michael Stolzenberger, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands und Betriebsleiter aus Oesfeld bei Bütthard.

Viele freiblühende Erdbeeren sind der Frühjahrskälte zum Opfer gefallen. Anders ergeht es jenen, die unter den wettergeschützten Wandertunneln, wie hier bei Familie Stolzenberger, wachsen.
Foto: Thomas Obermeier | Viele freiblühende Erdbeeren sind der Frühjahrskälte zum Opfer gefallen. Anders ergeht es jenen, die unter den wettergeschützten Wandertunneln, wie hier bei Familie Stolzenberger, wachsen.

Stolzenberger betreibt zusammen mit seiner Familie einen Hofladen in Oesfeld. Vor fünf Jahren haben sie den Betrieb auf biologischen Anbau umgestellt. Durch gezielte Bewässerung versuchen sie, möglichst viel Wasser im Boden zu halten. Mithilfe von Wandertunneln und Folien findet zudem der Anbau größtenteils wettergeschützt statt. So würde außerdem das Unkraut eingedämmt, so Stolzenberger. Ihren biologisch erzeugten Ertrag verkaufen die Stolzenbergers in ihrem Hofladen.

Würzburger Landwirte sehen Zukunft des Erdbeeranbaus zwiespältig entgegen

Die Anbaukosten deckt der Verkauf vor Ort jedoch nicht. Wichtig sei deswegen, mehr Bewusstsein bei den Verbrauchern zu schaffen, sagt Stolzenberger. Bei der letztjährigen Ernte mussten die Betriebe aufgrund der wegen der Pandemie ausbleibenden Erntehelfer auf heimische Helfer und Studierende zurückgreifen. Die Nähe der Helfenden zum Erzeuger schaffe bei vielen mehr Bewusstsein für nachhaltige Nahrungsmittel, ist sich Stolzenberger sicher.

Hat der Erdbeeranbau angesichts der vielfältigen Widrigkeiten im Landkreis Würzburg eine Zukunft? Darüber sind die Würzburger Landwirte geteilter Meinung. "Die Erdbeere hat auf alle Fälle eine Zukunft, zumindest in Bergtheim", sagt Landwirt Christoph Göbel. Georg Kuhn aus Allersheim ist skeptischer. Ob in der Region in Zukunft Erdbeeren angebaut werden können, hängt für ihn von einer zentralen Frage ab: "Wie viel Wasser werden wir in Zukunft zur Entnahme genehmigt bekommen?"

 
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  • K. F.
    tja, letztes jahr jammerten wir: schaltjahr ist kaltjahr. aber finde dieses jahr ist noch größere scheisse wie das letzte. wir haben nun schon den mai mit der hälfte überschritten und noch immer gefühlte temparaturen wie ende märz/anfang april. auch bei uns im garten hat es ein paar stöckchen von erdbeeren erwischt, wo die blüten erfroren waren.
    denke dieses jahr wird noch bescheidener ausfallen, obwohl ja die obstbäume üppig geblüht haben und noch blühen, kommt es aber auch wieder auf die bestäubung der bienen drauf an und diese können ja auch nicht so wie sie wollen wegen der kälte.
    einzig gute daran den pollenallergiekern geht es momentan gut, da diese keine triefende nasen und brennenden augen haben. schön wäre es aber auch, wenn man abends keine heizung mehr bräuchte. naja, der petrus ist halt auch nicht mehr der jüngste!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wetter ist kein Wunschkonzert!
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  • H. A.
    Irgendwie scheint heuer alles einen Monat verspätet zu sein. Das mit dem Freilanderdbeeren könnte aber bald der Vergangenheit angehören oder weniger werden, wenn das Wetter weiterhin so verrückt spielt, dann dürften wir Erdbeeren bald nur noch aus dem Treibhaus kennen.
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