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Würzburg
Er wollte ganz schnell sehr reich werden: Warum ein Würzburger jetzt doch nicht mehr in Bitcoin investiert
Die Pleite von FTX hätte Paul Pflugradt beinahe viel Geld gekostet, denn er investierte in Kryptowährungen. Warum Ökonom Peter Bofinger nichts von Bitcoin und Co. hält.
Paul Pflugradt ist froh, aus seinen Fehlern gelernt zu haben. Heute investiert er sein Geld lieber in Aktien und ETFs.
Foto: Fabian Gebert | Paul Pflugradt ist froh, aus seinen Fehlern gelernt zu haben. Heute investiert er sein Geld lieber in Aktien und ETFs.
Gina Thiel
 und  Marius Flegler
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:21 Uhr

Was bleibt übrig von der digitalen Geldrevolution? Nach dem Bekanntwerden der Pleite der Kryptowährungsplattform FTX musste sich auch Paul Pflugradt wohl oder übel mit dieser Frage auseinandersetzen. Der Veitshöcheimer gehört zu den vielen Menschen, die dem FTX-Gründer Sam Bankman-Fried vertraut und ihr Geld in digitaler Währung angelegt haben. "Insgesamt habe ich bestimmt 1600 Euro in Kryptowährungen investiert", sagt Pflugradt. Für den ehemaligen Bäckerei-Azubi viel Geld.

Inzwischen ist der 24-Jährige schlauer. Den großen Absturz von FTX habe er direkt miterlebt und dabei "wahnsinnig viel Glück gehabt", sagt Pflugradt. Verloren habe er am Ende zehn Prozent seines investierten Geldes. Viel - denn durch seine Investitionen in Kryptowährungen wollte der Auszubildende eigentlich seine Rentenlücke schließen

Als sich plötzlich die Finanznachrichten überschlugen, ging der Kurs abwärts

FTX ist eine Handelsplattform mit Sitz auf den Bahamas, über die Nutzerinnen und Nutzer mit Kryptowährungen und anderen Finanzprodukten handeln können. Das Unternehmen soll Gelder in Milliardenhöhe veruntreut haben. FTX habe Mittel der Anleger zur Abdeckung von Verlusten aus eigenen spekulativen Geschäften mit Kryptowährungen eingesetzt, erklärt Peter Bofinger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg. Am Ende hätten mehrere Milliarden Dollar in der Bilanz gefehlt. Das volle Ausmaß der Verluste und des Missbrauchs von anvertrauten Kundengeldern sei derzeit noch nicht abzuschätzen, sagt der Ökonom.

"Das Ganze ist ein gigantisches Casino. Es gibt keine Anlageform, die so stark im Wert schwankt, wie Kryptowährungen."
Peter Bofinger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg

Er erinnere sich noch genau an den Tag, an dem sich die Ereignisse am Finanzmarkt plötzlich überschlugen, sagt Paul Pflugradt. "Zum Glück hatte ich an dem Tag frei, sonst hätte ich nicht so schnell reagieren können." Durch die Twitterposts zwischen dem FTX-Gründer und verschiedenen Investoren sei er hellhörig geworden. Wenig später hätten die ersten Nachrichtendienste von Problemen bei FTX berichtet. "Da hieß es noch, dass Anleger sich keine Sorgen zu machen brauchen." 

Der Ökonom und Wirtschaftsexperte Peter Bofinger aus Würzburg hält selbst nicht viel von Kryptowährung. Der Trend sei nicht mehr als Spekulation.
Foto: Thomas Obermeier | Der Ökonom und Wirtschaftsexperte Peter Bofinger aus Würzburg hält selbst nicht viel von Kryptowährung. Der Trend sei nicht mehr als Spekulation.

Der Würzburger wollte auf Nummer sicher gehen und beschloss, sein Geld in Sicherheit zu bringen. "Zwei Stunden später sind die Kurse richtig abgesackt", erinnert sich der Bäckereifachverkäufer. Er habe Glück gehabt. Sein einziger Verlust: die Transaktionsgebühren. "Eine Stunde später wäre nichts mehr übrig gewesen", sagt der 24-Jährige heute.

Kryptowährungen: Finanzprodukte ohne "inneren Wert" 

Egal auf welcher Börse - wer mit Kryptowährungen wie Bitcoin handelt, müsse immer auch mit einem Totalausfall rechnen, sagt Volkswirt Peter Bofinger: "Das Ganze ist ein gigantisches Casino. Es gibt keine Anlageform, die so stark im Wert schwankt, wie Kryptowährungen." Denn diese Finanzprodukte würden keinen "inneren Wert" besitzen, anders als etwa Aktien, so Bofinger. "Bei einer Aktie sind Sie beteiligt an einem Unternehmen, haben Anspruch auf Dividende und wenn Sie genügend Aktien zusammenkaufen, dann gehört Ihnen das Unternehmen sogar." 

Kryptowährungen hingegen seien private Finanzinstrumente, bei denen keinerlei Verpflichtung gegenüber dem Käufer bestehe, erklärt Bofinger. Die Kurse würden durch rein psychologische Markt-Aspekte beeinflusst. Zwar spiele das auch bei Aktienkursen eine Rolle. Bricht jedoch beispielsweise der Kurs der BASF-Aktie ein, stecke immer noch ein substantieller Wert in dem Unternehmen, sagt der Volkswirt und nennt Immobilien, Patente und weiterhin anfallende Gewinne. Es sei deshalb extrem unwahrscheinlich, dass der Aktienkurs eines solchen Unternehmens "auf null fällt". Im Extremfall würde die Aktiengesellschaft irgendwann von einem anderen Unternehmen aufgekauft werden.

Für Bofinger sind Kryptowährungen nichts weiter als reine Spekulationsobjekte. "Man muss einfach Lust am Zocken haben", sagt der Ökonom. Diesen Reiz könne er nachvollziehen: "Klar, es ist spannend. Man konnte damit teilweise irre Gewinne machen, aber eben auch irre Verluste." Seine Altersvorsorge durch die Investition in Kryptowährungen zu verbessern, hält der Wirtschaftswissenschaftler für keine gute Idee: "So wie man nicht auf die Idee käme, seine Altersvorsorge im Casino aufs Spiel zu setzen, sollte man das auch nicht mit dem Bitcoin oder anderen Kryptowährungen machen."

Aus Fehlern und Gier lernt man, sagt der ausgelernte Azubi

Auch er sei der Gier vom großen und vor allem schnellen Geld verfallen, sagt Paul Pflugradt im Rückblick: "Ich dachte, wenn ich alles ständig im Blick behalte, dann kann ich sehr schnell sehr reich werden." Der Höhepunkt für ihn sei im Jahr 2019 gewesen, als er sein Geld in die Werbeplattform "tron-ADZ" investierte, die auf einem Schneeballsystem basierte. Zwei Wochen später habe sich auf der Plattform nichts mehr getan, sein Geld sei weggewesen: "Das sollte man auf keinen Fall nachmachen. Man wird nicht schnell reich."

Schnelle, große Gewinne gebe es eigentlich nicht, sagt Peter Bofinger. Zwar könne man in manchen Phasen Glück haben, aber: "Solange man nicht den Totalverlust riskiert, muss man sich auch mit einer moderaten Rendite zufriedengeben."

Er hat aus seinen Fehlern gelernt und "teilweise auch Lehrgeld dafür gezahlt", sagt Pflugradt. Das Geschäft mit Wertpapieren beschreibt der Veitshöchheimer als ständigen Lernprozess. Heute investiere er vorsichtiger, vorausschauender und vor allem breit gefächert in börsengehandelte Indexfonds (ETF) und Aktien, hinter denen echte Unternehmen stehen. Tipps gebe er nicht, "ich will nicht schuld sein, wenn jemand anderes Geld verliert". Doch der ausgelernte Azubi will seine Erfahrung weitergeben: Gerade im Kryptobereich sei es wichtig, vorsichtig zu sein und sich genaustens zu informieren. Und: "Das Wichtigste ist, nur Geld zu investieren, was man auch bereit ist zu verlieren."

 
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    Ich habe sehr sehr gute Erfahrungen und ordentlich Gewinn mit bitcoin gemacht. Da ich nicht zu Euphorie und übersteigerter Gier neige, habe ich auf rechtzeitige Gewinnrealisierung und vernünftiges profit taking gesetzt statt auf ein "immer weiter und immer mehr" zu hoffen.

    In den Euro und in Eurowerte habe ich nur einen geringen Teil des erzielten Gewinns reinvestiert. Mein Glaube an die Stabilität einer Währung, die im Akkord "nachgedruckt" wird und die sich allen früheren Beteuerungen zum Trotz auf Inflationskurs befindet ist in etwa so hoch wie mein Vertrauen in den Simbabwe-Dollar.
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  • C. P.
    Wer hier das Prinzip Geld, Währung und (Daten)träger in Gänze verstanden hat, ist überhaupt in der Lage, sich qualifiziert zu äußern. Warum Zahlen auf fälschungssicheren Papier gedruckt Vertrauen bei der Bevölkerung genießt, liegt in jahrtausender Gewohnheit. Krypto ist hier nicht das Problem, das ist nur eine andere Art von fälschungssicherem "Papier. Es geht um das Vertrauen, wer hinter dem Produkt steht. Ob das ein Staat, tradierte Banken- und Geldsystem sein müssen, ist sehr fraglich. Bitcoin ist daher nichts anderes als eine volatile Währung eines Bananenstaates. Krytotechnologie wird die Zukunft sein, für Banken und aufgrund der Technologie auch für andere Institutionen. Am Ende geht's ums Vertrauen in einen immateriellen Wert.
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  • D. K.
    Mit der Aufhebung der Golddeckung gibt es keinerlei Sicherheit mehr.

    Menschen haben durch den Zusammenbruch von Banken, die nicht ausreichend vom Staat kontrolliert wurden ihre Ersparnisse verloren.

    Bei einem Staatsbankrott war sowieso alles Geld weg.

    Aus diesem Blickwinkel sind Kryptowährungen eine Alternative.

    Allerdings sind Kryptowährungen sehr stark Spekulationen ausgesetzt.

    Nur ist genau das auch dem Euro passiert und hat uns allen sehr viel Geld gekostet.
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  • H. S.
    Seit es diese Kryptowährungen gibt, zieht es sich wie ein roter Faden durch deren Geschichte: Hackerangriffe mit Diebstählen, Betrügereien, kriminelle Pleiten (ich sage nur: "OneCoin" und Ruja Ignatova).
    Ansonsten sehe ich den Vorteil dieser Kryptowährungen hauptsächlich im kriminellen Bereich, wegen der schwierigen Nachverfolgbarkeit. Diese Kryptowährungen haben in diesem Segment die früheren Western-Union-Schecks ersetzt, die bis dahin bevorzugt wurden um anonym Zahlungen zu leisten, oder zu erpressen. Ransomware-Erpressungen werden heute mit Kryptowährungen bezahlt.
    Der normale Mensch braucht sowas nicht.
    Aber er kann damit zocken. Das ist seine Sache.
    Aber ich erinnere an einen Typen aus Wales, der aus Versehen die Festplatte mit seiner Bitcoin-Wallet weggeworfen hat, die heute 230 Millionen € wert wäre...
    (und das war definitiv kein Einzelfall: Man geht heute von ca. 116 Milliarden € an "verloren" gegangener Bitcoins aus...)
    Irgendwie erinnert mich das an die Dot.com-Blase...
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  • A. M.
    1600 Euro in Kryptowährungen?? Lächerlich, oder ein Schreibfehler...
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  • M. S.
    Schnell reich werden, jaja... das einzige, was man dabei mitunter wird ist schnell arm!
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  • A. H.
    Dezentralität ist die Zukunft. Vor 20 Jahren hat auch niemand gedacht, dass sich das Internet durchsetzen wird. Aber wenn man natürlich fahrlässig mit seinem Investments umgeht, ist man am Ende selbst schuld wenn man Geld verliert. Wenn man seine Coins/Token auf den Börsen liegen lässt, vertraut man diese einem Fremden an. Das Zauberwort heißt Ledger. Jeder der in Krypto investiert ist weiß was ich meine.
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  • H. A.
    Wer sagt denn sowas? Vor 20 Jahren wurde schon per Internet bestellt, gechattet und E-Mails versendet. Kurz vor der Jahrtausendwende, also schon gut 25 Jahre früher, wurden die Discounter schon regelrecht überrollt von Kunden, wenn es PC`s gab. Der Siegeszug war da schon nicht mehr aufzuhalten.
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  • H. S.
    Richtiger Zeitpunkt für den Verkauf finden ist wichtig, man darf nicht zu Gierig werden...ich hatte vor ca. 12 Monaten verkauft, Gewinn war der 20fache Einsatz. Für mich hat es sich tatsächlich gelohnt, hatte dadurch 2 Mehrfamilienhäuser bauen können. Jetzt ist übrigens wieder ein guter Zeitpunkt einzusteigen....
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  • N. T.
    Wer Geld nachmacht oder in Umlauf bringt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter x Jahre bestraft. So stands auf den DM Scheinen der Bundesbank.
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  • G. H.
    Das war noch echtes Geld!
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  • G. H.
    Ich bin schon sehr verwundert das es hier so viele schlaue Menschen gibt. So ähnliche schlaue Aussagen werden am Ende des Euros hier auch veröffentlicht!
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  • H. T.
    Man kann vor dem Krypto Quatsch nur warnen! Das Risiko als Kleinanleger sein Geld zu verlieren ist sehr hoch. Krypto ist durch nichts gedeckt. Kein Staat vorhanden, der für den Wert garantiert. Digitale Hütchenspieler. Ein paar Leute machen Reibach auf Kosten der anderen.
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  • J. N.
    Diese Bauernschläue hier in den Kommentaren ist mal wieder klasse. Einfach mal Leute interviewen die mit Bitcoin gewinn gemacht haben. Stattdessen wieder Bofinger, der jahrelang Teil der Wirtschafts-Dummen war. Wirtschaftsdumm deswegen, weil diese Leute mit ihren Einsätzungen öfter daneben gelegen haben als richtig. Da hätte man lieber in Bitcoin investieren sollen. Da war der Kurs zumindest zufällig.
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  • P. S.
    Leute interviewen, die mit Bitcoin Gewinn gemacht haben? Was sollen die sagen? Ja wir hatten Glück beim Zocken?
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  • G. T.
    Hallo June,
    Sie haben definitiv nicht unrecht. Es gibt natürlich auch Leute, die mit Kryptowährungen Gewinne gemacht haben und reich geworden sind. Und wir sprechen sehr gern auch mit diesen Leuten, um die andere Seite zu zeigen.

    Wer möchte kann sich diesbezüglich gern bei Marius Flegler (Marius.Flegler@mainpost.de) oder mir (Gina.Thiel@mainpost.de) melden.

    Viele Grüße
    Gina Thiel
    (Redakteurin Lokalredaktion Würzburg)
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  • M. G.
    Das Problem daran ist, Kryptowährung war nie als Investment gedacht, doch als die Coins immer wertvoller wurden wurde es als Investment angesehen, angetrieben von Vermögenden und auch von Banken. So ist eine riesen Blase entstanden, welche irgendwann einfach platzen musste.
    Das gepaart mit der Gier einiger im Hintergrund und Betrügereien.
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  • P. S.
    FTX war angeblich von Anfang an eine Geldwäschemaschine für die Demokraten. Wer da "investiert" hat dem ist nicht zu helfen. Investieren kann man das auch nicht nennen. Zocken trifft es eher...
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  • M. B.
    Einmal im Artikel Kryptowährungen durch Fiatgeld ersetzen und man hat mehr für´s Leben gelernt als in vier Schuljahren BWR.
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  • D. P.
    Kryptowährungen oder NFT sind auch nur gigantische Geldumverteilungssyteme von sehr vielen Dummen auf wenige Profiteure - ohne echten Gegenwert dahinter. Es ist ein Geschäft der künstlichen Verknappung und der Angst, etwas zu verpassen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fear_of_missing_out
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