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Würzburg/Schweinfurt
Lohnt Sparen aktuell wieder? Ökonom Bofinger erklärt, wie sich die Leitzinserhöhung nach der Zinsflaute auswirkt
Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen erhöht. Was machen nun die Banken? Der Würzburger Ökonom Peter Bofinger erklärt, wie sich dies auf Sparer auswirkt.
Wie bewertet er die Folgen der Leitzinserhöhung der EZB? Der Würzburger Volkswirt Prof. Peter Bofinger sagt, was Sparerinnen und Sparer jetzt erwartet.
Foto: Daniel Peter | Wie bewertet er die Folgen der Leitzinserhöhung der EZB? Der Würzburger Volkswirt Prof. Peter Bofinger sagt, was Sparerinnen und Sparer jetzt erwartet.
Marius Flegler
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:16 Uhr

Zum 14. September hat die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt die Leitzinsen für die Eurozone um 0,75 Prozent erhöht. Geschäftsbanken können sich nun zu einem Zinssatz von 1,25 Prozent von der Notenbank Geld leihen und es dort für 0,75 Prozent anlegen. Dabei handelt es sich um die üppigste Zinserhöhung in der Geschichte der EZB.

Noch im Juli hatte die Zentralbank einen negativen Einlagenzins vorgegeben. Weil Hausbanken die Zinsen an ihre Kundschaft weitergeben, zahlten einige Sparerinnen und Sparer sogenannte Verwahrentgelte, im Volksmund Strafzinsen genannt. Sie sollten nun Vergangenheit sein, sagt der Würzburger Ökonom Prof. Peter Bofinger. Dafür, dass Kreditinstitute noch Verwahrentgelte erheben, gebe es "aus ökonomischer Sicht keinen Grund mehr".

Die Europäische Zentralbank, mit Sitz in Frankfurt, hat im September die Leitzinsen erhöht. Das hat Auswirkungen auf Wirtschaft und Sparende.
Foto: Boris Roessler | Die Europäische Zentralbank, mit Sitz in Frankfurt, hat im September die Leitzinsen erhöht. Das hat Auswirkungen auf Wirtschaft und Sparende.

Den Zusammenhang von Leitzins und Strafzins verdeutlicht Bofinger am Beispiel: In Opas Zigarrenkiste findet man 100.000 Euro und zahlt diese bei seiner Sparkasse ein. Da alle Banken ein Konto bei der Notenbank führen, erhöht sich dort der Kontostand der betreffenden Sparkasse um 100.000 Euro. Bei negativem Leitzins zahlt die Sparkasse für ihre Einlage. Damit ihr dadurch kein Verlust entsteht, gibt sie die Zinsen in Form von Verwahrentgelten an ihre Kunden weiter. 

Volkswirt Bofinger: Hausbanken versuchen Strafzinsen zu vermeiden

Andersherum würden bei positivem Leitzins die Erträge in Form von Zinsen auf das Sparkonto der Kunden weiter gegeben, erläutert der Volkswirt. Zwar dürften Banken rein rechtlich auch bei positivem Leitzins noch Verwahrentgelte erheben, so Bofinger. Allerdings dürften sie daran, aus Angst ihre Kundschaft zu anderen Geldhäusern zu treiben, kein Interesse haben. Das sehe man auch daran, dass selbst in Zeiten der Negativzinsen nicht alle Kreditinstitute Verwahrentgelte erhoben haben, auch wenn ihnen so ein Verlust entstand. "Wenn keine Negativzinsen erhoben wurden, war das eher Nettigkeit", sagt Bofinger. 

Die im Landkreis Schweinfurt ansässigen Banken etwa - also die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, die VR-Bank Main-Rhön und die Flessabank - erheben inzwischen nach eigenen Angaben keine Verwahrentgelte mehr. Zuvor war dies bei allen dreien ab einer gewissen Vermögenssumme der Fall. Auch Banken wie die Commerzbank oder die Deutsche Bank verlangen ebenfalls keine Strafzinsen mehr von ihrer Kundschaft, wie aus deren Preisaushängen hervorgeht.

Verlust an Realvermögen: Höhere Zinsen decken die Teuerungsrate nicht

Dass die Leitzinsen nun angezogen haben, dürfte erst einmal ein positives Signal für Sparerinnen und Sparer sein, die nun auch wieder mit höheren Zinsen auf ihre Einlagen rechnen können. Doch gleichzeitig verteuerten sich die Produkte des alltäglichen Lebens exponentiell, relativiert der Würzburger Volkswirt: "Zwar gibt es jetzt ein bisschen mehr Zinsen, die reflektieren aber nicht den massiven Anstieg der Inflation." Unter dem Strich habe sich die Situation für Sparer also sogar verschlechtert, sagt Bofinger, da sie "Realvermögen verlieren".

"Zwar gibt es jetzt ein bisschen mehr Zinsen, die reflektieren aber nicht den massiven Anstieg der Inflation."
Prof. Peter Bofinger, Volkswirt der Universität Würzburg

Eines der vorrangigen Ziele der EZB sei es, die Inflationsrate auf etwa zwei Prozent zu halten. Da diese momentan deutlich höher liegt, geht Bofinger davon aus, dass die Zentralbank die Zinsen noch weiter anheben wird um die Inflation "nicht außer Kontrolle" geraten zu lassen. Höhere Zinsen wirkten sich allerdings auch auf Verschuldung aus: Unternehmen, aber auch Privatpersonen zahlen dann höhere Zinsen für Kredite. Das betrifft insbesondere die Bauwirtschaft, wo hohe Summen fremdfinanziert werden. 

 
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  • xx67409534401ac
    Auf einmal merkt der Experte, dass die Sparer Realvermögen verlieren. Haben die Sparer bei Negativzinsen keine Verluste gehabt? Sie verleihen an jemanden etwas und der Verleiher zahlt für die Benutzung des Gegenstandes, ist das ok?
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  • steve67
    War nicht Bofinger der, der immer die EZB-Politik unterstützt hat? Jetzt ernten wir die bitteren Früchte dieser Politik. Bofinger haben die Menschen doch nie interessiert.
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  • Steler06501902
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  • Steler06501902
    Bofinger hat sehr oft eine andere Meinung zur Geldpolitik gegenüber der EZB als auch gegen die Deutsche Bundesbank vertreten. Ob dies gut oder schlecht ist, ist mal dahingestellt, aber es deckt sich nicht mit deiner Behauptung. grinsen
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  • thausend@t-online.de
    Die Sparer haben seit Jahren in die Röhre geschaut, mir wurden noch zum 30.06.2022 Prämiensparverträge gekündigt, als wir 1997 gebaut haben war der Darlehenszins 6,5% plus 2% Tilgung....das war eine Sonderkondition, da ich damals noch bei einer Bank gearbeitet habe....."die Renten sind sicher", jeder der Grips hatte, wusste das geht eh schief.....von daher, diejenigen, die nebenbei gespart haben, haben nichts bekommen, außer sie haben gezockt....und die Inflation frisst jetzt den Rest....
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  • holle4es
    Wenn Sie bei einer Bank gearbeitet haben und keine andere Anlageform ausser dem Sparkonto kannten, na ich weiß nicht.
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  • thausend@t-online.de
    Davon habe ich nichts geschrieben, wer seriös anlegt, setzt auf Risikostreuung.
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