
Er war Künstler, Zeitzeuge und Visionär: Am 17. März 1925 wurde Wolfgang Lenz in Würzburg geboren. "Einer der herausragendsten Künstler unserer Stadt", sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt am Montag bei einer Feierstunde zum 100. Geburtstag des Malers und Grafikers im voll besetzten Ratssaal vor dem 280 Quadratmeter großen historischen Wandgemälde, das Lenz zwischen 1984 und 1987 im Auftrag des Stadtrats an drei Wände des Saals gemalt hat.
Das Lebenswerk von Wolfgang Lenz, verstorben am 1. Januar 2014 im Alter von 88 Jahren, wird derzeit im Museum im Kulturspeicher, im Spiegelsaal der Residenz und im Martin-von-Wagner-Museum dreifach gewürdigt. Sein großformatiger Blick auf die Würzburger Stadtgeschichte mit zahlreichen historischen Begebenheiten und Persönlichkeiten im Ratsaal war die perfekte Kulisse für den kleinen Festakt zu seinen Ehren – in Anwesenheit seiner Witwe Hella Lenz und seiner Tochter Barbara Lenz.
Wolfgang Lenz war Künstler, Visionär und Zeitzeuge
Gekommen waren mit Jürgen Weber, Pia Beckmann und Georg Rosenthal auch drei ehemalige Stadtoberhäupter. Unter den zahlreich anwesenden Stadträtinnen und Stadträten war Willi Dürrnagel, der wie Jürgen Weber 1984 an der Entscheidung des Stadtrats für das Wandgemälde beteiligt war. Die Idee dazu stammte vom damaligen Stadtbaurat Heinz Lützelsberger, entstanden ist durch die Kunst von Wolfgang Lenz laut Christian Schuchardt "der schönste Ratssaal, den eine bayerische Stadt zu bieten hat".

Der OB würdigte Lenz als einen Menschen, "der mehr als nur ein Künstler war". Als Visionär und Zeitzeuge habe Lenz nach seiner Rückkehr vom Militärdienst in der Luftwaffe im 2. Weltkrieg in seiner zerstörten Heimatstadt Würzburg mehr als nur die Zerstörungen gesehen, die er unter anderem in seinem wohl bekanntesten Werk "Totentanz" und im Zyklus "Feuerbilder" festgehalten hat. "Er hat die Schönheit im Unvollkommenen entdeckt und die Kraft des Malens benutzt, um dem Chaos der Welt einen neuen Blickwinkel zu verleihen", sagte Schuchardt.

Lenz, der unter anderem an der Münchner Akademie der Bildenden Künste und in Rom studierte, hat in Würzburg viele sichtbare Spuren hinterlassen: Seine erste Auftragsarbeit war 1971 die "Laube" im Ratskeller, später fertigte er die Hinterglasmalereien im Spiegelkabinett der Residenz. Er hat 1975 das Bundesverdienstkreuz und 1977 den Kulturpreis der Stadt erhalten. "Wir wollen heute auch die Art und Weise feiern, wie er die Welt betrachtete. (…) Kunst ist immer dann am lebendigsten, wenn sie mit Herz und Seele gemacht wird", betonte Schuchardt.
Lenz' Wandgemälde ist eine Reise durch die Stadtgeschichte
Anschließend nahm der Kunsthistoriker und Gästeführer Johannes Sander die Gäste der Feierstunde anhand der Details auf dem Wandgemälde mit auf eine Reise durch Würzburgs Stadtgeschichte. "Ein so großes Kunstwerk ist nur möglich, wenn man einen Auftraggeber hat", sagte Sander und erwähnte Lenz in einem Atemzug mit Balthasar Neumann und Giovanni Batista Tiepolo. Die "Herzkammer der Demokratie Würzburgs" habe durch Lenz einen würdigen künstlerischen Rahmen bekommen.

Bei Wolfgang Lenz beginnt die Stadtgeschichte, dargestellt in fast 40 anschaulichen und detailverliebten Szenen, bei den Dinosauriern und frühzeitlichen Menschen und endet mit einer Art Gruppenfoto der Stadtgesellschaft in den 1980er Jahren, auf dem der Künstler auch sich selbst und den damaligen Oberbürgermeister Klaus Zeitler verewigt hat. Sander sprach auch über das eine oder andere historische Ereignis, das aus seiner Sicht auf dem Gemälde fehlt, zum Beispiel die Gründung des Bistums Würzburg im achten Jahrhundert. "Würzburg kann stolz sein auf so ein großartiges Kunstwerk", so Sander am Ende seines Festvortrags.