
Als der Maler Wolfgang Lenz am 1. Januar im Alter von 88 Jahren starb, verlor Würzburg einen Künstler, dessen Wirken weit über die Grenzen der Stadt hinaus reichte. Welch außergewöhnliche Rolle der Meister des Phantastischen Realismus einnahm, zeigt die Tatsache, dass nur wenige Wochen nach seinem Tod unter riesiger Anteilnahme von Politikern, Freunden und Wegbegleitern ein Weg nach ihm benannt wurde.
Der seit Mittwoch neu benannte Wolfgang-Lenz-Weg führt von der Leistenstraße über den Winterleitenweg direkt am Wohnhaus der Familie Lenz vorbei zum Weg zur neuen Welt. Im dortigen Gut zur neuen Welt lebte einst die Malerin Gertraud Rostosky und beherbergte hier berühmte Künstler des Expressionismus wie Anton Kerschbaumer und Erich Heckel oder den Landschaftsmaler Otto Modersohn.
Für Lenz-Freund Hermann Gerlinger, einen bekannten Expressionismus-Sammler, ist dies der beste Weg, der gefunden werden konnte. Denn damit sei Wolfgang Lenz „direkt im Olymp der Würzburger Künstlerschaft angekommen“, sagte er vor der großen Freundesgemeinde, die zur Enthüllung des Straßenschildes gekommen war.
Bevor er mit Wolfgang Lenz' Witwe Hella, dessen Tochter Barbara und Bürgermeisterin Marion Schäfer den Weg offiziell eröffnete, ließ Bürgermeister Adolf Bauer noch einmal den Werdegang von Wolfgang Lenz Revue passieren, der dazu führte, dass er zu einem herausragenden Vertreter des Phantastischen Realismus wurde und „als einer der wenigen Würzburger Künstler Ansehen im In- und Ausland fand“.
Nie losgelassen habe ihn der grausame Anblick des zerstörten Würzburg, den er als 20-jähriger Kriegsheimkehrer erlebte und der sich in seinem berühmten Gemälde „Totentanz“ für immer erhalten habe. Mit seinen großflächigen Wandgemälden sei er im Stadtbild Würzburgs ebenso präsent wie mit seinen „kongenialen“ Restaurationsarbeiten in der Residenz. Die große Liebe zu seiner Heimatstadt Würzburg schlage sich nicht zuletzt auch in seinem Monumentalgemälde zur Würzburger Stadtgeschichte im Ratssaal nieder, sagte Bauer. Aber auch außerhalb Würzburgs war Lenz' Kunst der Raumgestaltung geschätzt, beispielsweise in der Staatskanzlei Wiesbaden, der Straubinger Asamkirche, dem Münchner Prinzregententheater oder der Bayerischen Vertretung in Berlin.
Daneben schuf Lenz zahlreiche Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen und Bühnenbilder, die sich allesamt durch technische Perfektion und akribische Genauigkeit auszeichneten, sagte Bürgermeister Bauer. Von Lenz' großem Werk künden auch viele Auszeichnungen. So ehrte ihn Würzburg 1977 mit dem städtischen Kulturpreis und außerdem mit dem Goldenen Stadtsiegel und der Figur des Tanzenden Schäfers und nun mit der Benennung des Weges, womit ihm die Stadt für immer ein ehrendes Andenken bewahre.
Einen Gedenkabend für Wolfgang Lenz veranstaltet die Stadt an diesem Donnerstag, 13. März, um 20 Uhr im Ratssaal. Nach einer Einführung von Bürgermeister Bauer hält Kunsthistoriker Professor Stefan Kummer den Vortrag „Wolfgang Lenz – ein Lebenswerk“. Der Eintritt ist für alle Interessierten frei.