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Würzburg
Er stellte sich dem Messerangreifer mit einem Stuhl entgegen: Warum wurde Helmuth Andrew dafür nicht auch geehrt?
Als einer der Ersten hat sich im Juni 2021 ein Würzburger dem Messerangreifer in den Weg gestellt. Geehrt wurde er dafür nicht. Gründe nennt die Staatskanzlei keine.
Helmuth Andrew war einer der ersten Helfer gegen den Würzburger Messerangreifer. Geehrt wurde er bislang nicht.
Foto: Fabian Gebert (Archivbild) | Helmuth Andrew war einer der ersten Helfer gegen den Würzburger Messerangreifer. Geehrt wurde er bislang nicht.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Helmuth Andrew hat sein Leben riskiert, um andere zu retten. Als ein psychisch kranker Mann am 25. Juni 2021 in Würzburg mit einem Messer drei Frauen tötete und mehrere Menschen schwer verletzte, stellte er sich dem Angreifer - zusammen mit anderen - als einer der Ersten in den Weg. Für diesen Akt der Zivilcourage gab es großes Lob. Gut ein Jahr später sieht das zumindest in Helmuth Andrews Fall aber anders aus. Ihm wird von der Bayerischen Staatskanzlei die Ehrung für sein Engagement verweigert – ohne Angabe von Gründen.

Im November 2021 wurden erstmalig fünf Helfer in der Staatskanzlei geehrt. Helmuth Andrew war nicht dabei. Weil er sich ausgeschlossen fühlte, verfasste er eine E-Mail an die Staatskanzlei. Darin beschreibt er, wie er sich dem Messerattentäter unter Einsatz seines Lebens entgegenstellte und fragt: "Nach welchen Gesichtspunkten werden die Personen ausgewählt, die solch eine Auszeichnung erhalten?"

Mit einem Stuhl hat er sich gegen den Würzburger Messerangreifer gestellt

Nur mit einem Stuhl bewaffnet, hatte sich Andrew dem Messerattentäter entgegengestellt. Videos zeigen, wie er dessen Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dann schmeißt der heute 51-Jährige den Stuhl und verfehlt. Später schmeißt er nach eigener Angabe erneut mit dem Stuhl und trifft. Er frage sich, ob das aus Sicht der Behörden nicht ausreichend für eine Ehrung sei, sagt Andrew, der als Kellner im Würzburger Juliusspital arbeitet. "Aber mehr hätte ich nicht tun können."

Eine Antwort auf diese Frage habe er nie bekommen, sagt Andrew. In einem Schreiben der Staatskanzlei, das der Redaktion vorliegt, heißt es dazu lediglich: "Uneigennützige Hilfsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein verdienen Anerkennung und Respekt." Zwar habe Andrew "in einer Notsituation beherzt reagiert" und "selbstlos die Initiative ergriffen und umsichtig gehandelt." Eine "sorgfältige Prüfung" der Angelegenheit habe jedoch nicht zu einer Auszeichnung geführt.

"Ich verstehe das einfach nicht", sagt der 51-Jährige. Ihm gehe es gar nicht um eine Medaille, sondern lediglich darum, "das System" zu verstehen. Die fehlende Transparenz gräme ihn. "Wenn ich ehrlich bin, geht es mir nicht gut damit."

Stadt Würzburg: Bei Ehrungen an Bayerischer Staatskanzlei orientiert

Auch eine Anfrage der Redaktion bringt nichts Genaueres zutage. In einer knappen Antwort der Staatskanzlei heißt es lediglich: "Ordensangelegenheiten sind immer streng vertraulich zu behandeln, dies betrifft auch Informationen zu einzelnen Ordensverfahren."

Doch auch zu einer Würdigung im Juni im Würzburger Rathaus anlässlich des Jahrestages der Messerattacke war Andrew nicht eingeladen. Im kleinen Kreis waren Helferinnen und Helfer sowie Betroffene dort zusammengekommen, um gemeinsam mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt zu gedenken. Warum war der Würzburger Helfer auch hier nicht eingeladen?

Dazu Pressesprecher Christian Weiß: "Die Stadtverwaltung hat sich bei den zu ehrenden Personen an Informationen von (...) der Bayerischen Staatskanzlei gehalten. Herr Andrew wurde unseres Wissens bislang auch nicht durch den Freistaat ausgezeichnet. Die Stadt Würzburg hat erst nach der Ehrung im Juni durch eine Mail von ihm selbst über seinen Einsatz erfahren." Die Staatskanzlei prüfe aktuell weitere Ehrungen. Ob die Stadt Würzburg Helmuth Andrew unabhängig davon würdigen werde, "lässt sich derzeit noch nicht sagen".

 
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  • mppthi
    warum hat patrik friedel ihn nicht vorgeschlagen schläft der???
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  • rainergaiss
    Vielleicht kann ihn jemand beim XY-Preis vorschlagen? Ich hätte das (um Kommentaren vorzubeugen) auch selbst gemacht, habe aber bereits jemand anderen aus dieser "Geschichte" vorgeschlagen.
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  • Harald.Zierhut@t-online.de
    Nur peinlich für die Stadt Würzburg. Beim "Layla-Sing-Verbot" hat die Stadt doch auch nicht erst auf Antwort aus München gewartet - und selbst gehandelt. Ehrt ihn endlich und hängt nicht immer am Tropf aus München!
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  • Blauwal
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  • juergenmagic@t-online.de
    Der Mann ist auch ohne Ehrung ein Held. Aber jede Gemeinde/Stadt kann Ehrungen ohne den Segen aus München durchführen. Schon ein Armutszeugnis. Da braucht man sich nicht wundern, wenn Zivilcourage immer weniger wird.
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  • hansi07
    Peinlich, dass dieser Mann vergessen / oder vielleicht sogar bewusst ausgelassen wurde. Mir wäre es an seiner Stelle aber genauso peinlich, dass das jetzt öffentlich ausgetragen wird.

    Von meiner Seite herzlichen Dank für den Mut, den er damals aufgebracht hat. Selbstverständlich war das sicherlich nicht.
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  • giacomo
    Ich beziehe mich auf den letzten Absatz des Artikels: Es ist für die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung ein absolutes Armutszeugnis und wirklich armselig, dass man nicht in der Lage ist, über irgendwelche Ehrungen bzw. Auszeichnungen selbst zu entscheiden und darauf verweist, dass der Freistaat selbst keine Ehrung ausgesprochen hat. Natürlich kann die Stadt keine Ehrung im Namen des Freistaats aussprechen aber man kann selbstverständlich Bürger der Stadt ehren!!! Da verhält sich die Stadt wie ein kleines Kind! Ich würde mich als Pressesprecher schämen, eine solche Aussage zu machen! Dass die Stadt erst nach der Ehrung der anderen Helfer durch eine E-Mail des Herrn Andrew von dessen Hilfseinsatz erfahren hat, ist mehr als lächerlich. Schließlich gab es haufenweise Videos in den sozialen Netzwerken in denen genau zu sehen ist, wie Herr Andrew mit einem Stuhl versucht hat schlimmeres zu verhindern. In der Schule würde man sagen: Stadt Würzburg, setzen, sechs!!
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  • FNB
    Das ist einfach nur schäbig. Spätestens nach dem Hinweis, dass da noch jemand den gleichen Mut bewiesen hat, wie die anderen geehrten, wäre es Zeit für eine Entschuldigung und Richtigstellung gewesen seitens der Staatsregierung und der Stadt statt sich hinter Rechtfertigungen zu verstecken. Nur keinen Fehler zugeben.
    Ich kenne mich da nicht aus, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Teilhabe an diesen Veranstaltungen auch ein Stück weit zur Traumabewältigung dienen kann, die diesem mutigen Helfer nun völlig willkürlich verwehrt wurde.
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  • jebusara@web.de
    Wenn man google bemüht findet man zahlreiche, teilweise sehr ausführliche, Berichte über die mutigen Helfer. Der im Artikel genannte kommt in keinem vor. Offenbar ist er vergessen worden. Oder war für die Medien nicht interessant genug. Auch die MP hat nie seinen Namen genannt.

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/wollte-messerangreifer-in-wuerzburg-entwaffnen-passant-von-soeder-geehrt-art-10750269

    https://www.mainpost.de/ueberregional/bayern/wuerzburger-messerattacke-soeder-zeichnete-fuenf-helfer-fuer-ihre-zivilcourage-aus-art-10684173
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  • ralf.zimmermann@mainpost.de
    Wir haben bereits am 26. Juni 2021 über Herrn Andrew berichtet: https://www.mainpost.de/10622782.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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  • jebusara@web.de
    @RalfZimmermann

    Danach nie wieder.

    Wo war der Aufschrei der MP als er keine Auszeichnung bekam? Warum wurde er in den Artikeln über diese Auszeichnungen nicht erwähnt?
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  • stefan.wolz@web.de
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  • klafie
    Ich finde es auch schrecklich, wenn der mutige Mann nicht mal eine Ehrung seitens der Stadt verdient, andere werden geehrt, wenn sie nur einen Finger grum machen und sich dabei selbst provitieren können, wie unser Adolf Bauer! Aber dieser Ottonormalverbraucher hat es anscheinend nicht verdient oder hält es die Stadt nicht für nötig. Armutszeugnis wieder mal von unseren angeblichen Stadtvätern!
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  • stadtkind
    Unser höchster Respekt ist auf jeden Fall sicher. Vielen und herzlichen Dank für Ihren Einsatz.
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  • galaben65
    Was soll das?
    Helfe ich um zu helfen oder um ein Denkmal zu bekommen.
    Toni Polster seines Zeichens bekannter Fußballer bei BMG, ich zitiere.
    "Auf Denkmäler*******. die Tauben"
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  • elkatvelo@t-online.de
    ein äusserst unangebrachter Beitrag

    es geht hier nicht um helfen, wie z. B. das Blumen giessen beim Nachbarn, oder das Helfen beim einkaufen, wenn jemand krank ist.

    Hier wurde mit blanken Händen spontan versucht einem Mörder das Handwerk zu legen um die anderen Leute in der Nähe zu schützen. Und kommen sie mir nicht mit dem Vergleich zu einem Polizisten, die das auch machen. Die haben im allerletzten Notfall immer noch einen Revolver in der Hinterhand
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  • galaben65
    Wo ist in meinem Kommentar ein Polizist erwähnt???
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  • giacomo
    @galaben65: Es geht um Gleichbehandlung, nicht um die Ehrung an sich!
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  • klafie
    diesen satz hätten sie sich auch sparen können!
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  • thomvolkmann@aol.com
    Was soll dieses Auslese erfahren! Dieser Mann hat eine Würdigung genauso verdient! Man muss sich über unsere Staatsregierung nur noch wundern!
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