"Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen", schrieb einmal der Komponist Vincenzo Bellini. Melancholie durchzieht seine Werke – so auch seine eigene Fassung der Romeo-und-Julia-Geschichte als "I Capuleti e i Montecchi", die gerade im Mainfranken Theater (in diesem Falle Blaue Halle) gespielt wird. Doch beim Blick in den Saal wird klar: Es sind weniger Augen als vor der Pandemie, denen die Tränen entlockt werden sollen. Teilweise sind ganze Reihen der Zuschauertribüne leer. Von dem erwartbaren und erhofften großen Ansturm nach der Corona-Pause kann keine Rede sein. Ein Phänomen, das viele Theaterleiter in der Region derzeit beschäftigt.
Studierende zeigen sich am unerschrockensten
"Wir können den Effekt nicht ganz feststellen", antwortet Mainfranken-Theater-Intendant Markus Trabusch auf die Frage, wie er sich die Zurückhaltung im Publikum erklärt. "Wir haben nicht nur Corona, wir haben auch neue Spielstätten außerhalb des Stadtzentrums. Wir wissen also nicht genau, an was es liegt."
Alles in Allem zeigt er sich jedoch zufrieden. Zwar sei der Kartenverkauf erst spät angelaufen, doch bevor nun die Inzidenzzahlen wieder stark gestiegen sind, hatte es angefangen, deutlich anzuziehen. "Wir liegen gar nicht so schlecht. Wir merken diese Delle, aber ich habe befürchtet, dass es schlimmer ist", so Trabusch. So gebe es beispielsweise beim Publikum im Konzertbereich kaum Zurückhaltung, dort habe es jedoch auch keinen Spielstättenwechsel gegeben.
Besonders freue ihn, dass wohl die Studierenden am "unerschrockensten" seien. Während vor der Pandemie nur etwa zehn Prozent der Gäste am Abendspielplan Studierende gewesen seien, seien es nun um die 17 Prozent. Ob es daran liegt, dass sie Corona trotzen und/oder keine Hemmungen haben, für Kultur auch an den Stadtrand zur Blauen Halle oder in den Keller Z87 in der Zellerau zu fahren, kann Trabusch nicht genau beantworten. Trotz allem bereitet dem Intendanten die derzeit auf Rot stehende Krankenhaus-Ampel Sorge. "Wir haben etwas Angst, dass der Aufwärtstrend nun abbrechen könnte."
Das Publikum hat keinen Nerv mehr auf das Rückzahlungsprozedere
Diese Angst äußert auch Csaba Béke, Intendant des Theaters Chambinzy in Würzburg. Auch er stellt eine allgemeine Zurückhaltung des Publikums fest. "Es ist alles anders, als sonst", sagt er, und nennt ein Beispiel: 50 Prozent der Tickets würden "normalerweise" vorab online reserviert. Bei einer Vorstellung vor Kurzem waren es gerade einmal 15 Prozent. Innerhalb von 24 Stunden kamen weitere 45 Prozent dazu. Die Nachfrage sei da, weiß Béke.
Er habe vielmehr den Eindruck, dass die Menschen nicht zu weit im Voraus buchen und sich somit binden möchten. Dies erklärt er sich mit der aktuellen Corona-Entwicklung und die dauernden Regeländerungen. "Die Leute haben keinen Nerv auf das Rückzahlungsprozedere, falls eine Vorstellung ausfallen sollte." Dennoch sei das Chambinzky derzeit noch "einigermaßen gut davongekommen". Von anderen Kolleginnen und Kollegen habe er gehört, dass die Zurückhaltung noch größer sei.
Kurzfilmtage in Schweinfurt: Weniger als die Hälfte an Tickets verkauft
Bei Gerald Jimij Günther, Geschäftsführer des Vereins KulturPackt in Schweinfurt, sieht die Lage deutlich schlechter aus. Zwar habe der Verein seit des Wiederaufschwungs der Kulturbranche erst eine Veranstaltung organisiert, doch auch hier habe sich die Zurückhaltung des Publikums deutlich gezeigt. Habe der KulturPackt bei den Schweinfurter Kurzfilmtagen vor der Pandemie im Schnitt 1200 Zuschauer zählen können, waren es diesmal nur 550. "Ich denke, dass Angst eine große Rolle spielt", meint Günther. "Viele Menschen sind noch nicht bereit, unter größere Menschenmengen in geschlossenen Räumen zu gehen." Dies habe er auch von vielen Veranstalter-Kollegen gehört.
Seit die Inzidenzzahlen in Schweinfurt immer weiter steigen, würden immer weniger Menschen Kulturveranstaltungen besuchen. Eine Lösung dafür hat Günther nicht. "Gegen die Angst kann man wenig machen", sagt er.
Einige Veranstaltungen mussten bereits abgesagt werden
Gelegentlich müssen sogar Veranstaltungen mangels Nachfrage ausfallen. So musste Jürgen Dahlke, Geschäftsführer der Disharmonie in Schweinfurt, einige Events absagen, unter anderem eine Dia-Show, die am kommenden Sonntag stattgefunden hätte. "Es wurden kaum oder keine einzige Karte verkauft", sagt er. "Das rentiert sich nicht."
Für größere Veranstaltungen funktioniere der Vorverkauf "fast gar nicht." Kleinere Veranstaltungen seien nur zur Hälfte besucht. Dahlke nennt die gleichen Gründe, wie seine Kollegen: Unsicherheit, Angst und steigende Inzidenzzahlen. "Wir alle haben schwer damit zu kämpfen."
Das wirke sich auch auf die Stimmung der Künstler aus. Einige seien froh, endlich wieder auf der Bühne stehen zu dürfen. Andere sagen ab, da sie ein ganzes Jahr lang nicht geprobt haben und deshalb nicht bühnentauglich seien. "Viele Künstler sind auch wieder in ihren alten Beruf zurück gegangen", weiß Dahlke.
Kulturamtsleiterin hofft, dass Kultur kein Luxusgut wird
Kathrin Jacobs, Leiterin des Würzburger Kulturamts, hat noch keine feste Diagnose. Ob die Menschen zu "bequem" geworden sind, ob es an den Ungeimpften liegt, denen derzeit der Zutritt erschwert/verboten wird, oder ob die Menschen schlichtweg noch Angst haben, unter Leute zu gehen – "ein wenig von allem ist vermutlich zutreffend", so Jacobs.
Sie mache sich vor allem Sorgen, dass Menschen, die am Monatsende ohnehin wenig Geld haben, angesichts der hohen Inflation auch weniger Theatertickets kaufen, "da sie ja noch die Tankfüllung und den Wocheneinkauf bezahlen müssen". Dann wird Jacobs noch deutlicher: "Es wird in Sachen kultureller Teilhabe schwieriger werden, und ich kann nur hoffen und setze hier auch auf die öffentliche Hand, dass Kultur in den Nachwirkungen der Krise kein Luxusgut wird."
die Unterhaltskosten steigen stark (Gas für die Heizung, Benzinpreise, allerlei Lebensmittel usw. ) hat doch keinen
Bock ( übriges Geld ) mehr auf " Dinge die " nicht so wichtig sind. Egal wie gross das Theater ist. Es merkt doch
nun jeder, dass die Strassen nachts erheblich ruhiger geworden sind. Die Stadtbusse sind meist leer hin und her fahren.
Frühestens im kommenden Frühjahr könnte es wieder etwas anziehen.Denn dieses kommt bestimmt. Bis dahin bleibt gesund vor der " Glotze. impfen impfen impfen...... frohes Fest, prost Neujahr auf der Alten Mainbrücke
schlachtet das Sparschwein, ruft Helauuuuuuu ............ e bissle wos geht immer
Mit sinkenden Besucherzahlen haben aber auch viele andere Freizeiteinrichtungen zu kämpfen. Sei es Kino, Bowlingbahnen, Kartbahnen, Restaurants, Vereine und viele mehr! Ob die alle in ähnlicher Art und Weise auch zukünftig ähnlich finanziell aufgefangen werden wage ich zu bezweifeln.
Der wichtigste Grund wurde meiner Meinung nach im Artikel nicht einmal ansatzweise genannt:
Die Leute verbinden Freizeitveranstaltungen naturgemäß mit Spaß und Freude. Dafür sind Freizeitveranstaltungen auch gemacht - sei es Theater, Kino, Konzerte, Restaurantbesuche etc.
Wenn so etwas permanent von allen möglichen Regelungen überschattet wird mit denen man sich vorab beschäftigen muss, diese sich tagtäglich ändern können und trotz allem wegen der kaum noch zu durchschauenden Verordnungen ein Fragezeichen bleibt verzichtet man eben auf solche Dinge!
Da muss man schon sehr begeistert oder optimistisch sein wenn bei solchen Dingen nun echte Freude, Spaß und gute Laune aufkommen soll!
So geht es jedenfalls mir!
Dafür haben Beschäftigungen in der Natur oder gemeinsame Aktivitäten im Freundes- und Familienkreis die keinen Regeln unterliegen an Bedeutung gewonnen.