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Würzburg
Endlich in den Hörsaal: So starteten Würzburger Studierende in das neue Semester
Das Wintersemester an Uni und Hochschule hat begonnen. Die Corona-Pandemie gibt erneut die Bedingungen für Vorlesungen und Seminare vor. So gehen die Studierenden damit um.
Die erste Vorlesung für Jura-Studierende an der Universität Würzburg fand in hybrider Form statt. Die Studienanfänger durften selbst entscheiden, ob sie in den Hörsaal wollen oder über das Internet teilnehmen möchten.
Foto: Fabian Gebert | Die erste Vorlesung für Jura-Studierende an der Universität Würzburg fand in hybrider Form statt. Die Studienanfänger durften selbst entscheiden, ob sie in den Hörsaal wollen oder über das Internet teilnehmen möchten.
Andreas Jungbauer
 und  Jonas Keck
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:42 Uhr

Wenn Philipp Jany ans Studieren denkt, hat er das Bild eines Hörsaals im Kopf: "Der Raum ist voll und vorne steht ein Professor." Doch als der 26-Jährige aus Baden-Württemberg vor einem Jahr mit dem Studium der Sozialen Arbeit begonnen hat, war wegen Corona alles anders. Den Hörsaal der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) hat er bisher nicht von innen gesehen. Die ersten beiden Semester seines Studiums fanden, wie so vieles in der Pandemie, vor dem Computerbildschirm statt. Das soll sich in diesem Wintersemester ändern. An der FHWS haben Präsenzveranstaltungen Priorität. Wo es zu eng wird, seien allerdings Einschränkungen zu akzeptieren, sagt Präsident Robert Grebner.

Auch die Vorlesungen an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) in Würzburg haben in dieser Woche wieder begonnen. "Wir freuen uns auf ein Wintersemester, in dem wieder Präsenzlehre möglich ist", so Uni-Präsident Paul Pauli. Gleichzeitig könnten jedoch innovative digitale Formate, die in den vergangenen Semestern entwickelt und optimiert wurden, beibehalten werden. Die ersten beiden Tage haben gezeigt, dass Lehrveranstaltungen in unterschiedlichen Formen angeboten werden: analog sowie digital und hybrid, also in Mischform.

Soziale Kontakte in Würzburg knüpfen

Ein Banner über dem Eingang der Neuen Uni am Sanderring hieß die Studenten und Studentinnen am Montag "Herzlich Willkommen". Für die Studierenden im ersten Semester ist es der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. "Für mich ist alles neu", sagt ein Jura-Student. Was in Präsenz und was online stattfinden wird, ist ihm bislang nicht so wichtig. Er ist aus Schwaben nach Würzburg gezogen, um "wenigstens die Chance zu haben, etwas zu erleben".

Im Treppenhaus stehen zwei Jura-Studentinnen und wollen herauszufinden, ob sie hier auch wirklich richtig sind und wo es wohl zum Audimax gehen könnte. Informationen aus Flugblättern werden mit der Karte auf dem Smartphone abgeglichen. Glück gehabt. Die erste Hürde ist genommen, der richtige Raum gefunden. Die Maskenpflicht im Saal und das Einchecken über einen QR-Code sind dagegen keine Hindernisse.

"Online ist für uns die Normalität."
Philipp Jany, Student im dritten Semester

Drinnen richtet Professor Eric Hilgendorf nochmal sein Mikrofon, dann geht es los. Seit zwei Jahren hat er im Audimax keine Vorlesung mehr vor Studierenden gehalten. Heute darf er die Jura-Anfänger und -Anfängerinnen an der Uni begrüßen. "Vor allem in den frühen Semestern ist es wichtig, dass Veranstaltungen in Präsenz stattfinden", sagt er. Vorlesungen und Seminare in der Rechtswissenschaft würden von Fragen und Diskussionen leben. "Es wäre falsch, isoliert zu bleiben", gibt er den Studierenden mit auf den Weg. "Lernen Sie gemeinsam, knüpfen Sie Kontakte, schließen Sie Freundschaften!", lautet sein Appell.

Online-Vorlesungen haben auch Vorteile

Die erste Vorlesung findet hybrid statt. Der Großteil der Studierenden, weit über 100, ist vor Ort. Für sie gilt die 3G-Regel. Rund 60 Menschen hören Hilgendorfs Vorlesung über das Internet an. Weil diese Form mit hohem Aufwand verbunden sei und der Fluss der Vorlesung gestört werde, wenn Studierende digital und analog Fragen stellen, werde sich die hybride Vorlesung langfristig wohl nicht durchsetzen, schätzt Hilgendorf. Gleichwohl müsse man sich fragen, wie man die Vorteile der Online-Lehre erhalten könnte. Für Menschen mit Behinderung oder Schwangere sei sie eine Erleichterung gewesen.

Für Student Philipp Jany hatten digitale Vorlesungen anfangs noch einen Vorteil. Erst im Juli ist er umgezogen. Um Miete zu sparen, lebte er das erste halbe Jahr noch in der Einliegerwohnung bei seinen Eltern im Hohenlohekreis. Doch da hatte er das Gefühl, irgendetwas zu verpassen. "Ich will nicht halbherzig einen Abschluss machen. Es ist echt etwas ganz anderes, wenn man da wohnt, wo man studiert", sagt er. Mit Kommilitoninnen und Kommilitonen quatschen, in der Mensa essen, zusammen Wein trinken und in Clubs feiern – das gehört für ihn zum Studentenleben dazu.

Doch das sehen nicht alle so. Jany hat sich mit einer Studentin seines Semesters angefreundet, die er nur aus Online-Seminaren und über WhatsApp-Nachrichten kennt. "Sie wohnt zusammen mit ihrem Freund in Regensburg und findet das digitale Angebot natürlich gut", erzählt er. Ein anderer Kommilitone hätte zeitweise in Schweden gelebt und in Würzburg studiert. "Online ist für uns die Normalität", sagt Jany. "Wir kennen es nicht anders". Soziale Arbeit sei mit über 300 Studierenden einer der großen Studiengänge an der FHWS und die Mehrzahl der Lehrangebote finde deshalb auch in diesem Wintersemester wieder digital statt. Bei kleineren Studiengängen sei der Präsenzanteil deutlich höher, berichtet der Student, der in der Fachschaft aktiv ist.

Studierende fordern Mitspracherecht

An der Uni sieht die Studierendenvertretung die Entwicklung zu mehr Präsenz sehr positiv. Doch es bleibt ein Herantasten. Deshalb wolle man für die weitere Ausgestaltung des Wintersemesters im intensiven Austausch mit der Uni-Leitung bleiben, sagt Henry Mörtl für den Sprecherinnen- und Sprecherrat. Dieser fordert eine Mitsprache der Studierenden: "Sie haben ein Anrecht darauf, dass sie bei der Entscheidung, ob ein einzelnes Seminar in Präsenz oder als Online- beziehungsweise Hybridformat angeboten wird, berücksichtigt werden."

In der Bibliothek der Universität am Hubland lernen zu Semesterbeginn nur wenige. Dafür ist in der Mensa zur Mittagszeit wieder viel los. Spontane Begegnungen, ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern – das schätzt eine Lehramt-Studentin an den neuen Bedingungen. "Wie viel tatsächlich im Hörsaal stattfindet und wie viel nur online angeboten wird - das wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen", sagt sie und hofft, dass sie möglichst oft wieder auf dem Campus sein kann.

 
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Kommentare
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  • clubfan2@gmx.de
    mit 26 wird da das studieren angefangen!

    da haben andere schon 10 Jahre Arbeitsleben hinter sich...
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  • FNB
    Sie wissen doch gar nicht, was er vorher gemacht hat. Vielleicht hat er einen Erzieherausbildung gemacht und somit auch schon ca. 7 Jahre gearbeitet.
    Wenn man direkt nach dem Abitur studiert, ist man normalerweise in diesem Alter mit dem Studium fertig.
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  • FabiG
    Man kann ja auch eine Ausbildung machen, arbeiten und dann anfangen Studieren? Spreche selbst aus eigener Erfahrung, habe selbst 7 Jahre am arbeitsleben teilgenommen bis ich 26 Jahre alt war.
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  • MeinAudi80
    Die Schlagzeile gaukelt den Lesern Normalität „PRÄSENZ!“ vor. Leider habe ich an der FHWS wieder ein komplettes „Online-Semester“ vor mir, da die Entscheidung bei den Professoren liegt. Ein weiters großes Problem stellt das Schreiben der Abschlussarbeit in Kooperation mit einem Unternehmen dar, da diese dank Corona massiv auf die Sparbremse treten. So wie es derzeit aussieht, wird es mir nicht möglich sein die Bachelorarbeit im nächsten Semester in einem Unternehmen zu schreiben!!!!!
    Das gehört auch zur Wahrheit dazu.
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