
Ihre Augen sind mit Tränen gefüllt, traurig und verzweifelt blickt sie in die Kamera. "Das ist dann so ein Moment, wo ich einfach merke, was die letzten Monate mit mir gemacht haben. Man macht so viel, und man boxt sich da durch und dann kommt jemand, der offensichtlich nicht einmal nachdenkt. Und das ist einfach uncool", sagt sie mit brüchiger Stimme. Jennifer Niebling hat vor drei Jahren das Café Sturbock in der Würzburger Münzstraße eröffnet. Es ist ihr "Baby", macht sie deutlich. Selten, aber doch ab und zu sorgen bei ihr negative Bewertungen aus dem Netz für Unmut. Als vor kurzer Zeit über Google wieder eine negative Rezension über ihr Café veröffentlicht wurde, packte sie der Zorn. Auf dem sozialen Netzwerk Instagram wendet sich die Café-Besitzerin mit einer emotionalen Botschaft an ihre Follower und hat dabei anscheinend einen Nerv getroffen. Viele Gastronomen melden sich mit Zuspruch bei ihr und sogar das Fernsehen berichtet darüber.
Keine einfache Zeit für Gastronomen

Vor allem Gastronomen hatten es in den letzten Monaten nicht leicht. Mussten sie zuerst coronabedingt während des Lockdowns die Restaurants und Cafés komplett schließen, müssen die Inhaber aufgrund des Hygienevorschriften aktuell mit weniger Tischen und somit weniger Gästen zurecht kommen. Hinzu kam für Würzburg, dass sich die Stadt mit einem Sieben-Tage-Inzidenz-Wert pro 100 000 Einwohnern von bis zu 79 Neuinfektionen in den letzten Wochen zum Corona-Hotspot entwickelt hatte. "Die letzten Monate haben Spuren hinterlassen und auch wenn man sich da durchkämpft, bleiben dennoch Ungewissheit und Angst", sagt Niebling.
Als vor wenigen Tagen dann eine negative Rezension, eine Person beschwerte sich darüber, dass sie kurz vor Ladenschluss keinen Kaffee mehr bekommen hatte, über Google veröffentlicht wurde, reichte es der Inhaberin des Cafés dann. "Solche Kritiken hat man immer mal wieder und immer ärgert man sich darüber, aber nicht immer ist man auch so dünnhäutig wie in der aktuellen Zeit", erzählt die 34-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion und nippt dabei an ihrem Americano. Noch am selben Abend griff sie zu ihrem Handy, öffnete Instagram und sprach ihren Unmut aus.
Emotionale Ansprache trifft Nerv
"Heute wird es mal etwas emotionaler", beginnt sie ihre Ansprache. "Ich kann es nicht nachvollziehen, denn wenn ich eine Kritik habe, dann spreche ich die Personen direkt an. Was soll es bringen, sich das anonyme Schild vorzusetzen und zu meinen, anonym rumzumotzen?" Sie spricht die Pandemie an, erzählt, weder die Preise angezogen zu haben, noch einen Hygienezuschlag zu verlangen. "Und dann wegen sowas eine schlechte Bewertung zu schreiben, finde ich echt krass. Ich glaube diese Menschen wissen gar nicht, was sie damit anrichten können." Denn es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Niebling solche Bewertungen aus dem Netz erhält, erzählt sie. Mal beschwerte sich eine Person anonym, dass sie die Straße hässlich fand. Ein anderes Mal, dass die Parkgebühren in der Münzstraße zu hoch seien. "Dafür können wir doch gar nichts!", so die Sturbock-Inhaberin. "Was ist das für eine Gesellschaft?"
Mit dem, was Niebling mit diesem Post auslöste, rechnete sie nicht. Innerhalb weniger Stunden lief ihr Postfach mit unzähligen Nachrichten von Gästen über, die ihr gut zusprachen. "Viele haben mir dann auch ihre Geschichte erzählt, dass sie beispielsweise eine Physiotherapie-Praxis haben, dass sie auch Bewertungen bekommen, teilweise von Patienten, die nie dort waren." Auch einige Würzburger Gastronomen meldeten sich bei ihr. "Sie alle haben gesagt, dass ich ihnen aus der Seele spreche." Sogar Kamerateams und Medien aus ganz Deutschland berichteten über die Würzburgerin.
Ein Thema, das viele Menschen beschäftigt
Niebling habe erst lange überlegt, ob sie das Video wirklich online stellen soll, denn dort sei sie "mehr Jenny als Sturbock" - also sehr verletzlich, emotional, wütend und traurig. "Auf der anderen Seite dachte ich mir aber, dass ich mit dem Laden auch immer authentisch bin." Im Nachhinein sei sie sehr glücklich darüber, dass sie sich getraut hat, sich in dieser Situation zu zeigen. Die Reaktionen würden schließlich zeigen, dass dies ein Thema sei, das viele Menschen beschäftigt.
"Selbst wenn ich nur eine Person dazu gebracht habe, erst darüber nachzudenken, was man mit einer solchen Rezension auslösen kann, hat es sich gelohnt", sagt sie stolz. Ihr Appell: "Wenn euch etwas nicht passt, dann sprecht uns persönlich an. Wir sind auch nicht frei von Fehlern, wir sind auch nur Menschen."
Gast, sogenannter [ gast so:ge:'nanter ] griechisch: Xenos: In einer Gesellschaft, wo Xenophobie herrscht, ist der Begriff Gast ein Euphemismus, da er sich in Wirklichkeit als Feind jeder bayerischen (im aktuellen Fall fränkischen) gastronomischen Aktivität herausstellt. Auf ihn projiziert sich das tiefe Unwohlsein des Bedienen-Müssens. Der Gast suggeriert Servilität und wirkt deshalb abschreckend. Er ist der Alptraum jeden Wirts und dessen natürlicher Feind. Mancher Wirt entschließt sich deshalb zur Gastscheuche zu mutieren, so auch seine Angestellten.
und ist doch nicht das gleiche... Das sind zwei "verschiedene" Stiefel ....
Die meisten Nörgler sind "Vollgepampert", d.h. Beamte und" Industriebeamte", oder Leute die mit Glück auf der Sonnenseite des Lebens stehen (z. B. Erbschaft).
Von diesen Leuten ist keine Empathie zu erwarten.
Ähnlich geht es übrigends auch Angestellten in den Supermärkten, oder in der Krankenpflege.
Schuldig sind immer die Anderen!
Die Frage ist, ob man in der aktuellen Situation, wo bei vielen Menschen die Nerven blank liegen, wirklich alles auf die Goldwaage legen muss.
Ich finde es gut, daß Frau Niebling an die Öffentlichkeit gegangen ist und ihre Gefühlslage dargelegt hat.
Da kann man mal sehen, was ein, auf den ersten Blick vieleicht gar nicht so schlimmer Satz, anrichten kann.
Wenn bis 20.00 Uhr geöffnet ist kann ich nicht um 19.50 Uhr zum Kunden sagen die Maschine ist schon sauber.
Im Restaurant wird auch erst geputzt wenn der letzte Gast gegangen ist.
Man ist nun mal Dienstleister.
Von daher verstehe ich die Kritik.
Bei Google-Bewertungen gibt es auch die Möglichkeit als Inhaber darauf zu antworten. Die Sache an sich, dass man sich entschließt, 15 Minuten vor Ladenschluss keinen Kaffee mehr anzubieten, ist doch legitim. Das kann man auch so mitteilen. Ich kann auch nicht um 17.55 Uhr im Bäcker erwarten, dass ich die volle Auswahl habe. Oder die Salat-Theke im Rewe: Abends ist da halt kaum noch etwas drin.
Dafür gibt es nun mal die Bewertungen. Und Kaffee bis zum Ende wäre halt einfach besser als nur eine halbe Stunde vorher.
Ich habe geschaut: Seit einer Woche bekommt der Laden dann "aus Trotz" nur noch gute Bewertungen, weil Medien wie die Mainpost kostenlose Werbung machen.
Darüber beschwert sich die Inhaberin dann natürlich nicht.
Sie übernehmen völlig unreflektiert diese Behauptung, dass das 15 Minuten vor Schließung passierte - und machen dann in Ihrem eigenen Kommentar mal schnell 30 Minuten draus.
Wer sagt Ihnen denn, dass der Bestellversuch für den Kaffee nicht erst zwei Minuten vor Schließung passierte - und der Google-Kommentator der Einfachheit halber nicht auch aus zwei Minuten 15 gemacht hat?
Und ansonsten ist es in der Gastronomie absolut üblich: Ende der Geschäftszeit, also Schließung des Lokals absolut NICHT identisch mit Ende der Bestellzeit!
Ich muss meine bestellte Ware so rechtzeitig bestellen, dass ich bis zur Schließung des Lokals auch mit dem Verzehr fertig bin - aus dem Grund kann es durchaus mal passieren, wenn ich kurz vor knapp komme - dass ich dann eben NICHTS mehr bestellen kann!
Beamte und Angestellte in Ämtern Würzburgs (besonders Freitags)hängen vor Dienstschluß das Telefon aus,um unerreichbar zu sein! Das gleiche Recht darf man wohl einem Freiberufler ebenfalls zubilligen!
Ähnlich schwierig scheint es zu sein "das Gleiche" und "das Selbe" auseinander zu halten.