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Würzburg
Emotionale Ansprache: Warum eine Café-Inhaberin in Tränen ausbricht
Wegen unfairer Bewertungen im Internet startet eine Würzburger Café Betreiberin einen Appell über Instagram. Und hat damit anscheinend den Nagel auf den Kopf getroffen.
Jennifer Niebling, die Betreiberin des Würzburger Cafés Sturbock, richtet sich via Instagram mit einem emotionalen Appell an die Öffentlichkeit. Der Grund: Schlechte Google-Bewertungen sorgen für Unmut.
Foto: Thomas Obermeier | Jennifer Niebling, die Betreiberin des Würzburger Cafés Sturbock, richtet sich via Instagram mit einem emotionalen Appell an die Öffentlichkeit. Der Grund: Schlechte Google-Bewertungen sorgen für Unmut.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:09 Uhr

Ihre Augen sind mit Tränen gefüllt, traurig und verzweifelt blickt sie in die Kamera. "Das ist dann so ein Moment, wo ich einfach merke, was die letzten Monate mit mir gemacht haben. Man macht so viel, und man boxt sich da durch und dann kommt jemand, der offensichtlich nicht einmal nachdenkt. Und das ist einfach uncool", sagt sie mit brüchiger Stimme. Jennifer Niebling hat vor drei Jahren das Café Sturbock in der Würzburger Münzstraße eröffnet. Es ist ihr "Baby", macht sie deutlich. Selten, aber doch ab und zu sorgen bei ihr negative Bewertungen aus dem Netz für Unmut. Als vor kurzer Zeit über Google wieder eine negative Rezension über ihr Café veröffentlicht wurde, packte sie der Zorn. Auf dem sozialen Netzwerk Instagram wendet sich die Café-Besitzerin mit einer emotionalen Botschaft an ihre Follower und hat dabei anscheinend einen Nerv getroffen. Viele Gastronomen melden sich mit Zuspruch bei ihr und sogar das Fernsehen berichtet darüber.

Keine einfache Zeit für Gastronomen

Jennifer Niebling mit Tränen in den Augen.
Foto: Screenshot Instagram | Jennifer Niebling mit Tränen in den Augen.

Vor allem Gastronomen hatten es in den letzten Monaten nicht leicht. Mussten sie zuerst coronabedingt während des Lockdowns die Restaurants und Cafés komplett schließen, müssen die Inhaber aufgrund des Hygienevorschriften aktuell mit weniger Tischen und somit weniger Gästen zurecht kommen. Hinzu kam für Würzburg, dass sich die Stadt mit einem Sieben-Tage-Inzidenz-Wert pro 100 000 Einwohnern von bis zu 79 Neuinfektionen in den letzten Wochen zum Corona-Hotspot entwickelt hatte. "Die letzten Monate haben Spuren hinterlassen und auch wenn man sich da durchkämpft, bleiben dennoch Ungewissheit und Angst", sagt Niebling. 

Als vor wenigen Tagen dann eine negative Rezension, eine Person beschwerte sich darüber, dass sie kurz vor Ladenschluss keinen Kaffee mehr bekommen hatte, über Google veröffentlicht wurde, reichte es der Inhaberin des Cafés dann. "Solche Kritiken hat man immer mal wieder und immer ärgert man sich darüber, aber nicht immer ist man auch so dünnhäutig wie in der aktuellen Zeit", erzählt die 34-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion und nippt dabei an ihrem Americano. Noch am selben Abend griff sie zu ihrem Handy, öffnete Instagram und sprach ihren Unmut aus. 

"Solche Kritiken hat man immer mal wieder und immer ärgert man sich darüber, aber nicht immer ist man auch so dünnhäutig wie in der aktuellen Zeit."
Jennifer Niebling, Inhaberin des Café Sturbock

Emotionale Ansprache trifft Nerv

"Heute wird es mal etwas emotionaler", beginnt sie ihre Ansprache. "Ich kann es nicht nachvollziehen, denn wenn ich eine Kritik habe, dann spreche ich die Personen direkt an. Was soll es bringen, sich das anonyme Schild vorzusetzen und zu meinen, anonym rumzumotzen?" Sie spricht die Pandemie an, erzählt, weder die Preise angezogen zu haben, noch einen Hygienezuschlag zu verlangen. "Und dann wegen sowas eine schlechte Bewertung zu schreiben, finde ich echt krass. Ich glaube diese Menschen wissen gar nicht, was sie damit anrichten können." Denn es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Niebling solche Bewertungen aus dem Netz erhält, erzählt sie. Mal beschwerte sich eine Person anonym, dass sie die Straße hässlich fand. Ein anderes Mal, dass die Parkgebühren in der Münzstraße zu hoch seien. "Dafür können wir doch gar nichts!", so die Sturbock-Inhaberin. "Was ist das für eine Gesellschaft?"

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Mit dem, was Niebling mit diesem Post auslöste, rechnete sie nicht. Innerhalb weniger Stunden lief ihr Postfach mit unzähligen Nachrichten von Gästen über, die ihr gut zusprachen. "Viele haben mir dann auch ihre Geschichte erzählt, dass sie beispielsweise eine Physiotherapie-Praxis haben, dass sie auch Bewertungen bekommen, teilweise von Patienten, die nie dort waren." Auch einige Würzburger Gastronomen meldeten sich bei ihr. "Sie alle haben gesagt, dass ich ihnen aus der Seele spreche." Sogar Kamerateams und Medien aus ganz Deutschland berichteten über die Würzburgerin.

Ein Thema, das viele Menschen beschäftigt

Niebling habe erst lange überlegt, ob sie das Video wirklich online stellen soll, denn dort sei sie "mehr Jenny als Sturbock" - also sehr verletzlich, emotional, wütend und traurig. "Auf der anderen Seite dachte ich mir aber, dass ich mit dem Laden auch immer authentisch bin." Im Nachhinein sei sie sehr glücklich darüber, dass sie sich getraut hat, sich in dieser Situation zu zeigen. Die Reaktionen würden schließlich zeigen, dass dies ein Thema sei, das viele Menschen beschäftigt.

"Selbst wenn ich nur eine Person dazu gebracht habe, erst darüber nachzudenken, was man mit einer solchen Rezension auslösen kann, hat es sich gelohnt", sagt sie stolz. Ihr Appell: "Wenn euch etwas nicht passt, dann sprecht uns persönlich an. Wir sind auch nicht frei von Fehlern, wir sind auch nur Menschen."

 
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Kommentare
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  • N. R.
    Zitat aus "DER GROSSE POLT", das Konversationslexikon von Gerhard Polt, Kein & Aber 2017:

    Gast, sogenannter [ gast so:ge:'nanter ] griechisch: Xenos: In einer Gesellschaft, wo Xenophobie herrscht, ist der Begriff Gast ein Euphemismus, da er sich in Wirklichkeit als Feind jeder bayerischen (im aktuellen Fall fränkischen) gastronomischen Aktivität herausstellt. Auf ihn projiziert sich das tiefe Unwohlsein des Bedienen-Müssens. Der Gast suggeriert Servilität und wirkt deshalb abschreckend. Er ist der Alptraum jeden Wirts und dessen natürlicher Feind. Mancher Wirt entschließt sich deshalb zur Gastscheuche zu mutieren, so auch seine Angestellten.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    War da noch nie. Werde bei meinem nächsten Radausflug nach WÜ aber mal vorbeischauen und mir selbst ein Bild machen. CUsoon.
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  • E. B.
    an 91189
    und ist doch nicht das gleiche... Das sind zwei "verschiedene" Stiefel ....
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  • S. F.
    Kenne genügend Leute die in der Gastronomie arbeiten.
    Die meisten Nörgler sind "Vollgepampert", d.h. Beamte und" Industriebeamte", oder Leute die mit Glück auf der Sonnenseite des Lebens stehen (z. B. Erbschaft).
    Von diesen Leuten ist keine Empathie zu erwarten.
    Ähnlich geht es übrigends auch Angestellten in den Supermärkten, oder in der Krankenpflege.

    Schuldig sind immer die Anderen!
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  • W. T.
    Es gibt eben solche die jeden Mist ins Netz schreiben und das Bewertung nennen.Krankhaft?
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  • P. K.
    Ich denke Frau Niebling geht es hier um etwas anderes. Ob die negative Bewertung nun gerechtfertigt ist, oder nicht, darüber lässt sich sicher streiten. Frau Niebling hat sicherlich in den letzten Monaten mehr als einmal Angst um ihre Existenz gehabt. So wird das auch in diesm Artikel beschrieben. Die negative Bewertung war wohl ehr der berühmte Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte.
    Die Frage ist, ob man in der aktuellen Situation, wo bei vielen Menschen die Nerven blank liegen, wirklich alles auf die Goldwaage legen muss.
    Ich finde es gut, daß Frau Niebling an die Öffentlichkeit gegangen ist und ihre Gefühlslage dargelegt hat.
    Da kann man mal sehen, was ein, auf den ersten Blick vieleicht gar nicht so schlimmer Satz, anrichten kann.
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  • J. B.
    Das gleiche an der Metzgertheke.
    Wenn bis 20.00 Uhr geöffnet ist kann ich nicht um 19.50 Uhr zum Kunden sagen die Maschine ist schon sauber.
    Im Restaurant wird auch erst geputzt wenn der letzte Gast gegangen ist.
    Man ist nun mal Dienstleister.
    Von daher verstehe ich die Kritik.
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  • N. K.
    Bei unserem supermarkt wid schon um 19:30 begonnen, die Fleischtheke leer zu räumen.
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  • M. R.
    Ich sehe die Sache etwas differenzierter. Der Standort des Lokals ist doch sehr ungewöhnlich, weil sich dort nicht oft ein Café hielt. Man sollte vielleicht auch hinweisen, dass es keinen Kaffee mehr um diese Uhrzeit gibt. Ich war einmal in diesem Laden und kann eigentlich nichts negatives darüber verlieren. Im Gegenteil. Allerdings habe ich bei Corona schon erlebt, dass Restaurants keine Bestellung ausliefern, weil 1,20€ Mindestbestellwert fehlten. Das ist natürlich ärgerlich, wenn man direkt zu jemanden Kontakt hat. Würde man das über eine App machen, hätte man die Verhandlung nicht.

    Bei Google-Bewertungen gibt es auch die Möglichkeit als Inhaber darauf zu antworten. Die Sache an sich, dass man sich entschließt, 15 Minuten vor Ladenschluss keinen Kaffee mehr anzubieten, ist doch legitim. Das kann man auch so mitteilen. Ich kann auch nicht um 17.55 Uhr im Bäcker erwarten, dass ich die volle Auswahl habe. Oder die Salat-Theke im Rewe: Abends ist da halt kaum noch etwas drin.
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  • G. B.
    In der Sache hat der Bewerter doch recht - warum bekommt man 15 Minuten vor Geschäftsende keinen Kaffee mehr. Da muss man ja auch nicht gleich weinen.
    Dafür gibt es nun mal die Bewertungen. Und Kaffee bis zum Ende wäre halt einfach besser als nur eine halbe Stunde vorher.
    Ich habe geschaut: Seit einer Woche bekommt der Laden dann "aus Trotz" nur noch gute Bewertungen, weil Medien wie die Mainpost kostenlose Werbung machen.
    Darüber beschwert sich die Inhaberin dann natürlich nicht.
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  • S. L.
    wo steht das mit den 15 Minuten ? Habe hier nur kurz vor Ladenschluss gelesen.
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  • G. B.
    das steht bei den Bewertungen auf Google.
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  • R. B.
    @Gert-raud, Sie sind das Paradebeispiel dafür, dass man heute im Nezt einfach mal Unwahrheiten verbreiten kann, wie einem beliebt. Punkt 1, wie kommen Sie darauf, dass der Gast 15 Minuten vor Schließung des Cafe`s keinen Kaffee mehr bekommen hat? Frau Niebling sprach von "kurz vor Ladenschluss". Punkt 2, Sie schreiben: "Und Kaffee bis zum Ende wäre halt einfach besser als nur eine halbe Stunde vorher." Damit suggerieren Sie unterschwellig, dass es schön wäre, wenn man eine halbe Stunde vor Schließung des Lokals noch einen Kaffee bekommen könnte. Mit ein paar wenigen Sätzen haben Sie gezielt oder unbewusst Dinge ausgesprochen, die so nicht stimmen, aber beim Leser den Eindruck erwecken, als wäre es genau so gewesen. Sich einen guten Ruf zu erwerben dauert Jahre, einen schlechten Ruf bekommen Sie in wenigen MInuten.
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  • G. B.
    Dann lesen Sie mal bei Google nach, was der Gast geschrieben hat... das habe ich nämlich getan....und da stand 15 Minuten...
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  • I. E.
    Genau - das haben Sie getan.
    Sie übernehmen völlig unreflektiert diese Behauptung, dass das 15 Minuten vor Schließung passierte - und machen dann in Ihrem eigenen Kommentar mal schnell 30 Minuten draus.
    Wer sagt Ihnen denn, dass der Bestellversuch für den Kaffee nicht erst zwei Minuten vor Schließung passierte - und der Google-Kommentator der Einfachheit halber nicht auch aus zwei Minuten 15 gemacht hat?
    Und ansonsten ist es in der Gastronomie absolut üblich: Ende der Geschäftszeit, also Schließung des Lokals absolut NICHT identisch mit Ende der Bestellzeit!
    Ich muss meine bestellte Ware so rechtzeitig bestellen, dass ich bis zur Schließung des Lokals auch mit dem Verzehr fertig bin - aus dem Grund kann es durchaus mal passieren, wenn ich kurz vor knapp komme - dass ich dann eben NICHTS mehr bestellen kann!
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  • P. K.
    Sorry, jetzt versteigen sie sich in Spekulationen
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  • Veraltete Benutzerkennung
    @Gert-raud
    Beamte und Angestellte in Ämtern Würzburgs (besonders Freitags)hängen vor Dienstschluß das Telefon aus,um unerreichbar zu sein! Das gleiche Recht darf man wohl einem Freiberufler ebenfalls zubilligen!
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  • R. B.
    Sehr geehrte Frau Niebling, ich war schon zwei mal als Gast in Ihrem Cafe und ich kann Ihnen nur bestätigen, dass man als Gast fühlt, dass Sie Ihr Cafe mit viel Herzblut betreiben. Sie und Ihre Kollegen der Gastronomie haben schwere Zeiten hinter sich und keiner weiß, wie sich die nächsten Wochen und Monate entwickeln. Lassen Sie sich nicht von ein paar Nörglern herunter ziehen, diese Leuten sind meist unzufrieden mit ihrem eigen Leben und machen Andere dafür verantwortlich. Ich wünsche Ihnen für Ihre Zukunft viel Erfolg.
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  • U. L.
    Dem Kummer kann abgeholfen werden: Ich gehe nächste Woche mal hin. Auf einen Cappucino. grinsen
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Warum beherrschen selbst Zeitungsredakteure die deutsche Sprache nicht mehr. Die Café-Inhaberin hat den Nagel "anscheinend" auf den Kopf getroffen. "Scheinbar" würde bedeuten, dass es nur so aussieht, aber in Wirklichkeit ganz anders ist.
    Ähnlich schwierig scheint es zu sein "das Gleiche" und "das Selbe" auseinander zu halten.
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