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Bolzhausen
Eisstock-Bahn aus Blech und ein Weihnachtsbaum aus Altglas: Dem Brückenbaron gehen die Ideen nicht aus
Altes nicht wegzuwerfen, sondern kunstvoll in Szene zu setzen, hat in der Eventlocation in Bolzhausen Methode. Den Anfang machte die Segnitzer Mainbrücke.
Holger Metzger nimmt schon mal Maß auf der Eisstock-Bahn, der neusten Attraktion im 'Brückenbaron' in Bolzhausen. 
Foto: Hannelore Grimm | Holger Metzger nimmt schon mal Maß auf der Eisstock-Bahn, der neusten Attraktion im "Brückenbaron" in Bolzhausen. 
Hannelore Grimm
 |  aktualisiert: 26.11.2024 18:00 Uhr

"Man muss sich immer was einfallen lassen", benennt Holger Metzger als seine Devise. Dass er diesen Worten Taten folgen lässt, hat der Erfinder und Erbauer des "Brückenbaron" in Bolzhausen schon oft bewiesen. Neueste Beispiele sind eine Eisstock-Bahn auf den Überresten der ehemaligen Segnitzer Mainbrücke und ein acht Meter hoher Flaschen-Weihnachtsbaum, der den Eingangsbereich zum Eventdorf im kleinen Sonderhöfer Ortsteil weihnachtlich schmückt.

Unseren milden Wintern geschuldet, ist die 18 Meter lange Eisstock-Bahn nicht als Eis, sondern aus Edelstahlblech gefertigt und auf dem ehemaligen Überbau der Segnitzer Brücke montiert. Im Gegensatz zu der glänzenden Bahn, die kürzlich offiziell in Betrieb genommen wurde und für rund drei Monate bespielbar sein wird, fallen Gebrauchsspuren bei den Eisstöcken auf.

In Tirol hatten die alten Eisstöcke längst ausgedient

„Die sind ja auch sehr alt“, sagt Holger Metzger, während er geschickt den Eisstock auf die glänzende Bahn schickt. Die zehn Exemplare stammen aus Ellmau in Tirol, wo sie nicht mehr benutzt wurden. Jetzt dienen die Eisstöcke mitten im Ochsenfurter Gau wieder ihrem ursprünglichen sportlichen Zweck und reihen sich ein in die schier unbeschreibliche Sammlung von uralten Gerätschaften und Maschinen, die es auf Schritt und Tritt auf dem rund zwei Hektar großen Gelände zu sehen gibt.

Für den Hang, gebrauchtes nicht einfach wegzuwerfen, steht auch der ungewöhnliche Weihnachtsbaum. Seit dem Frühjahr seien alle Wein- und Secco-Flaschen gesammelt worden, um mit ihnen den Baum zu bauen. Wie viele Flaschen es genau sind, will Holger Metzger nicht verraten. Dazu laufe gerade ein Gewinnspiel unter seinen Gästen. Nur so viel: "Es sind auf jeden Fall ein paar tausend."

Zu schade für den Schrottplatz oder den Altglascontainer: Die Besucher des Brückenbarons begrüßt ein altes Feuerwehrauto und neuerdings ein Weihnachtsbaum aus Weinflaschen.
Foto: Hannelore Grimm | Zu schade für den Schrottplatz oder den Altglascontainer: Die Besucher des Brückenbarons begrüßt ein altes Feuerwehrauto und neuerdings ein Weihnachtsbaum aus Weinflaschen.

15 Jahre ist es inzwischen her, dass es mit seinen Einfällen seinen Anfang nahm, die mancher für Spinnerei gehalten hat. Damals im Jahre 2009 fiel dem Bolzhäuser in Segnitz ein Hinweis darauf ins Auge, dass hier eine neue Mainbrücke gebaut werden soll und die alte abgerissen wird. Als er nach dem Abriss die alten Stahlteile da liegen sah, seien ihm die verschiedensten Einfälle durch den Kopf gefangen, wie man sie denn wiederverwenden könnte, erzählt er. 

Die Teile der Segnitzer Brücke rosteten zunächst jahrlang vor sich hin

Letztendlich hat Metzger sechs der Brückenelemente mit insgesamt 51 Metern Länge gekauft und dazu noch 500 Tonnen der Steine, die sie einst gestützt hatten. Die stählernen "Brocken", wie er sagt, wurden mit Schwertransportern nach Bolzhausen gekarrt wurden, wo sie zunächst jahrelang vor sich hin rosteten, bevor sich der neue Besitzer schlüssig wurde, was er mit den Teilen anfangen will.

Für den Einfall, einen Biergarten in Bamberger Stil zu errichten, waren zunächst erstmal eine lange Planung, sein eiserner Wille und eine gute Portion Durchsetzungsvermögen gefragt, bevor der Metzger am 5. April 2016 den ersten Spatenstich für sein Projekt setzen konnte. Die Brücke wurde schließlich zum Markenzeichen des Eventdorfs und stand für den Namen "Brückenbaron" Pate. 

Die Energie kommt fast vollständig aus der eigenen Erzeugung

Heute, 15 Jahre nach dem Brückenabriss, zeugen die Brücke, die einen kleinen See überspannt, der große Biergarten, der Spielplatz, das Verwaltungsgebäude, die Kapelle und das auf der Brücke entstandene Menürestaurant „Baron.ess“ von den nie versiegenden Einfällen des gelernten Mechatronikers. Ebenso wie das Blockheizkraftwerk und die Solaranlagen, mit denen er nahezu den kompletten Energiebedarf für das beachtlich große Betriebsgelände selbst produziert.

Aus Tirol stammen die alten Eisstöcke, die nun wieder ihren ursprünglichen Zweck als Sportgerät erfüllen dürfen. 
Foto: Hannelore Grimm | Aus Tirol stammen die alten Eisstöcke, die nun wieder ihren ursprünglichen Zweck als Sportgerät erfüllen dürfen. 

In der Region hat sich der ungewöhnliche Veranstaltungsort längst Namen gemacht. 60 Mitarbeitende beschäftigt der Brückenbaron inzwischen in Festanstellung oder als Aushilfen, sagt Metzger, darunter zehn Azubis in den Berufen Koch, Restaurantfachkraft sowie Event- und Veranstaltungskauffrau.

Zu ihnen zählen auch sieben junge Frauen und Männer aus Nepal, die über die Vermittlung des Ochsenfurters Klaus Meyer ihre Ausbildung in der Küche, im Service oder in der Verwaltung erhalten. Über sie freut sich Holger Metzger besonders. "Da haben wir echt nur super Erfahrungen gemacht, sie passen einfach ins Team", sagt er. 

Die Eisstock-Bahn steht während der Öffnungszeiten des Brückenbaron zur Verfügung. Reservierung wird empfohlen.

 
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