Eine Party an Karfreitag? Und das im christlichen Würzburg? Das Thema sorgt für ordentlich Gesprächsstoff und spaltet die Gemüter. Unter dem Titel "Heidenspaßparty" soll es am stillen Feiertag ab 22 Uhr eine Party in der Würzburger Posthalle mit Musik von DJ Ole geben.
Davor soll zudem Monty Pythons Comedy-Klassiker "Das Leben des Brian" gezeigt werden. "Jeder sollte frei entscheiden dürfen, ob und welchem Glauben er angehört und wie er diesen zelebriert. Jeder, der lieber tanzen gehen möchte, anstatt den stillen Feiertag zu feiern, ist herzlich (...) bei uns willkommen!" heißt es von den Veranstaltern, der Regionalgruppe Unterfranken der religionskritischen Giordano Bruno Stiftung.
Für die Veranstaltung gilt eine Ausnahmegenehmigung, wie die Pressestelle der Stadt Würzburg mitteilte. Es handele sich bei "Heidenspaßparty" um keine reine Party, sondern um eine "Mischform aus Demonstration und Veranstaltung".
Kommentare unter dem mainpost.de-Artikel von "absolut geschmacklos" bis "Gesetzverdreherei"
Die Meinungen dazu sind gespalten, das zeigen auch die zahlreichen Kommentare unter dem Artikel auf mainpost.de. Vor allem bei Anhängern der christlichen Kirchen sorgt diese Ausnahmegenehmigung der Stadt für Kritik. Der Tenor: Die Veranstaltung sei reine Provokation. "Ich bin jetzt nicht der Vorzeige-Christ. Aber: Ja, ich fühle mich provoziert", schreibt beispielsweise ein Kommentator. Als "absolut geschmacklos" beschreibt ein anderer die Entscheidung der Stadt, die Veranstaltung zu genehmigen. "Die Party könnte auch einen Tag oder eine Woche später stattfinden, dann hätte man aber nicht soviel Wind und somit Werbung um diese Veranstaltung", fügt er an.
Andere wiederum sprechen sich für eine Lockerung der Feiertags-Regeln aus. "Wen interessiert, wer, wann tanzt? Diese Gesetzverdreherei ist lächerlich. Gläubige Christen brauchen keine Ver-, oder Gebote", schreibt so eine Kommentatorin. Für eine "ersatzlose Abschaffung" spricht sich ein weiterer Kommentator aus: "Wenn die Menschen den Sinn dieser christlichen Feiertage nicht mehr mittragen oder zumindest dulden, sollen sie arbeiten. Die Nichtchristen in unserem Land nehmen ständig zu, brauchen wir Feiertage für diese Trittbrettfahrer?" Doch was sagen Kirchenvertreter dazu?
Diözese: Die Religionsgemeinschaften wollen nicht vorschreiben, wann jemand feiern darf
Die angekündigte "Heidenspaßparty" bestätige die "schleichende Aushöhlung des Karfreitags als stiller Tag", sagt Bernhard Schweßinger, Pressesprecher der Diözese Würzburg auf Anfrage der Redaktion. "Die Christen gedenken am Karfreitag des Leidens und Sterbens Jesu. Für viele Menschen rücken damit entscheidende Themen des Lebens in den Mittelpunkt: Fragen nach Leid, Terror, Krieg, Sterben und Tod in der Welt und im persönlichen Leben." Diese Fragen würden die gesamte Gesellschaft betreffen. "Deshalb tut ein solches gemeinsames Stille-Sein am Karfreitag gut. Auch wenn viele Menschen heute nicht mehr konfessionell gebunden sind, werden sie im Leben nicht an den existentiellen Fragen des Lebens vorbeikommen."
Dabei würden die Religionsgemeinschaften nicht vorschreiben wollen, wann jemand feiern darf und wann nicht, betont Schweßinger. Für ein gutes Zusammenleben einer Gesellschaft sei aber eine gegenseitige Rücksichtnahme nötig. Und hierzu gehöre auch die Rücksichtnahme auf besondere Tage der Christen wie den Karfreitag. "Wenn die Giordano Bruno Stiftung meint, am Karfreitag den Film 'Das Leben des Brian' zeigen zu müssen, holt sie sich letztlich einen Impuls aus einem christlichen Thema. Dies zeigt, wie sich die Stiftung am Christentum abarbeitet."
Im Würzburger Dekanat schmunzelt man über den Namen der Party in der Posthalle
Das Evangelisch- Lutherische Dekanat Würzburg sieht die ganze Sache noch etwas lockerer. "Wir mussten ehrlicherweise über den Namen der Veranstaltung etwas schmunzeln", erklärt Tilman Schneider, stellvertretender evangelischer Dekan und Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Thüngen-Arnstein. "Diese 'Heidenspaßparty' kann stattfinden, da haben wir nichts dagegen. Wir Gläubigen begehen jedoch den Karfreitag und feiern Gottesdienste und bedenken, was das Sterben Jesu für uns, für unser Leben und Sterben bedeutet."
Im Namen des Dekanats äußert er sich gemeinsam mit der stellvertretenden evangelischen Dekanin Sabine Schrick: "Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, in der Welt- und Lebensanschauungen sowie Religionszugehörigkeiten nebeneinanderstehen. Das gilt auch für unsere Würzburger Stadtgesellschaft. Es gilt, sich wechselseitig zu tolerieren und zu respektieren."
Wir sind ein säkularer Staat.
Ich finde es immer wieder befremdlich wie intolerant Mitglieder einer Religionsgemeinschaft sind wenn nicht alle auch Nichtmitglieder nach ihrer Pfeife tanzen.
Und zum Thema Feiertage. Schafft alle religiösen Feiertage ab und ersetzt sie in staatliche.
Wie den 17.Juni, 23.Mai, 18.Januar...
Die Christen haben auch nur von den Heiden die Feiertage übernommen wie Weihnachten (Saturnalien bei den Römern oder Jul Fest bei den Germanen), Allerheiligen (Gedächtnis der Toten), Ostern (Astarte Verehrung)...
der Aschermittwoch, der Tag, an dem manche Partei hetzerische Reden im Alkoholdunst vom Stapel lässt, der gilt in der römischen Kirche als strenger Fast- und Abstinenztag.
jetzt wieder dagegen schreien, dass die Kirchen nichts dagegen unternommen haben, oder liege ich da falsch?
Eine Glaubensausrichtung nicht.
Dass alle in Ruhe in die Kirche gehen können?
Nach 22:00 Uhr?
Also bitte!
Eine Kirche/Religion ist im Grunde nicht viel anders als ein Verein.
Manche sind drin (inkl mir, wobei ich nicht weiß, warum noch), manche sind nicht (mehr) drin.
Warum es einigen aus diesen "Vereinen" mit der Denkweise von vor vielen Jahrzehnten/Jahrhunderten nach wie vor zustehet, ALLEN - also auch den Nichtmitgliedern Vorschriften aufzudiktieren, ist nicht oder nicht mehr begründbar.
Hat ein Gesetz keinen Sinn (mehr), ist es zu hinterfragen. Im Zweifel gehört es abgeschafft.
Ja, in letzter Konsequenz dann evtl. auch die jeweiligen Feiertage streichen, wobei stattdessen zeitgemäße(re) F-tage eingeführt werden könnten (Wie wär´s mit einem eigenen F-tag für Familie? Und einem für Freundschaft? Und Frieden? Und Demokratie?) oder alternativ die Zahl der Urlaubstage erhöht gehört.
D-land ist doch kein Gottesstaat, oder?
Das war vor einigen Jahrzehnten viel verbreiteter und häufiger der Fall.
Diejenigen, die das damals betraf, vergessen/verdrängen das nur allzu gerne und nehmen das heutige Feiern anderer nun mit ganz anderen Augen wahr.
Es ist irrelevant, was Sie glauben und was ich glaube.
Relevant ist, was wirklich ist.
Dass Jugendliche heute häufiger und heftiger exzessiv Alkohol konsumieren, als vor Jahrzehnten, kann ich keiner Statistik entnehmen. Würde mich auch arg wundern.
Sie lassen Ihre Wahrnehmung womöglich davon verzerren, dass sich die Ereignisse stärker konzentrieren.
Wurde früher in unzähligen Dorfvereinen, Musikkapellen, Gasthäusern, Kneipen uvm gefeiert und gesoffen, konzentrieren sich heute die feiern auf weniger übrig gebliebene Lokale. Wer so eines vor der Nase hat, oder regelmäßig von dort berichtet bekommt (medialer Effekt), meint womöglich, das Phänomen nehme insgesamt zu, obwohl es stetig abnimmt.
Ansonsten finde ich die Sichtweise mancher Leute echt drollig, die ernsthaft der Meinung sind, staatliche Feiertage sollten für Nichtchristen entfallen, und solche Leute sollten gefälligst an gesetzlichen Feiertagen arbeiten.
Aber wann hatte Glauben jemals was mit Logik zu tun.
Allen, die aus der Kirche austreten, oder die ansonsten kirchliche Feiertage nicht mehr wertschätzen, werden diese gestrichen.
Die Arbeitgeber dürfte es freuen, könnte man viele industrielle Anlagen 24/7 mit denen am Laufen halten, denen Ostern, Pfingsten, Weihnachten und alles andere kirchliche (auch Sonntage) am Ar.... vorbei geht.
Dann lösen sich solche Themen schnell in Rauch auf, wenn die Wahl heisst: Stiller Feiertag ohne Feier oder lieber Arbeitstag. Oder auch alternativ: Kirchensteuer und Feiertage oder Austritt und mehr Arbeitstage.
Das wird vor allem für Dauer-Bürgergeldempfänger und Rentner ein schwerer Schlag sein.