Gegründet mit der Bayerischen Landkreisreform 1972 feiert der Landkreis Würzburg dieses Jahr sein 50. Jubiläum. Das Landratsamt feiert den Geburtstag mit einem Jubiläumswochenende am 1., 2. und 3. Juli. Wir haben zu diesem Anlass mit zehn Bürgerinnen und Bürgern zehn verschiedener Gemeinden in der Region gesprochen und sie gefragt, warum der Landkreis Würzburg ihre Heimat ist.
Gerhard Borst, 74, Rentner aus Kleinrinderfeld
Ich bin ein echter Kleinrinderfelder. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und habe nie woanders gewohnt. Ich fühle mich hier wohl wegen der Dorfgemeinschaft und der Mentalität der Gemeinde. Hier bei uns gibt es freundliche und vor allem hilfsbereite Menschen. Man kann sich hier als Neubürger, bei uns heißt’s „Neigschmeckter“, sehr schnell integrieren und wird mit offenen Armen aufgenommen. Die Vereine sind tragende Säulen für das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde und damit ein wesentlicher Bestandteil. Daher bin ich auch besonders froh und stolz, dass unsere vier Enkel alle in Vereinen organisiert sind. Unser Sohn und unsere Tochter haben beide hier im Ort gebaut und leben mit ihren Familien hier. Das sind so die wesentlichen Faktoren, wo ich sage, das gehört unbedingt zu einem Dorf, damit man sich hier wohlfühlen kann – und das tue ich auf jeden Fall.
Peter Carl, 67, Rentner aus Riedenheim
Für mein Heimatgefühl ist meine Familie natürlich das Wichtigste und in Riedenheim sind auch meine Wurzeln. Inzwischen habe ich dort einen Großteil meines Lebens verbracht und es war auf jeden Fall eine tolle Zeit. Ich kann nur sagen, ich fühle mich hier wohl. Ich habe hier viele Freunde und im Sportverein habe ich meine Leidenschaft Fußball gelebt. Da gibt es viele schöne Erlebnisse, an die ich gerne zurückdenke. Mittlerweile bin ich selbst auch schon seit 20 Jahren für den Verein ehrenamtlich tätig und versuche dadurch etwas von dem zurückzugeben, was ich damals selber erleben durfte. Denn ein Dorf ohne Vereinsleben ist aus meiner Sicht ein totes Dorf.
Hilde Falger, 57, Angestellte im Familienbetrieb aus Opferbaum (Bergtheim)
Ich bin schon hier geboren, aufgewachsen und nie weggegangen, weil ich hier einfach gerne lebe. Der Zusammenhalt bei uns in Opferbaum, aber auch darüber hinaus ist etwas Besonderes. Man kann sich in der Nachbarschaft aufeinander verlassen und hilft sich gegenseitig. Wir haben hier mit unserem Eichelberg ein besonders Stück Wald und eine schöne Aussicht, aber man kann auch in der Region viel erleben, weil man überall schnell hinkommt. Ob Dorffeste, Sportwochenenden oder auch der Feuerwehr-Erklärtag für Jung und Alt – hier ist eigentlich immer irgendwas los.
Thomas Heunisch, 56, Gastronom aus Uettingen
Wir kommen ja ursprünglich aus dem Altlandkreis Marktheidenfeld, der dann integriert wurde in den Landkreis Würzburg. Inzwischen sind wir auch mit dem öffentlichen Nahverkehr sehr gut daran angebunden. Wenn ich an die Kultur bei uns denke, fallen mir zuerst die großen Feste und das Musikalische ein. Für uns hat natürlich das Uettinger Waldfest eine besondere Bedeutung. Als letztes Traditionsfest ist es ein absolutes Muss für jeden Uettinger. Außerdem gibt es noch viele Musikkapellen und Gesangsvereine in unserer Gegend. Hier wird das Ehrenamt noch großgeschrieben.
Anita Höchstädter, 44, Klavierlehrerin aus Veitshöchheim
Zuerst denke ich bei dem Landkreis an die Menschen. Ich komme eigentlich aus Niederbayern und als ich angefangen habe zu studieren, ist mir am meisten aufgefallen, dass die Leute super freundlich und entspannt sind. Bei Problemen trinkt man erstmal eine Tasse Tee oder einen Schoppen bevor man sich aufregt. Die Franken sind auch extrem hilfsbereit und wer offen und freundlich auf die Leute zugeht, bekommt das auch sehr leicht zurück und wird schnell aufgenommen. Dadurch ist die Region wirklich zu meiner Heimat geworden.
Gottfried Krauß, 44, Raumausstatter und Leiter des Posaunenchores aus Obereisenheim
Denke ich an den Landkreis, fällt mir zuerst auf, wie abwechslungsreich er ist. Vom landschaftlichen Stil gibt es eine große Bandbreite vom Maintal, den Erhebungen links und rechts, bis hin zu den großen Waldgebieten und Weinlagen. Genauso gibt es die kulturellen Unterschiede zwischen der Stadt Würzburg und den ländlichen Gegenden. Und auch von der Arbeit der Menschen ist die Region sehr gemischt. Von den Studenten in Würzburg bis zur Landwirtschaft und dem Handwerk ist alles dabei. Besonders ist sicherlich auch, dass es nicht nur katholische Gemeinden gibt - wir in Obereisenheim bilden ja eine kleine evangelische Enklave.
Corinna Kreiselmeier, 36, Wirtschaftsingenieurin aus Aub
Ich bin in Aub aufgewachsen und habe hier viele Freunde und meine Familie. Ich finde auch, dass der Menschenschlag hier der ist, der mir persönlich am nächsten kommt. Man ist freundlich und zurückhaltend und darüber hinaus sehr hilfsbereit. Das ist eine Art, die ich sehr mag. Ich mag auch, dass man sich gegenseitig herzlich mit einem „Grüß Gott!“ oder einem freundlichen „Hallo“ auf der Straße grüßt. Ich finde, im Landkreis Würzburg hat man alles vor Ort. Speziell hier in Aub ist mit den Lebensmittelgeschäften, Schule, Kindergarten alles noch zu Fuß erreichbar. Aus meinem heimischen Bürofenster kann ich direkt auf den Markt sehen und kurz hinter meinem Grundstück beginnt der Wald. Das ist für mich das Paradebeispiel für Naherholung.
Katharina Kunzelmann, 37, Personalreferentin und Leiterin der Handballabteilung der TSG aus Estenfeld
Dass wir hier unseren Lebensmittelpunkt gehalten haben, hat viele Gründe. Die landschaftliche Schönheit fällt mir immer wieder beim Maintreiben auf. Wenn wir im Main an den Weinbergen vorbei schwimmen – das ist einfach unfassbar schön. Auch der Mix der kulturellen Angebote macht die Region für mich ganz besonders und die zentrale Lage als Verkehrsknotenpunkt ist für die Familie beruflich und für Ausflüge super. Und für die Menschen hier gilt wirklich: Harte Schale, weicher Kern. Nach der ersten Weinschorle sind die Franken unheimlich gesellig und man wird sehr leicht aufgenommen.
Ulrich Schmidt, 67, Rentner aus Tückelhausen (Ochsenfurt)
Die Heimat Tückelhausen ist sehr schön, wir wohnen hier abgelegen und kriegen von dem Trubel von außerhalb und dem Fahrradtourismus am Main nicht viel mit. Der Nachteil, wie es halt ist in den kleinen Orten, ist, dass es die Bäckereien, Gastwirtschaften, Metzgereien und Brauereien von einst jetzt nicht mehr gibt. Ich finde es auch schade, dass keine Bauplätze für junge Leute ausgewiesen werden und somit dem Ort die Zukunft verbaut wird. Es gibt bei uns noch viel Zusammenhalt, aber den Vereinen fehlt es an Nachwuchs. Ich hoffe trotzdem, dass wir in drei Jahren noch das 100-jährige Bestehen unseres Sportvereins feiern können.
Annika Schmitt, 22, Verwaltungssekretärin aus Erlabrunn
Was an Erlabrunn für mich Heimat ist, ist dass wir hier – ob alt oder jung – durch die ganzen Vereine und Feste alle sehr eng miteinander verbunden sind und einander unterstützen. Das ist ziemlich einzigartig. Ich bin in der KJG Erlabrunn, die auch viel für die Jugend leistet und wenn wir mal ein Fest machen, können wir uns zum Beispiel einfach von der Feuerwehr mal den Grill leihen. Meine Freunde sind mir natürlich auch sehr wichtig und von denen leben viele noch hier. Ich war im Rahmen meiner Ausbildung für ein Jahr bei München, habe mich danach aber wieder hierher versetzen lassen. Der Landkreis, Erlabrunn, direkt am Main, hier ist es einfach schön zu leben.