Für Elmar Daniel und Samuel Lindl hatte das lange Hoffen im Februar endlich ein Ende: Der Bundestag beschloss das Cannabisgesetz (CanG), das ab Juli 2024 auch den gemeinschaftlichen Cannabis-Anbau in Vereinigungen legalisieren soll. Die Freude der beiden war groß, die Freunde aus Schweinfurt und Bad Kissingen steckten bereits mitten in den Vorbereitungen für einen Cannabis Social Club: Mit "MainBud" wollen Daniel und Lindl gleich loslegen, sobald es das neue Gesetz möglich macht. Dabei heißen sie nicht alles daran gut und haben auch Bedenken, ob die Umsetzung wie geplant klappt.
Mit Anbauvereinigung in den Startlöchern: Cannabislegalisierung "war überfällig"
"Als letztes Jahr das Eckpunktepapier für ein Cannabisgesetz vorgestellt wurde, sind wir vorgeprescht und haben die Vereinsgründung in die Wege geleitet", sagt Elmar Daniel, der als Krankenpfleger in Würzburg arbeitet. Seit September 2023 ist die Anbauvereinigung "MainBud" beim Amtsgericht Würzburg eingetragen. Mittlerweile zählt sie 20 aktive und 50 angemeldete Mitglieder aus Unterfranken. Eine Anbauhalle in der Region stehe auch in Aussicht.
Dass der Bundestag den Gesetzentwurf verabschiedete, sei überfällig gewesen, finden Daniel und Lindl. "Alkohol ist schließlich auch eine Droge, die sich negativ auf die kognitiven Leistungen und die Entwicklung des Gehirns auswirkt – gerade bei jungen Menschen", sagt Daniel. Dass er bereits ab 16 Jahren erhältlich sei, darüber rede niemand. Dafür umso mehr über die negativen Auswirkungen von Cannabis. "Es ist aber ein Unterschied, ob ich gelegentlich mal einen Joint rauche oder ob ich intensiv konsumiere", meint der 32-Jährige.
Clubgründer: Bisheriges Verbot hat den Präventionsgedanken vernachlässigt
Laut Bundesgesundheitsministerium konsumierten zwischen 2020 und 2021 circa 4,5 Millionen Volljährige Cannabis, die meisten von ihnen zwischen 18 und 24 Jahre alt. "Das zeigt, dass die bisherige Prohibition, die auf Kriminalisierung setzt und die Suchtprävention vernachlässigt, nicht erfolgreich war", sagt der Krankenpfleger. Im Gegenteil, sie würde sogar schaden.
Denn statt Menschen, die Cannabis konsumieren oder besitzen, an eine Suchtberatungsstelle zu vermitteln, seien bislang gegen sie Strafverfahren eingeleitet worden – in Bayern sei es besonders streng. Bei "Gelegenheitskonsumenten" halten die beiden Clubgründer dies für nicht gerechtfertigt, eine Verurteilung habe weitreichende Folgen: "Man gilt automatisch als Straftäter und bekommt Probleme bei der Jobsuche, das steht in keinem Verhältnis", sagt Samuel Lindl, der in Bad Kissingen als Industriemechaniker arbeitet.
Viele Konsumenten würden sich bei einem Suchtproblem aus Angst nicht an eine Beratungsstelle wenden. Zu groß sei die Befürchtung, ihre Daten könnten weitergegeben werden. Deshalb sei der Präventionsgedanke beim bisherigen Umgang mit Cannabis überhaupt nicht zum Tragen gekommen, meint Daniel.
Kontrollen in Cannabis Social Clubs, Pflicht zu Präventionskonzept und Dokumentation
Das gerade verabschiedete Cannabisgesetz hingegen bringe den Präventionsgedanken unmittelbar dorthin, wo das Rauschmittel konsumiert wird. Die gemeinschaftlichen Anbauvereinigungen müssten ein Präventionskonzept herausarbeiten und mindestens einen Präventionsbeauftragten haben, der regelmäßig an einer staatlich anerkannten Schulung zur Suchtberatung teilnimmt, erklären die beiden Clubgründer.
Zudem seien Anbauvereinigungen dazu verpflichtet, ein Jugendschutz-, Hygiene- und Anbaukonzept vorzulegen und das angebaute Cannabis regelmäßig von einem unabhängigen Labor testen zu lassen. Woher das Vermehrungsmaterial stammt, müsse dokumentiert und der zuständigen Behörde, die regelmäßig Kontrollen durchführen kann, gemeldet werden. Auf diese Art sei ein kontrollierter Umgang möglich: "Ich glaube, eine Entkriminalisierung bringt auch die Prävention voran", sagt Daniel.
Schwarzmarkt durch unkontrollierten "privaten Eigenanbau"?
Worin sie ein Problem sehen: Diejenigen, die nur ab und zu Cannabis konsumieren, könnten eine Clubmitgliedschaft als zu teuer empfinden und ihr Cannabis deshalb schwarz kaufen. Die "MainBud"-Gründer befürchten, dass sich der Schwarzmarkt hinter dem privaten Eigenanbau "verstecken" könnte: Privat sind laut neuem Gesetz bis zu drei Cannabispflanzen erlaubt – damit könne mehr Cannabis erzeugt werden als die gesetzlich erlaubte Besitzmenge von maximal 50 Gramm, sagen Daniel und Lindl.
Befürchtung der Club-Gründer: Staatsregierung könnte behindern
Ihren Mitgliedern wollen sie einen möglichst günstigen, zugleich sicheren Zugang zu Cannabis ermöglichen, sagen sie. Seit Monaten arbeiten sie daran, alle rechtlichen Vorgaben zu erfüllen und ihren Cannabis Social Club zum 1. Juli sofort eröffnen zu können. Derzeit befürchten sie aber, dass die bayerischen Behörden ihnen Steine in den Weg legen.
"Zum Beispiel könnten sie ab 1. Juli großangelegte Kontrollen durchführen und erst einmal alles von uns konfiszieren", sagt der 28-jährige Industriemechaniker Lindl. So sei es vielerorts den CBD-Shops ergangen. "Dann würden wir mit nichts außer einem Berg an Schulden dastehen. Auch unser Vermieter wird die Halle nicht ewig für uns reservieren."
Dass die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) eine zentrale Kontrolleinheit für Anbauvereinigungen ankündigte und meinte, der Freistaat werde "kein lauschiges Plätzchen zum Kiffen" werden, vergrößerte die Sorge der Clubgründer.
Die Legalisierung macht tatsächlich Sinn und ist längst überfällig - die Argumente sind denke ich bekannt.
Natürlich sollte man trotz Legalisierung die Finger von Cannabis lassen - aber dies strafrechtlich (!) zu sanktionieren und zu kriminalisieren ist ein Irrweg.
Nur die CSU kapiert das offenbar nicht.
Mit Alkohol ist es das selbe, dies müßte auch verboten werden. Aber die Gesellschaft ist seit langer Zeit schon damit verseucht, deshalb muss man aber nicht eine neue Seuche freigeben!
Und Polizei und Staatsanwaltschaft können sich dann um die wirklich wichtigen Dinge - zb Raser auf Autobahnen - kümmern.