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Würzburg/Aub
Ehre gerettet: Geschichtswerkstatt zu Nazi-Opfer Alfred Eck wird mit Würzburger Friedenspreis 2022 ausgezeichnet
Das Schicksal von Alfred Eck bewegt: Weil er sein Heimatdorf im Krieg vor der Zerstörung bewahrt hatte, wurde er erhängt. 76 Jahre blieb ihm die Anerkennung dafür verwehrt.
Alfred Eck wurde am 7. April 1945 auf dem Auber Marktplatz von einem Standgericht in Aub zum Tod am Galgen verurteilt. 
Foto: Daniel Peter | Alfred Eck wurde am 7. April 1945 auf dem Auber Marktplatz von einem Standgericht in Aub zum Tod am Galgen verurteilt. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 24.06.2022 02:25 Uhr

Eine Tafel am Marktplatz in Aub erinnert seit dem 7. April 2021: "Hier starb Alfred Eck, geboren am 17. August 1910, hingerichtet am Galgen am 7. April 1945. Er bewahrte sein Heimatdorf Baldersheim vor der Zerstörung." Dass mit dieser ehrenhaften Inschrift nach jahrzehntelangen Diskussionen in Aub nun an Alfred Eck erinnert wird, ist nicht selbstverständlich. 

Alfred Eck hat kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges sein Heimatdorf vor der Zerstörung bewahrt

Es ist das Verdienst der Geschichtswerkstatt Aub, dass 76 Jahre nach Ecks Hinrichtung auf dem Auber Marktplatz nun an den mutigen Mann aus Baldersheim erinnert wird, der kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges auf amerikanische Soldaten zugegangen war, weil er Blutvergießen vermeiden und sein Heimatdorf friedlich übergeben wollte. Ihm ist es zu verdanken, dass Baldersheim friedlich eingenommen wurde.   

Erst nach 76 Jahren erinnert eine Tafel am Auber Marktplatz an Alfred Eck: das Verdienst der Geschichtswerkstatt Aub, die dafür nun mit dem Friedenspreis der Stadt Würzburg ausgezeichnet wird. 
Foto: Daniel Peter | Erst nach 76 Jahren erinnert eine Tafel am Auber Marktplatz an Alfred Eck: das Verdienst der Geschichtswerkstatt Aub, die dafür nun mit dem Friedenspreis der Stadt Würzburg ausgezeichnet wird. 

Am gleichen Tag wurde der damals 34-Jährige von einem unrechtmäßigen Standgericht der Wehrmacht wegen Kriegsverrat und Sabotage zum Tode verurteilt. Noch Jahrzehnte später stand der Marinesoldat Alfred Eck im Ruf, ein Deserteur zu sein – befeuert vom damaligen Schulamtsdirektor, der so verhindert hat, dass 1986 die Auber Schule nach Alfred Eck benannt worden ist. Eine Stimmung, die im Auber Ratssaal noch im Jahr 2015 vorherrschend war: Die Schule in Aub soll nicht den Namen Alfred Ecks tragen, entschied der Stadtrat im zweiten Anlauf.

Friedenspreis-Komitee würdigt beispielhafte Arbeit der Geschichtswerkstatt Aub

Es ist das Verdienst der Geschichtswerkstatt Aub, die sich noch im gleichen Jahr auf Anregung von Frank Stößel aus Zell am Main gründete, dass Eck heute als Retter angesehen wird. Eine Arbeit, die mit dem mit 3000 Euro dotierten Würzburger Friedenspreis ausgezeichnet wird. "Der Geschichtswerkstatt ist es gelungen, einen wertschätzenden, an historischen Fakten orientierten Dialog in der Stadt Aub zu diesem Thema zu fördern", würdigt das Preis-Komitee in einer Pressemitteilung. Die Arbeit der Geschichtswerkstatt in Aub und Baldersheim sei beispielhaft für die Bearbeitung schwieriger historischer Themen, die auch für heutige Fragestellungen Bedeutung haben.

Die Preisverleihung findet am Sonntag, 24. Juli um 11 Uhr in der Aula des Friedrich König Gymnasiums in Würzburg statt.

 
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    Nicht Bürgermeister und Stadträte er Stadt Aub bremsten nach dem Beschluss des Stadtrates für die Alfred Eck Schule 1985 aus, sondern die damalige staatliche Schulverwaltung. Sie könnte heute durch eine kurze aber klare Distanzierung von der Falschbehauptung ihres damaligen Schulamtsdirektors, man könne eine Schule nicht nach einem Verräter benennen, den Weg für die Alfred Eck Schule in Zukunft frei machen. Die Schulverwaltung täte auch gut daran, sich wegen besagter Falschbehauptung bei den Angehörigen Alfred Ecks als auch bei der Stadt Aub für diese bis heute nachwirkende Nachlässigkeit öffentlich zu entschuldigen, wie das bereits Bürgermeister Roman Menth als auch MdB Bernd Rützel für die SPD Unterfranken, deren Mitglied der damalige Schulamtsdirektor gewesen war, in vorbildlicher Weise getan haben.
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  • Arcus
    Obwohl ich aus dem Altlandkreis OCH stamme, war mir Alfred Eck lange unbekannt. Vermutlich gibt es noch viele solcher stiller Helden.
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  • Arcus
    Die ganze Geschichte um Alfred Eck erinnert mich an die von Georg Elser. Der hat schon lange vor Ausbruchs des WKII mit einem Attentat auf Hitler versucht rechtzeitig den Wahnsinn der Nazis zu stoppen. Schließlich wurde er kurz vor Kriegsende hingerichtet. Auch Elser blieb lange Jahre die Anerkennung verwehrt. Der Soldat von Stauffenberg, der lange ein Mitläufer bei den Nazis war und sich erst spät umentschied, wurde zum Widerstandskämpfer hochstilisiert. Die Konservativen Eliten brauchten nach dem Krieg schnell einen Helden. Elser war ein einfacher, aber hochbegabter Handwerker, der eher dem linken politischen Lager zuzuordnen ist. Er taugte nicht als Held für die einflussreiche Elite, obwohl er im Heldenranking weit über Von Stauffenberg steht.
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  • klafie
    lieber später als nie. Finde es irgendwie schon beschämend, wie man solch einen tapferen Kriegshelden solange die Ehre verweigerte, ihm eine Gedenktafel nun nach solanger Zeit zu stellen. Für jeden Gemeinderat und Bürgermeister müßte es doch selbstverständlich gewesen sein, einen solchen Menschen ein immerwährendes Gedenken zu geben, nicht erst nach 76 Jahren. Anscheinend war das Opfer des tapferen Herrn Eck den damaligen Einwohnern nicht bewußt, der seine Gemeinde vor dem Untergang rettete. Er möge seinen Lohn dafür im Himmel gefunden haben. Ruhe er in Frieden!
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  • Arcus
    Alfred Eck war ein Held. Aber die Altnazis die in AUB und Umgebung viel Einfluss hatten, haben das verhindert. Die vielen Bürgermeister und Gemeinderäte in AUB, die eine zeitige Ehrung von Alfred Eck verhinderten, haben kein Rückgrat gehabt. Und das noch nicht mal zu Friedenszeiten, als es keine GESTAPO mehr gab. Das gibt mir doch zu denken.
    Der Friedenspreis für die Geschichtswerkstatt ist mehr als gerechtfertigt. Es wäre mal interessant zu wissen was der CSU Abgeordnete Lehrieder, der ja im nahen Gaukönigshofen über die Verschleppung der Ehrerweisung für Alfred ECK denkt.
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