
"20 plus drei" – das Jubiläum des Ochsenfurter AWO-Internetcafé für Senioren am 1. März ist ein besonderes, musste es doch Corona- und krankheitsbedingt immer wieder verschoben werden. Doch nun soll gefeiert werden: Das Projekt, das der Ochsenfurter Peter Honecker 2001 initiiert hat, hat sich über all die Jahre als große Erfolgsgeschichte erwiesen. Seit 2001 sind es rund 16.000 Besucher, denen Peter Honecker und seine Co-Trainer Gerhard Grieb, Reinhard Ott und Franz Bovery die digitale Welt nähergebracht haben. Sie alle arbeiten ehrenamtlich und unentgeltlich, "der Besuch des Internetcafés ist kostenlos, unser Sparschwein darf gefüttert werden, muss aber nicht", erklärt Honecker. Finanziert wird das Projekt außerdem durch Sponsorinnen und Sponsoren.
Was bedeutet das Internetcafé für seine Besucherinnen und Besucher, was haben sie dort gelernt? Zehn Liebeserklärungen an eine Ochsenfurter Institution.
1. Marianne Kadletz (70), Ochsenfurt: "Ich wollte meinem Cousin aus Hawaii Bilder schicken"

"Ich bin seit zirka acht Jahren dabei – mein Cousin aus Hawaii wollte Fotos sehen und ich wusste nicht, wie ich meine Bilder in den PC bringe. Das habe ich im Internetcafé gezeigt bekommen und bin dann immer wieder hingegangen. Die Treffen sind sehr lehrreich, man erfährt zum Beispiel, wie man Fotobücher oder Kalender erstellt. Als irgendwann alle in der Runde ein Smartphone hatten, habe ich mir vor vier Jahren auch eins zugelegt und bin jetzt sehr zufrieden damit. Es ist ein schönes Miteinander, wir helfen uns gegenseitig; ich möchte die Treffen nicht missen."
2. Margarete Kriener (71), Aub: "Durchs Internetcafé bin ich fit im Digitalen und kann mitreden"

"Seit sieben Jahren besuche ich das Internetcafé und habe dort viel gelernt: über Virenschutz, wie ich Fotobücher mache, welche Apps auf Handy und Laptop für mich interessant sind. Dadurch, dass ich immer wieder Neues lerne, kann ich mitreden und Dinge selbst erledigen. Ohne Laptop und Handy ist man aufgeschmissen. Die Installation unserer Fotovoltaik-Anlage zum Beispiel lief komplett online – und ich konnte alles selbst machen. Durch unsere Donnerstagsrunden sind auch Freundschaften entstanden, die Gemeinschaft ist sehr gut."
3. Matthias Kunad (68), Ochsenfurt: "Ich nehme von jedem Treffen eine nützliche neue Info mit"

"Seit etwa zehn Jahren bekomme ich beim Internetcafé wertvolle und nützliche Tipps und Anleitungen zum Umgang mit Computer und Smartphone. Jedes Mal nehme ich eine neue Info mit, die ich umsetzen und gebrauchen kann. Neben dem Fachlichen schätze ich an den Treffen sehr die persönlichen Kontakte und den gemütlichen Teil mit Kaffee und Kuchen. Ich bin gehbehindert und brauche einen Rollator. Der wöchentliche Termin ist für mich auch Anreiz, rauszugehen und auszutesten, was noch möglich ist."
4. Veronika Pierz (72), Kitzingen: "Das Internetcafé hilft mir, den Anschluss ans Leben zu behalten"

"Ich bin zu Corona-Zeiten durch einen Zeitungsartikel aufs AWO-Internetcafé gestoßen. Mir war klar, dass ich ohne Smartphone nicht mehr überall teilhaben kann. Ich habe aber keine Kinder oder Enkel, die mir bei Fragen dazu weiterhelfen könnten. Die Trainer vom Internetcafé haben mich ermutigt, mich ans Thema Smartphone zu wagen und mich fachkundig beim Kauf und dem Einrichten unterstützt. Im Internetcafé sitzen wir alle im selben Boot und können zusammen über eigene Unfähigkeiten lachen – es ist eine liebe, aufklärerische Veranstaltung, bei der wir Teilnehmer das bekommen, was wir brauchen."
5. Alfons Grieb (81), Ochsenfurt: "Durchs Internetcafé bin ich zum Online-Banking gekommen"

"Nach dem Ende meines Berufslebens bin ich vor 18 Jahren zum Internetcafé gekommen. Damals konnte ich noch nicht viel am PC, heute mache ich online Bestellungen, bearbeite Bilder und erstelle Fotobücher. Das Treffen am Donnerstag ist ein fester Termin, den lasse ich nur ausfallen, wenn ich krank bin oder verreist. Durch eine Infoveranstaltung des Internetcafés bin ich vor ein paar Monaten aufs Online-Banking umgestiegen. Das ist eine große Erleichterung, zumal die Bankfiliale in unserer Siedlung nur noch einen Geldautomaten hat. Die Leute im Internetcafé sind eine interessante Clique und es kommen immer wieder Neue dazu."
6. Helga Muderer (82), Ochsenfurt: "Mir gefällt die Regelmäßigkeit und die schöne Gemeinschaft"

"Seit 14 Jahren besuche ich das Internetcafé – Anlass war, dass ich mich für Fotobücher interessiert habe, aber keine Ahnung hatte, wie man sie erstellt. Das habe ich in der Runde gelernt, außerdem viel über Bildbearbeitung und Fotogeschenke. Die Infos zu Handys betreffen mich nicht, ich habe keines. Ich komme kaum noch aus der Wohnung, aber das Internetcafé ist ein fester Termin, an dem ich die Geselligkeit, die schönen Gespräche und die Regelmäßigkeit schätze. Und Peter Honecker, der einfühlsam und geduldig wieder und wieder die Dinge erklärt."
7. Hanne Rotter (73), Aub: "Hier wurde mir die Angst genommen, was falsch zu machen"

"Ich bin seit 2016 beim AWO-Internetcafé – nachdem ich davon in der Main-Post gelesen hatte. Bei unserer Donnerstagsrunde ist immer jemand da, den ich fragen kann, wenn ich in Sachen Handy oder Laptop nicht weiter weiß. Im Alter ist man bei solchen Dingen manchmal etwas unsicher – im Internetcafé wurde mir die Angst genommen, etwas falsch zu machen. Die Coaches sind immer für uns da und ich fühle mich ernst genommen. Schön ist außerdem, dass man sich dort austauschen kann: Wir sind eine tolle Clique, es ist immer gemütlich."
8. Rudolf Ruhl (85), Ochsenfurt: "Ich habe durch unsere Treffen den Einstieg in Excel geschafft"

"Ich bin seit etwa 20 Jahren beim Internetcafé dabei. Die Trainer hier gehen auf alle Fragen ein, sie haben viel Geduld und gehen Sachen nach. Ich arbeite an einem Buch und habe viel mit Excel-Dateien zu tun. Im Internetcafé habe ich die Grundbegriffe gezeigt bekommen, danach konnte ich selbst weiterlernen. Unsere Treffen sind offen für alle, es herrscht ein sehr angenehmes Klima. Die Besucher sind eine bunte Mischung, alle verstehen sich. Wenn das Internetcafé nicht mehr wäre, würde ich es vermissen."
9. Blanka Belz (68), Marktbreit: "Die Welt um mich herum ist digital, da will ich dranbleiben"

"Durch einen Bekannten bin ich letztes Jahr zum Internetcafé gestoßen. Hier bekomme ich Antworten zu Fragen rund um Handy, Apps oder Mails. In unserer heutigen Welt wird alles digital, da will ich dranbleiben. Ich habe hier schon viel gelernt, zum Beispiel bei Vorträgen über den Umgang mit Fake News oder das E-Rezept."
10. Peter Honecker (73), Ochsenfurt: "Durch die Fragen der Besucher erweitere auch ich mein Wissen"

"2001 habe ich das Internetcafé ins Leben gerufen; 23 Jahren später besteht noch immer ungebrochen Interesse daran. Das zeigt mir, dass sich der Einsatz von Freizeit mehr als gelohnt hat. Gut ist, dass ich durch die unterschiedlichsten Fragen, die bei unseren Treffen aufkommen, mein Wissensspektrum immer wieder erweitern muss. Außerdem habe ich dort gelernt, dass ich mit Kontinuität viel erreichen kann – in vielen Lebensfragen."