
Vor einem Jahr hat diese Redaktion über Menschen aus Unterfranken berichtet, die - obwohl sehr sportlich - von ihrer Corona-Infektion völlig aus der Bahn geworfen worden waren. Und die als junge Mütter und Berufstätige heftig mit Long-Covid kämpften.
Wie geht es den Betroffenen heute? Sind die Beschwerden überwunden und was hat am besten geholfen? Hier die Antworten von zwei Frauen.
Michaela M.: Vergesslichkeit und Konzentrationsschwäche lassen nicht nach

Wenn alles überstanden ist? "Dann möchte ich den Jakobsweg laufen." Seit fast zwei Jahren leidet Michaela M. jetzt schon an Post-Covid. Gleich zu Beginn der Pandemie hatte sie sich mit dem Coronavirus angesteckt, noch vor dem ersten Lockdown im März 2020. Nach einer kurzen aber heftigen Krankheitsphase erholte sich die junge Frau aus dem Landkreis Kitzingen wieder. Erst im Herbst 2020 seien die typischen Langzeitfolgen von Covid aufgetreten, berichtet sie. Extreme Vergesslichkeit, Muskelschmerzen, Schwäche. Inzwischen ist Michaela M. seit fast einem Jahr krankgeschrieben. Und sie wünscht sich nichts sehnlicher als mal wieder einen ganz normalen Büroalltag erleben zu dürfen.
"Doch davon wieder arbeitsfähig zu sein, bin ich noch meilenweit entfernt", sagt die 38-Jährige. Es blute ihr das Herz, wenn sie Monat für Monat eine weitere Krankmeldung in der Firma ankündigen müsse. Die Treppen zum ersten Stock ihrer Wohnung schaffe sie noch immer nicht ohne Pause. Hitzewallungen und extremer Haarausfall kämen hinzu. Und Phasen, in denen sie nicht schlafen könne. Dadurch sei sie ständig müde, aber käme nicht zur Ruhe. Ihr Ruhepuls liege dann bei 110. Über mehrere Tage hinweg leide sie an starken Kopfschmerzen, schildert Michaela M: "Als würde mein Kopf explodieren."
Am schlimmsten aber seien ihre extreme Vergesslichkeit und die Konzentrationsschwäche: "Ich kann kein Buch lesen, kann keinen Film mehr anschauen." Versuche sie es, habe sie nach ein paar Zeilen das Gelesene schon wieder vergessen. Und beim Film katapultiere sie die Vergesslichkeit immer wieder aus der Handlung. Dass sie sich so gut wie keinen Namen mehr merken kann, sei da noch harmlos.
"Die Krankheit ist wie ein Hamsterrad, aus dem ich nicht rauskomme", sagt Michaela M. Sie ziehe sich inzwischen zunehmend zurück, weil sie die viele gutgemeinten Ratschläge nicht mehr hören könne. Sie kenne die Krankheit inzwischen wahrscheinlich besser als mancher Arzt und greife nach jedem Strohhalm. Doch es schmerze, wenn sie angesprochen werde, dass sie schon wieder gut ausschaue und man sie öfter wieder spazieren gehen sehe. Da sei ja wohl alles wieder gut.
"Doch es ist nicht gut, es ist oft sogar schlechter als noch vor einem Jahr", sagt sie leise. Inzwischen kämen psychische Probleme dazu. Halt geben ihr vor allem ihr Mann und ihre Tochter, sagt Michaela M. Doch es tue ihrem Mutterherz weh, wenn sie nicht mit ihrer Tochter shoppen gehen oder ihr täglich ein warmes Mittagessen kochen kann.
Doch Michaela M. ist eine Kämpferin. "2022 soll mein Jahr werden", hat sie sich zum Jahreswechsel geschworen. Nun ist April, aber sie gibt nicht auf. Sie quäle sich mit ihrem Mann neuerdings regelmäßig in ein Fitnessstudio, um wenigstens ein bisschen was gemacht zu haben. Gehe wieder öfter in ihren inzwischen verwilderten Garten und versuche, darin was zu tun. Und Michaela M. hat zur Entspannung die klassische Musik für sich entdeckt: Die Musik beruhige sie ungemein und helfe sogar bei den psychischen Problemen.
Michaela M. hat sich für eine klinische Studie an der Universität Erlangen beworben: mit einem Herzmedikament, das in Vorstudien gute Erfolge bei Long- und Post-Covid-Patientinnen und Patienten gezeigt habe. Sie hofft auf eine schnelle Zulassung. Und dass 2022 doch noch ihr Jahr wird. Dann müsste der Jakobsweg vielleicht gar nicht mehr so lange warten.
Christina P.: Stolz darauf, einen 1200 Meter hohen Berg geschafft zu haben

Etwas besser geht es Christina P. inzwischen. Nach einem halben Jahr Auszeit durch Post-Covid war die Würzburger Krankenschwester im Herbst 2021 wieder eingegliedert worden und arbeitet seit Dezember wieder voll - bis zur erneuten Ansteckung. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hat sich Christina P. erneut angesteckt. Und ist erneut krankgeschrieben.
"Ich stehe wieder voll im Leben", sagt die 35-Jährige. Dennoch sei sie nicht dieselbe wie vor Corona. Neben Haarausfall würden sie immer wieder heftige, nicht therapierbare Kopfschmerzen plagen. Das Asthma-Spray sei zum ständigen Begleiter geworden. Und auch die Abgeschlagenheit und Müdigkeit sei längst nicht überwunden. Hinzu komme ihr gelegentliches Herzrasen. Früher sei sie nach der Arbeit oft noch zum Sport gegangen, habe gerne etwas unternommen. Heute müsse sie nach ihrer Schicht erst einmal zwei Stunden schlafen.
Immerhin hat die gebürtige Allgäuerin mittlerweile ihre erste Bergtour erfolgreich bewältigt. "Früher konnte mir kein Berg hoch genug sein, unter einem 3000er habe ich es nicht gemacht. Jetzt bin ich stolz, einen 1200 Meter hohen Berg geschafft zu haben."
Nach ihrer ersten Infektion hatte sich die Krankenschwester rasch impfen lassen. Nach des ersten Spritze habe sie für ein paar Tage gedacht, "jetzt habe ich wieder Covid", so schlecht sei es ihr gegangen. Die zweite Impfung habe sie viel besser vertragen und bei der dritten gar nichts mehr gemerkt. Und dann war plötzlich der Corona-Test, den die Krankenschwester täglich machen muss, wieder positiv. Ein paar Tage später folgten heftige Symptome: "Es war sieben Tage Hölle."
Jetzt hat die 35-Jährige Angst, dass sich ihre Long-Covid-Symptome wieder verstärken und alles von vorne losgeht. Auch sie hofft auf ein Post-Covid-Medikament. Bislang habe ihr vor allem Sport und Yoga geholfen, schildert Christina P. Da ihre Lungenfunktion nach wie vor eingeschränkt sei und sie kaum tief durchatmen könne, helfe das regelmäßige Training. Da die Krankheit in ihrem Fall mittlerweile als Berufskrankheit anerkannt worden sei, will sie vielleicht doch noch eine Reha machen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes war von einer dritten Frau aus Unterfranken und ihren Long-Covid-Symptomen zu lesen, die darum gebeten hat, nicht mehr öffentlich genannt zu werden.
https://www.hessenschau.de/gesellschaft/uniklinik-marburg-hilft-patienten-mit-long-covid-symptomen-nach-corona-impfung,spezialsprechstunde-covid-impfung-100.html
Mich befremdet zunehmend, dass solche zweideutigen (und manchmal sogar eindeutig "querdenkerische") Kommentare hier ungehindert veröffentlicht, diejenigen, die aktuelle und belegbare Zahlen enthalten, jedoch blockiert werden.
Mir ging es vor 15 Jahren nach einer vorerst nicht erkannten Infektion mit Pfeifferschem Drüsenfieber ähnlich: ich war ein Jahr lang arbeitsunfähig, war froh, dass ich einen knappen Kilometer in der Ebene geschafft habe (an einen 1.200 Meter Gipfel war lange nicht zu denken) und musste mir - teilweise von medizinischem Personal - anhören, dass ich mich zusammenreißen soll.
Ein - vorher kerngesunder - Freund brauchte nach Krebs-OP, Bestrahlung, Chemo zwei Jahre, bis er halbwegs wieder „der Alte“ war.
Über uns beide ist kein Zeitungsbericht geschrieben worden, obwohl wir mittlerweile einige Menschen kennen, denen es ähnlich ging/geht.
Ja, Corona ist eine Erkrankung, die wir nicht gebraucht hätten. Das trifft aber auch auf viele andere Krankheiten zu.
Diese (mediale) Panikmache darüber ist aber nur noch nervig!
Auch wenn Sie es nicht glauben, es gibt deutlich mehr Todesfälle bei ungeimpften Corona Patienten als negative Impffolgen bei Geimpften.
Sie brauchen sich nicht impfen lassen, die Impfpflicht ist leider im Parlament gescheitert. Aber hören Sie wenigstens auf hier Ihren Quark zu posten.
Nach Ihren mir bekannten Kommentarregeln hätte steve67s Kommentar niemals freigegeben werden dürfen.
Somit bestätigt sich wieder einmal meine Vermutung, dass Sie "querdenkerische" Kommentare unbesehen zulassen, Quellenangaben jedoch gerne von denjenigen fordern, die wissenschaftlich belegbare Aussagen treffen (mir passierte dies mittlerweile bereits mehrmals).
Der Seriosität Ihrer Zeitung tun Sie damit keinen Gefallen.
vielen Dank für Ihren Hinweis. Wir teilen Ihre Einschätzung bezüglich des angesprochenen Kommentars und haben diesen gesperrt. Über Meldungen von Kommentaren sind wir dankbar; diese können Sie uns einfach über die Meldefunktion zukommen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Tabea Goppelt, Onlineredaktion