Samstagmorgen 9 Uhr, Sanderstraße in der Würzburger Innenstadt. Stefan Mußmächer, Manuel Bettinger und Johannes Denninger stehen am Straßenrand. Sie haben einen Bollerwagen dabei, darauf befinden sich mehrere Kanister mit Wasser und eine Gießkanne. Mußmächer hält einen Kehrbesen in der Hand. Ihre Mission: Putzen. Ihr Anliegen: Sauberkeit. Ihr Name: Würzburg Wischers.
"Seit März sind wir hier jedes Wochenende unterwegs und kehren die Hinterlassenschaften der Partynacht weg", erklärt Bettinger, Sprecher der Interessensgemeinschaft Sanderstraße. Sie besteht aus Gastronomen, Gewerbetreibenden und Anwohnerinnen und Anwohnern und hat sich zum Ziel gesetzt, die soziokulturelle Entwicklung in und um die Sanderstraße in Würzburg aktiv mitzugestalten. Fast 300 Mitglieder zählt die IG bereits.
Anwohner: "Den meisten gefällt es, hier zu wohnen"
Zwei Tage zuvor, Ortstermin in der Rock-A-Hula-Bar in der Sanderstraße 6. Verschiedene Vertreter aus Gastronomie, Gewerbe und Anwohnenden sind gekommen, um über das Thema Sauberkeit und Lärm in der Sanderstraße zu sprechen. Zuletzt ist diese vor allem wegen Negativschlagzeilen aufgefallen: Mehrere Anwohnerinnen und Anwohner beschweren sich regelmäßig wegen Urin, Glasscherben und Erbrochenem auf der Straße oder in den Hauseingängen. Auch Partylärm sei ein Thema. Deshalb forderten sie unter anderem eine Sperrstunde von 1 bis 6 Uhr morgens.
Doch Johannes Denninger, der selbst in der Sanderstraße wohnt und Mitglied der Interessensgemeinschaft ist, fasst den Fall so zusammen: "Das sind nur ein paar wenige Querulanten, den meisten gefällt es hier zu wohnen."
Die IG Sanderstraße möchte sich um eine lebenswerte Straße für alle bemühen
Dennoch möchte sich die IG um eine lebenswerte Straße für alle bemühen. Die Würzburg Wischers sind ein Teil des Maßnahmenkatalogs, der in der Coronazeit entstanden ist und seitdem stetig weiterentwickelt wird. Die Maßnahmen "sollten in einem ergebnisoffenen Gespräch auf Machbarkeit, Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit überprüft und anschließend von den jeweiligen Akteuren verabschiedet werden. Möglichst ohne die Berufung auf Verbote oder Gesetze sollen sie dazu beitragen, eine enge und gleichberechtigte Kommunikation zwischen den Betroffenen aufzubauen", heißt es dazu auf der Website der IG.
Auf diese Weise solle dem "Irrglauben" begegnet werden, die aktuelle Problematik in der Straße resultiere aus einem generellen Konflikt der Anwohnenden mit Gästen, der Behörden mit Gastronomen oder der jungen Feiernden mit älteren Berufstätigen: "Über die Grenzen der Sanderstraße hinaus können die Maßnahmen beispielhaft für eine harmonische und faire Zusammenarbeit zwischen Bewohnern, Politik, Verwaltung und Ordnungsbehörden stehen – auf Basis einer nachhaltigen und lebendigen Stadtentwicklung und einer Kultur des Miteinanders."
Gastronom möchte sich wieder mehr auf sein Kerngeschäft konzentrieren können
Und das habe sich bereit bezahlbar gemacht, erklärt Manuel Bettinger: "Seit März gibt es nachweislich weniger Beschwerden." Die Stadt begrüße dabei das Engagement der Mitglieder; mit einer Bierdeckel- und Plakataktion sowie neuen Straßenschilder, die auf die Nachtruhe und das nächtliche Alkoholverbot ab 1 Uhr hinweist, möchte sie unter anderem ihren Teil dazu beitragen. Ob das reicht?
Claudia Bieneck vom Papier Pfeiffer findet die Plakataktion, mit der die Stadt gegen das Wildpinkeln aufmerksam machen möchte, super. "Es geht um das Miteinander. Das Engagement der Stadt könnte schon etwas mehr sein", sagt hingegen Stefan Mußmächer, der das Rock-A-Hula sowie die Bar Hoffnung schräg gegenüber betreibt. Er wünscht sich, dass er sich wieder mehr auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann: Gastgeber sein. Und sich weniger um die Sauberkeit kümmern muss. Es sei eine "gesamtheitliche Aufgabe, die nur gemeinsam bewältigt werden kann", erklärt dazu Bettinger.
Mußmächer und weitere Betreiber von Bars und Clubs, wie beispielsweise das Loma oder das Kurt & Komisch, unternehmen bereits seit Längerem etwas gegen Wildpinkler. Wird eine Person erwischt, darf sie den Abend über die Gastronomie nicht mehr betreten. Ganz nach dem Motto: "Draußen pinkeln, draußen bleiben."
Ein Wunsch: Stärkere Präsenz des Kommunalen Ordnungsdienstes
Doch woher kommt überhaupt das Fehlverhalten vieler Partygäste in der Kneipenstraße? Die Mitglieder der Interessensgemeinschaft sind sich einig: Es sei eine Nachwirkung aus der Coronazeit. "Erst durfte gar nicht gefeiert werden, dann nur bis 22 Uhr und alles hat sich automatisch nach draußen auf die Straße verlagert. Das Ausgehverhalten musste und muss noch immer neu gelernt werden", weiß Bettinger. "Doch wir sind auf einem guten Weg", fügt Mußmächer an.
Zu diesem Weg gehöre auch die Zusammenarbeit mit dem Team von "Miteinander leben & feiern", dem Allparteilichen Konfliktmanagement in Würzburg, das regelmäßig in der Sanderstraße patrouilliert und unter anderem Partygäste auf Lärmbelästigungen hinweist. "So gab es schon Fortschritte, ich wünsche mir, dass wir diese Zusammenarbeit weiter intensivieren", sagt Bettinger.
Stärkere Präsenz des Ordnungsdienstes gewünscht
Christoph Schiebel vom Club Kurt & Komisch wünscht sich für die Zukunft, dass "dieser Generalverdacht gegen Gastronomen aufhört" und dass auch die Stadt "gewisse Verantwortlichkeiten" intensiviert. Er zählt eine stärkere Präsenz des Kommunalen Ordnungsdienstes in der Sanderstraße als Beispiel auf. "IG und Gastronomen arbeiten gut mit der Stadt und dem Kommunalen Ordnungsdienst zusammen. Die Zusammenarbeit muss aber noch ausgeweitet werden", sagt auch Marcel Demand von den Bars Wohnzimmer und Haltestelle.
Alles in Allem blicken die IG-Mitglieder positiv in der Zukunft. Auch der Zusammenhalt in der Sanderstraße wird bei dem Ortstermin deutlich: "Wir wollen nur ein friedliches Miteinander", sagt Bettinger. Und bis sich die Probleme lösen, greifen die Mitglieder auch weiter zu Kehrbesen, Putzeimer und Wasser und reinigen die Sanderstraße von den Hinterlassenschaften der letzten Partynacht.
Sie picheln und sie pokulieren auf Teufel komm raus. sie schnabulieren und sie fabulieren. Nie sind sie wirklich bei sich zuhaus. Sie stören und verstören die Bewohner der Gin-Alley (z.B. die REibeltgasse um den Walfisch).
Solange der Rubel rollt und der Frankenwein reichlich fließt, wird sich an den nächtlichen Verschmutzungen und Störungen der Nachtruhe nichts wirklich ändern. Da sind die Länder Asiens schon viel weiter, wenn es die Bastonade für Verschmutzungen der Straßen gibt. Warum sollen die Anwohner den Dreck wegmachen, den sie nicht verursacht haben? Eine verquere Logik wäre das.
Zum anderen handhaben verschiedenste Lokalitäten Bambergs es so, daß diese einen Sicherheitsdienst mit der Überwachung des nächtlichen Treibens beauftragen.
Die festgestellten "Wildpinkler" etc müssen die Kosten der Reinigung dann übernehmen und müssen mit einer OWi Anzeige wegen eines Verstoßes gegen die Stadtverordnung rechnen.
Wäre doch auch für WÜ denkbar