Es ist ein Kommen und - erfreulicherweise - Gehen auf der Coronastation. Wir versorgen aktuell 13 Patienten in Isolation und drei auf der Intensivstation; zwei werden beatmet. Zwei Patienten konnten entlassen werden, ein Patient kam neu hinzu. Erfreulich ist eine verspätete "Familienzusammenführung". Die Frau, die, wie ich bereits erzählt habe, nach der Geburt mit ihrem Kind vom Kreißsaal direkt in die Corona-Isolation musste, konnte nun nach Hause.
Am Freitagmorgen habe ich eine Krankenschwester gefragt, wie ihr Vormittag war. Ich wollte mir einen Eindruck verschaffen, wie es auf den anderen Stationen läuft. Sie wirkte sehr angestrengt und gehetzt und sagte mir, dass sie sehr viele schwerkranke Patienten zu versorgen, also zu waschen und zu pflegen habe. Das sah ich ihr an, denn die Schwester hatte tatsächlich Schweißperlen auf der Stirn. Auf meine Frage, wie ihr Tag weitergehe, sagte sie nur: "Doku, Doku, Doku". Das ist aus meiner Sicht ein Spagat zwischen der aufopferungsvollen Pflege und den auferlegten zeitaufwändigen bürokratischen Hürden. Wir müssen sowohl ärztlich als auch pflegerisch sehr viel dokumentieren. Auch wenn dies notwendig erscheint, stellt es einen krassen Gegensatz zur Patienten-zentrierten Betreuung dar.
Krankenhauskonferenz in der Kapelle
Bereits seit einigen Jahren versorgen wir aufgrund der Ambulantisierung immer mehr Schwerstkranke im Krankenhaus. Viele Leistungen, die früher stationär angeboten wurden, sind in den ambulanten Betrieb überführt. Deshalb bleibt im Krankenhaus vor allem die aufwändige Versorgung. Das ist in Kombination mit der Dokumentation eine echte Herausforderung.
Berichten möchte ich noch von unserer Krankenhaus-Konferenz. Wir treffen uns ein Mal im Monat abwechselnd in der Missio Klinik und im Juliusspital. Am Donnerstag fand sie in einem besonderen Raum statt: in der Kapelle der Missio Klinik. Nur so konnten wir die Abstandsregeln einhalten. Doch nicht nur deshalb war die Konferenz anders. Der Ort wirkte sich auf die Stimmung aus - obwohl wir wie immer eher trockene Inhalte besprochen haben. Es war Dankbarkeit zu spüren. Und der Ton war auffallend warm und angenehm. Es ging um Zusammenhalt, um Zusammenrücken.
Rückführung einer Patientin nach Rumänien
Was uns noch derzeit beschäftigt, ist die Rückführung einer Patientin aus Rumänien nach Rumänien. Die Frau kam vor einigen Wochen bei ihrer Durchreise von den Niederlanden nach Würzburg und erkrankte hier schwer. Auf der Intensivstation des Juliusspital wurde sie bis jetzt versorgt. Nun ist sie nicht mehr infektiös, hat aber von der Coronainfektion einen Lungenfolgeschaden.
Wir organisieren gerade, dass sie unter Sauerstoffnutzung zurück in ihre Heimat gebracht werden kann und prüfen, ob das mit ärztlicher Begleitung erfolgen muss oder nicht. Darüber hinaus muss dieser Transport mit verschiedenen Stellen abgeklärt werden - bis hin zum Konsulat. Auch das gehört zu unserem Klinikalltag in Zeiten von Corona.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (50) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist auch für die Behandlung von Covid-19-Patienten zuständig. Im Tagebuch gibt er täglich Einblicke in den Klinikalltag unter: www.mainpost.de/corona-tagebuch