Die Zahl der Corona-Patienten ist bei uns bislang relativ stabil. Momentan befinden sich 13 Patienten in Isolation, zwei werden auf der Intensivstation beatmet.
Ein Aspekt, auf den ich heute aufmerksam machen möchte, ist die Ausbildung von Medizinstudenten und Pflegepersonal in Zeiten von Corona. Immer wieder ist von Pflegepersonalmangel die Rede. Deshalb ist es wichtig, dass die Ausbildung an unseren beiden Krankenpflegeschulen in der Missioklinik und im Juliusspital wegen der Pandemie nicht leidet. Doch das geht nur mit Anpassungen und Veränderungen.
An jedem Standort gibt es drei Klassen mit jeweils 26 Schülern. Eine Klasse befindet sich jeweils im praktischen Unterricht, je zwei Klassen haben Präsenzunterricht. Bereits in der ersten Coronawelle im Frühjahr sind wir dabei auf virtuelle Formate umgestiegen.
Im Sommer entspannte sich die Situation aufgrund der zurückgehenden Infektionszahlen. Und im Herbst sind wir zunächst ganz normal in die Ausbildung mit Präsenzunterricht unter angepassten Hygienebedingungen zurückgekehrt. Die Schüler waren sehr froh darüber.
In der Endoskopie mit Lungenspiegelungen jedoch mussten wir die praktische Ausbildung aussetzen. Das schreiben die Leitlinien vor, weil dort eine hohe Aerosolbildung stattfindet. Wir hoffen, dass sich das bald wieder ändert. Denn Ausbildung liegt uns sehr am Herzen. Wir brauchen nicht nur Räume und Maschinen, um Patienten zu versorgen, wir brauchen auch die Menschen. Deshalb legen wir großen Wert darauf und investieren viel Energie, um auch in Krisenzeiten die Ausbildung gut zu gestalten.
Auch die Beatmungskurse für Ärzte und Pflegepersonal können nicht wie gewohnt durchgeführt werden. Sie finden momentan online statt: Alle Übungen wurden durch Filmeinspielungen ersetzt.
Sehr gefreut hat uns am Dienstag und am Mittwoch, dass unser Team, das sich um unsere Lungenkrebspatienten kümmert, von einer Patientenorganisation für eine besondere Auszeichnung nominiert wurde und dann den Preis erhalten hat: den Cancer Care Team Award. Er wird im Januar überreicht beim World-Congress of Lung Cancer, dem internationalen Kongress für Lungenkrebs.
Ein weiterer schöner und berührender Moment: Ein Patient hat ein neues Organ erhalten. Er leidet an einer rheumatologischen Grunderkrankung und einer Lungenfibrose. Wir betreuen ihn seit über zehn Jahren interdisziplinär im Klinikum gemeinsam mit niedergelassenen Kollegen. Als sich seine Situation verschlechterte, war klar, dass er eine neue Lunge benötigt. Er kam in diesem Jahr auf die Warteliste und hatte Glück. Solche Fälle drohen in der Corona-Pandemie leicht hintangestellt zu werden. Nach dieser langjährigen intensiven Teamarbeit sind wir jedoch froh, dass unserem Patienten jetzt nach relativ kurzer Wartezeit das Organ transplantiert werden konnte.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (50) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist auch für die Behandlung von Covid-19-Patienten zuständig. Im Tagebuch gibt er täglich Einblicke in den Klinikalltag unter: www.mainpost.de/corona-tagebuch