Am Mittwochmorgen hatten wir im Klinikum Würzburg Mitte 41 Patienten mit Covid-19. Davon sind vier in der intensivstationären Therapie. Unter den 41 Patienten befinden sich auch drei Säuglinge. Die Fallzahlen sind immer noch hoch. Die Aufnahmen und Entlassungen von Patienten halten sich in etwa die Waage.
Immer wieder werden uns auch Patienten mit Risikokonstellationen vorgestellt. Auf einen dieser Patienten möchte ich näher eingehen. Er hat eine neurologische Erkrankung: Myasthenia gravis. Bei ihr kann es zu einer Muskelschwäche kommen.
Dieser Patient steht unter einer immunsuppressiven Therapie mit einem Antikörper gegen B-Lymphozyten. Es kann sein, dass die Antikörper-Bildung nach einer Impfung dadurch nicht erfolgreich verläuft. Beim ihm war die Anzahl der Antikörper im Blut erfreulicherweise hoch genug, weil er vor der Therapie vollständig gegen Corona geimpft worden war. Deshalb mussten keine monoklonalen Antikörper gegen das Coronavirus verabreicht werden.
Mit der Betreuung von Myasthenie-Patienten sind wir im Klinikum Würzburg Mitte besonders vertraut, weil wir am Standort Juliusspital eines von 19 zertifizierten Myasthenie-Zentren bundesweit haben. In Bayern gibt es nur zwei. Wichtiges Kriterium für Myasthenie-Zentren ist eine enge Zusammenarbeit von Neurologie und Thoraxchirurgie, die in diesem Fall an der Missioklinik verortet ist.
Gutes Zusammenspiel aller Kliniken und niedergelassenen Ärzte
Ich möchte gegen Ende des Tagebuchs noch ein wenig auf die vergangenen zwei Jahre der Corona-Pandemie zurückblicken. Jede der Wellen war mit speziellen Herausforderungen verknüpft. Ganz am Anfang haben wir sehr viele hochbetagte und oft schwer kranke Patienten versorgt. Damals gab es noch keine Impfung.
Ab der zweiten Welle stand die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Lungen- und Mehrorganversagen im Vordergrund. Dies ist bei der aktuellen Omikron-Welle weniger notwendig. Dafür beschäftigt uns bei den steigenden Fallzahlen im Klinikum vor allem das große Patientenaufkommen.
Ausdrücklich betonen möchte ich, dass bisher die Abstimmung mit allen Kliniken, auch in der Region, und mit allen niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, bestens funktioniert hat. Es war ein sehr gutes Zusammenspiel – zum Wohl der Patientinnen und Patienten. Alle beteiligten Versorger haben sich auch besser kennengelernt.
Hoffnung auf sinkende Fallzahlen
In unserem Klinikum gilt mein höchster Dank allen Beschäftigten für die Versorgung der Patienten und auch für die Betreuung der Angehörigen, die immer mit vielen Fragen zu uns kommen. Wir werden sicher weiterhin stark gefordert sein, hoffen aber auf sinkende Fallzahlen über die Sommermonate.
Wir können nicht davon ausgehen, dass es - wie jetzt unter der dominierenden Omikron-Variante - dabei bleibt, dass der Erreger trotz hoher Infektiosität verhältnismäßig weniger stark krank macht. Deshalb kann ich an dieser Stelle nur alle Menschen dazu aufrufen, sich impfen und boostern zu lassen. Das wäre mir ein großes Anliegen.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (51) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist für die Covid-19-Patientinnen und -Patienten zuständig. In seinem Tagebuch gibt er regelmäßig Einblicke in den Klinikalltag. Die letzte Folge des Corona-Tagebuchs erscheint am Samstag, 19. März. Alle Folgen finden Sie unter www.mainpost.de/corona-tagebuch