Es ist ein Projekt, das die Weichen für die nächsten Jahrzehnte stellt: Zur Entwicklung des Wohnbaugebiets „Oberer Dümmersberg“ trafen sich die Ochsenfurter Stadträte zu einer Sondersitzung, um über dieses weitreichende Vorhaben in Ruhe diskutieren zu können. Mit dabei waren die Planer Bertram Wegner und Christian Horn sowie Norbert Geiger von der Bayerngrund GmbH.
Am Anfang stand die Frage, warum das Wohngebiet überhaupt erschlossen werden soll. Um die Bevölkerungszahl in Ochsenfurt stabil zu halten und im besten Fall sogar zu steigern, erläuterte Wegner das Ziel. Mit der Aktivierung von Baulücken könne der Bedarf an Wohnraum mit 150 Wohneinheiten in der Kernstadt gerade so gedeckt werden. Für eine signifikante Steigerung sei aber ein neues Baugebiet mit etwa 500 weiteren Wohneinheiten nötig. Und eine Steigerung der Einwohnerzahl hält Bürgermeister Peter Juks (UWG) für notwendig, um Ochsenfurt in seiner Bedeutung als Mittelzentrum zu erhalten.
Mehr Einwohner zur Auslastung der Infrastruktur
12 500 Einwohner peilt die Machbarkeitsstudie als Ziel an. Mit dieser Einwohnerzahl werde die vorhandene Infrastruktur besser ausgelastet, sagt Juks. Bert Eitschberger (SPD) sieht dieses Argument skeptisch. Auf einige Einrichtungen treffe dies wohl zu, andere hingegen seien jetzt schon überlastet, etwa die Schule mitsamt ihrer Mittagsbetreuung und einige Kindergärten.
Die Idee an sich ist nicht ganz neu. Die jetzt vorgestellte Machbarkeitsstudie ist nämlich nicht die erste Untersuchung, die sich mit einem Wohngebiet in diesem Bereich befasst. Bertram Wegner schilderte, wie es zu der aktuellen Planung kam, die neben dem Oberen Dümmersberg als Wohngebiet auch eine Erweiterung des Gewerbegebietes in Hohestadt sowie eine als „Südspange“ bezeichnete Straße zu beiden Gebieten vorsieht.
Wohn- und Gewerbegebiet bedingen sich gegenseitig
Bis etwa 2002 sei geplant gewesen, zwischen dem bestehenden Wohngebiet in Hohestadt und dem Gewerbegebiet Bauplätze auszuweisen. Wegen der vom Gewerbegebiet sowie der Landwirtschaft ausgehenden Emissionen sei das nicht möglich gewesen, so Wegner. Also richtete sich das Augenmerk auf den Oberen Dümmersberg. Eine 2005 erstellte Machbarkeitsstudie war aber zu dem Ergebnis gekommen, dass die Erschließung sehr aufwendig wäre, und wurde deshalb nicht weiter verfolgt.
Die aktuelle Planung möchte unbedingt eine Erweiterung des Gewerbegebiets ermöglichen, da sich den Planern zufolge das Wohngebiet und das neue Gewerbegebiet gegenseitig bedingen: Neue Häuser lohnen sich nur, wenn wegen neuer Arbeitsplätze ein Zuzug zu erwarten ist. Anders herum entscheiden sich Arbeitnehmer leichter für einen Arbeitsplatz in Ochsenfurt, wenn dort auch Wohnraum zur Verfügung steht.
Die Südspange wäre förderfähig
Die für die Südspange vorgesehene Trasse gehört schon seit geraumer Zeit der Stadt Ochsenfurt. Sie führt von der Südtangente über den Abzweig nach Hohestadt zwischen Wohn- und Gewerbegebiet vorbei Richtung Süden und Osten und trifft nahe der Aussiedlerhöfe auf die Straße nach Hopferstadt. Da die Südspange für das Maintal eine deutliche Entlastung vom Verkehr bringen würde, ist sie förderfähig.
Wegen möglicher Ausschlusskriterien sei schon eine Abstimmung mit den Fachbehörden erfolgt, sagte Wegner. Dabei habe sich bislang nichts ergeben, was gegen eine Erschließung der Flächen sprechen könnte: „Keine Hamster, keine Wiesenweihen“, fasste Wegner zusammen. Die noch notwendigen archäologischen Sondierungen seien bis nach der Ernte zurückgestellt worden.
Verschiedene Möglichkeiten für die Trinkwasserversorgung
So schwierig wie offenbar noch in der Machbarkeitsstudie von 2005 dargestellt, wird die Thematik der Wasserver- und entsorgung nun nicht mehr gesehen. Christian Horn, für den Tiefbau zuständig, erläuterte die Möglichkeiten. Der Obere Dümmersberg könnte vom bestehenden Hochbehälter am Wolfgang mit Eigenwasser versorgt werden.
Alternativ käme ein neuer Standort für den Hochbehälter in der Nähe des neuen Wohngebietes in Frage, für den dann eine Druckerhöhungsanlage nötig wäre. Für das Gewerbegebiet wäre der Hochbehälter in der Klinge nicht ausreichend. Allerdings gäbe es die Möglichkeit, von einem vorhandenen Übergabeschacht aus Fernwasser zuzuleiten.
Neue Abwasserleitungen in der Klinge
Beim Abwasser sind getrennte Leitungen für das Schmutzwasser und Regenwasser erforderlich. Da das Fassungsvermögen der Kanalisation in der Klinge, wohin das Abwasser vom Berg hauptsächlich fließen würde, schon jetzt an seine Grenzen stößt, werden hier neben dem Bau zweier getrennter Kanäle auch Rückhalteräume nötig sein, in denen das Wasser gesammelt werden kann. Zu denken wäre auch an die Möglichkeit, Teile des Wohngebiets in die andere Richtung zur Uffenheimer Straße hin zu entwässern.
Bis zum September wollen die Stadträte die vielen Informationen sacken lassen und dann nach Möglichkeit einen Grundsatzbeschluss herbeiführen. Sicher wird bis dahin innerhalb der Fraktionen noch vieles zu diskutieren sein. Beispielsweise war bereits in der Sondersitzung herauszuhören, dass etliche Stadtratsmitglieder die Entstehung einer von der Kernstadt abgeschnittenen Trabantenstadt unbedingt vermeiden wollen.
Der Ausbau der Lehmsteige ist problematisch
Deshalb fragte etwa Wolfgang Karl (CSU), ob der Obere Dümmersberg nicht über die Lehmsteige eine direkte Zufahrt zur Stadt erhalten könne. „Wir wollen nicht den Würzburger Heuchelhof nachbauen“, so Karl. Auch Gerold Hohe (UWG) belastet die Vorstellung von einer Trabantenstadt.
Der Ausbau der Lehmsteige als Zufahrtsstraße birgt den Planern zufolge jedoch Probleme: So ist das Sträßlein sehr steil, und die Anwohner im unteren Bereich würden mit dem Pendlerverkehr belastet, der sich zahlenmäßig nicht kontrollieren lasse. Das Thema Lehmsteige müsse gesondert diskutiert werden.
Erschließung in Abschnitten ist möglich
Bert Eitschberger (SPD) fände es besser, das Wohnbaugebiet nicht auf einen Sitz zu erschließen, sondern abschnittsweise je nach Bedarf. Das hält auch Bertram Wegner für sinnvoll. Die Nachfrage könne sich ändern, und darauf sollte man flexibel reagieren können. „Wir wollen ja keinen beleuchteten Acker herrichten“, sagte er.
Die Vertreter der Grünen sehen das Vorhaben skeptisch. „Das Gesamtprojekt in dieser Dimension ist ein Fehler“, glaubt Britta Huber, und Josef Meixner sagte: „Der Flächenfraß nimmt zu. Das ist guter Ackerboden da oben. Was, wenn jede Kommune so denkt? Wie geht das weiter?“