Pünktlich zum Februar füllen sich die Bäckertheken mit dem süß-sündigen Gebäck: Der Krapfen gehört zur Faschingszeit wie das "Helau", Funkenmariechen und Straßenumzüge. Er ist heiß begehrt, doch die Redaktion schaffte es, den Krapfen für ein Exklusiv-Interview zu gewinnen. Im Gespräch erklärt er, welche Mythen es rund um den Krapfen gibt, wie er am liebsten genannt werden möchte und wie die Würzburgerinnen und Würzburger ihn am liebsten verspeisen.
Krapfen: Zuerst einmal bin ich natürlich froh, dass ich deutschlandweit in aller Munde bin – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei ist es mir jedoch egal, wie mich die Menschen nennen, die mich vernaschen. Hauptsache, ich mache sie glücklich mit meinem zuckrigen Teig, der beinahe auf der Zunge zergeht. Da wir uns jedoch gerade in Würzburg befinden, möchte ich bitte Krapfen genannt werden.
Krapfen: Ich weiß, was ich bin, ich weiß, was ich kann, ich weiß, dass mich die Menschen lieben. Und das in allen möglichen Variationen. Einbildung ist besser als keine Bildung.
Krapfen: Ich liebe die Vielfalt, ob mit Schokoladenguss, Pflaumenmus oder Hiffenmark. Im letzten Jahr gab es mich sogar in einer Corona-Edition: Bäcker Thomas Scheckenbach aus Giebelstadt präsentierte mich mit Zuckerguss und pickeligen grünen Zuckerperlen, die dem Corona-Virus zum Verwechseln ähnlich sehen. Oben drin steckte eine Einweg-Spritze gefüllt mit Gin Tonic. Ich war der Renner und schnell ausverkauft! Doch es gibt mich auch in ganz kuriosen Kreationen: Krapfen mit Backfisch und Ei, Hamburger-Krapfen, Drei im Kräpfle oder der Gyros-Krapfen sind nur einige der Ideen, bei denen dem einen das Wasser im Munde zusammenläuft, dem anderen sich der Magen umdreht. 2017 verteilte mich der Geschäftsführer der Bäckerei Rösner auf dem Würzburger Faschingszug sogar ganz bayerisch als Leberkäs-Krapfen mit Senf und Essig-Gürkchen.
Krapfen: Das stimmt, normalerweise schauen bis zu 100 000 Menschen dem bunten Spektakel in Würzburg zu. Doch Omikron hat den Narren die Zeit der ausgelassenen Feierei gehörig verhagelt. Es ist für alle Karnevalisten ein zweites sehr trauriges Jahr. Umso wichtiger ist es doch nun, uns nicht die Stimmung vermiesen zu lassen. Mein Tipp: Zum Lieblingsbäcker gehen, mich in der Lieblingssorte kaufen, zuhause Faschingsmusik anmachen, tanzen und mich genüsslich verspeisen. Die 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat Würzburg hat übrigens trotzdem ein kleines närrisches Programm auf die Beine gestellt. So feiert der Elferrat zum Beispiel am Faschingssonntag ab 14.11 Uhr eine kleine Faschingsparty am Sternplatz.
Krapfen: Danke für das Kompliment (wird rot). Tatsächlich bin ich schon sehr alt. Doch die Mythen zu meiner Entstehung sind so bunt wie mein Zuckerdekor. Manche sagen, dass ich ursprünglich krumm gebacken worden sei, da die Bezeichnung Krapfen aus dem Mittelalter stammen könnte. Sie lässt sich auf das althochdeutsche Wort "krapho" zurückführen, was so viel wie Haken oder Kralle bedeutet. Andere sagen, ich sei vor gut 300 Jahren in Berlin entstanden, als sich ein Bäcker an gebackenen Kanonenkugeln versuchte. Diese backte er in der Pfanne aus, und der runde Krapfen war geboren. Eine weitere Erzählung zu meiner Herkunft spielt in Österreich und besagt, dass einem Bäckerlehrling ein Ball aus Hefeteig zur Strafe an den Kopf geworfen werden sollte, stattdessen landete der Teig aber in heißem Fett. Ein köstlicher Fehlwurf, finden Sie nicht auch? Die Wahrheit verrate ich jedoch heute nicht, man darf ja schließlich noch Geheimnisse haben...
Krapfen: Sie haben Recht, das kann ich nicht leugnen. Je nach Größe enthalte ich etwa zwischen 300 und 400 Kalorien pro Stück. Aber die kann man ja wegtanzen! Faschingsmusik an und los geht's! Mit den richtigen Klängen auf den Ohren sind die Kalorien nach etwa eineinhalb Stunden tanzen schon verbrannt.
Krapfen: Hier muss ich etwas weiter ausholen. Wie das Deutsche Historische Museum beschreibt, bezeichnet die "Fastnacht" die letzte Nacht vor dem Fasten. So wurde im Mittelalter über 40 Tage lang ein beinahe veganes Leben geführt. Bis auf Fisch waren alle tierischen Produkte verboten: keine Eier, kein Schmalz, keine Milch, keine Butter, kein Käse, kein Fleisch. Deshalb aßen die Menschen vor der Fastenzeit besonders fetthaltige Lebensmittel. Mit der vielen Butter und dem Fett zum Ausbacken gehöre ich definitiv dazu! Also stand ich vor der Fastenzeit bei vielen Menschen auf dem Speiseplan – das hat sich bis heute nicht geändert.
Krapfen: Eine Umfrage bei den hiesigen Bäckereien hat ergeben, dass mich die Würzburger Naschkatzen am liebsten ganz klassisch verspeisen: Mit einer Füllung aus Hiffenmark und getoppt mit Puderzucker. Doch die Vielfalt ist auch hier groß, ob Apfelkrapfen, ausgezogener Krapfen oder Schokokrapfen. Bei der Bäckerei Schiffer gibt es mich zudem in der Eierlikör-Variante, bei den Bäckereien Gehrold und Rösner mit Vanillegeschmack. Die Bäckerei Köhler bietet mich sogar aus Dinkelmehl an, sowohl in der klassischen Variante, als auch mit Schokolade. Aber verzeihen Sie mir bitte, ich muss jetzt wirklich los - all die Naschkatzen in Würzburg warten schon auf mich.
in Fraggn gibts a Hiffemark und des is gut so...
Wir müssen nicht jeden Unsinn der Bayern nachmachen.