So viel steht erst mal fest: Die Bereitschaftspraxis an der Main-Klinik bleibt bestehen. Der Landkreis ist bereit, bis Ende Februar 2020 eine Ausfallbürgschaft für die gestrichenen Honorarzuschläge der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) zu übernehmen. Vorausgesetzt, die Fraktionen im Kreistag stimmen der Eilentscheidung von Landrat Eberhard Nuß zu. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs am Mittwochnachmittag zwischen Nuß und den Verantwortlichen des Ärztenetzes MainArzt und der Main-Klinik.
3700 Patienten pro Jahr
Das Thema hatte in den vergangenen Tagen hohe Wellen geschlagen. 2013 hatten MainArzt und Main-Klinik eine der ersten hausärztlichen Bereitschaftspraxen in Bayern installiert. In den Räumen der an die Klinik angeschlossenen "Praxis am Greinberg" versahen Bereitschaftsärzte ihren Dienst an den Wochenenden und erhielten dafür pro Patient einen pauschalen Honorarzuschlag von fünf Euro, den sie zum größten Teil als Nutzungs- und Verwaltungsentgelt abführten. Bei rund 3700 Patienten waren das pro Jahr in der Summe weniger als 20 000 Euro.
Obwohl der Kooperationsvertrag mit der KVB noch bis Ende Februar 2020 galt, wurde zum 1. Juli der Honorarzuschlag gestrichen. Der Bereitschaftspraxis wurde damit die Finanzierungsgrundlage entzogen. Weder die Main-Klinik noch MainArzt sahen sich imstande, für die KVB, die eigentlich für die ambulante Notfallversorgung verantwortlich ist, in die Bresche zu springen. Vor wenigen Tagen wurde deshalb die Schließung der Praxis für Ende Juli verkündet.
Patienten aus dem südlichen Landkreis Würzburg hätten dann an Wochenenden die Bereitschaftspraxen in Kitzingen oder Würzburg aufsuchen müssen. Die KVB hat nämlich inzwischen selbst ein Versorgungsnetz aufgebaut. Obwohl die Main-Klinik und MainArzt dafür einst Pionierarbeit geleistet hatten, kamen sie in diesem Netz nicht mehr vor. Allgemeinmediziner Klaus Grillmeier, Aufsichtsratsmitglied bei MainArzt und Mitorganisator des Bereitschaftsdienstes, kann seine Enttäuschung nicht verhehlen: "Wir waren die Vorreiter, dann klaut man uns die Idee und macht uns auch noch dicht."
"Wir lassen nicht zu, dass die Bereitschaftspraxis, die ein wichtiger Mosaikstein in der medizinischen Versorgung des südlichen Landkreises ist, geschlossen wird", sagt Landrat Eberhard Nuß. Vor allem kritisiert er dabei, dass die KVB ihre Entscheidung kurzfristig verkündet hat, ohne den Beteiligten die Chance zu geben, eine Lösung zu finden. Deutlichere Worte findet Klinik-Geschäftsführer Alexander Schraml: "Es ist ein Skandal erster Güte, dass sich die KVB aus ihrer Finanzierungsverantwortung schleicht", sagt er.
Dass die Bereitschaftspraxis aus Sicht der KVB wegen ihrer Nähe zu Kitzingen und Würzburg nicht versorgungsrelevant ist, will Schraml nicht gelten lassen. "Dass sie versorgungsrelevant ist, zeigen die Patienten, die kommen." Und dass die Praxis, wie von der KVB angeführt, nicht den Ausstattungsstandards entspreche, hält Mediziner Grillmeier für widersinnig. Mit Ultraschall und EKG sei die Praxis sogar besser ausgerüstet. Und dass die Praxis nicht über eigene medizinsche Fachangestellte verfügt, sondern jeder Arzt seine eigene Mitarbeiterin mitbringt, sei sogar ein Vorteil, weil das Team eingespielt ist.
Wegen des Status als gemeinnützige GmbH sei es der Main-Klinik rechtlich nicht möglich, den Honorarzuschlag zugunsten der niedergelassenen Bereitschaftsärzte zu übernehmen, sagt Geschäftsführer Schraml. Auch eine Übernahme durch den Landkreis als freiwillige Leistung sei nicht zulässig, weil der gesetzliche Versorgungsauftrag bei der KVB liegt. In dem Gespräch am Mittwoch ging es deshalb vorrangig um die Frage, wie sich die Finanzierung sicherstellen lässt, ohne die KVB aus der Verantwortung zu entlassen. Die Lösung sieht eine Ausfallbürgschaft des Landkreises vor. Der Erstattungsanspruch an die KVB soll aufrecht erhalten bleiben.
Aufsichtsrat muss noch zustimmen
Heiner Redeker, Geschäftsführer von MainArzt, geht davon aus, dass der Aufsichtsrat des Ärztenetzes in seiner Sitzung am Donnerstag dieser Lösung und damit der Fortführung der Praxis bis Ende Februar 2020 zustimmt. Und auch aus dem Kreistag, der die Eilentscheidung nachträglich billigen muss, ist Zustimmung zu erwarten. "Es ist die Lösung, die ich mir erhofft habe", meint der SPD-Landtagsabgeordnete und Kreisrat Volkmar Halbleib, der sich bereits am Dienstag in Schreiben an Landrat Nuß, Gesundheitsministerin Melanie Huml und die KVB gewandt hatte. "Ich bin froh, dass der Impuls so schnell aufgegriffen wurde", so Halbleib. Jetzt bleibe genügend Zeit, um nach einer langfristigen Lösung zu suchen.
Wie diese Lösung aussehen könnten, skizziert Alexander Schraml anhand der Gesetzesinitiative, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor wenigen Tagen zur Verbesserung der Notfallversorgung vorgelegt hat. Danach sollen unter der Planungshoheit der Länder Kliniken der stationären Notfallversorgung in Form von Integrierten Notfallzentren (INZ) stärker als bisher in die ambulante Versorgung einbezogen werden. In Ochsenfurt existieren bereits vergleichbare Strukturen, sagt Schraml. Deshalb seien die Chancen gut, dass die Bereitschaftspraxis als Bestandteil eines solchen INZ an der Main-Klinik auf Dauer erhalten bleibt - unabhängig von Finanzierungszusagen der KVB.
man unbürokratisch das Ganze löst .
Kompliment und ein großes Lob an alle Beteiligten .
Im Landkreis Main - Spessart gehen die Uhren leider anders , da passiert
wenig bzw. gar nichts wenn ich mir Marktheidenfeld ansehe