"Die Zerschlagung einer funktionierenden Notfallversorgung in der engen Verzahnung von niedergelassenen Ärzten und Krankenhaus, die Verschlechterung der Notfallversorgung im Altlandkreis Ochsenfurt und den angrenzenden Nachbarlandkreisen sowie die Schwächung des Gesundheitsstandortes Ochsenfurt ist für die Bürger nicht hinnehmbar" - mit klaren Worten reagiert SPD-Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib in einer Pressemitteilung auf die für nächste Woche geplante Schließung der Bereitschaftspraxis an der Main-Klinik Ochsenfurt (wir berichteten).
Differenzen sind lösbar
Er wolle nichts unversucht lassen, um die Schließung der Praxis, die pro Jahr rund 3700 ambulante medizinische Notfälle versorgt, zu verhindern, so Halbleib. Schriftlich habe er sich deshalb an Staatsministerin Melanie Huml, die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB), die MainArzt GmbH & Co. KG als Träger der Bereitschaftspraxis sowie an Landrat Eberhard Nuß als Aufsichtsratsvorsitzenden der Main-Klinik GmbH gewandt. Ziel sei, die Schließung auszusetzen und eine Verhandlungslösung für die bestehenden organisatorischen und finanziellen Differenzen zu ermöglichen. Denn die seien "mit etwas gutem Willen von allen Seiten" lösbar, so Halbleib.
Wie berichtet, hat die KVB die fallbezogenen Honorarzuschläge für Behandlungen in der Bereitschaftspraxis eingestellt und der vor fünf Jahren gegründeten Einrichtung damit die finanzielle Grundlage entzogen. Die KVB begründet ihre Entscheidung mit rechtlichen Bedenken gegen die bisherige Vergütungspraxis, und mit der Weigerung von MainArzt, die geltenden Bedingungen für den Praxisbetrieb zu erfüllen.
Auch aus Sicht der Ärzte ein Erfolgsmodell
Alle Kooperationspartner, so Halbleib, sollten unverzüglich in Verhandlungen eintreten, um die bestehenden Differenzen zu klären. Schließlich sei die Bereitschaftspraxis an der Main-Klinik nicht nur für die örtlichen Vertreter der KVB ein Erfolgsmodell, sondern werde auch von der Bevölkerung im weiten Umkreis sehr gut angenommen. Obwohl die KVB inzwischen selbst ein Netz von Bereitschaftspraxen aufgebaut hat, "macht es überhaupt keinen Sinn, bestehende sehr gut laufende und auch von den Ärzten sehr akzeptierte Strukturen zu zerschlagen", so Halbleib weiter.
In einer Schlüsselrolle sieht der Abgeordnete dabei Landrat Eberhard Nuß, den er auffordert, alle Beteiligten baldmöglichst an einen Runden Tisch zu holen. Außerdem müsse geprüft werden, ob der Landkreis oder die Main-Klinik den Erhalt der Bereitschaftspraxis mit einem finanziellen Beitrag unterstützen können.
Kommunale Allianz will sich einmischen
Auch die kommunale Allianz "Fränkischer Süden" aus 14 Gemeinden des südlichen Landkreises Würzburg will sich auf politischem Weg gegen die Schließung einsetzen, wie der Allianzsprecher und Giebelstadter Bürgermeister Helmut Krämer gegenüber der Redaktion mitteilte.
Die Bereitschaftspraxis leistet an Wochenenden hausärztlichen Notdienst in den Räumen der internistischen und chirurgischen "Praxis am Greinberg". Sie wird vor allem von Erkrankten aus der Region Ochsenfurt, und seit Schließung des dortigen Krankenhauses zunehmend auch von Patienten aus dem Raum Uffenheim in Anspruch genommen. Ab August müssten Erkrankte die Bereitschaftspraxen in Würzburg, Kitzingen oder Bad Mergentheim aufsuchen. Der Betrieb der "Praxis am Greinberg" ist von der Schließung nicht berührt.