Großer Bahnhof in der kleinen Grafeneckartstube des Rathauses: Christian Schuchardt hat am Montag den Perspektive e.V., Trägerverein des Café Perspektive am Waldfriedhof, für sein soziales Engagement mit der Ehrenmedaille des Oberbürgermeisters ausgezeichnet. Die Ehrenmedaille gibt es seit fünf Jahren, sie wurde jetzt zum zwölften Mal vergeben. "Für langjähriges Wirken und unermüdliches Engagement im Sozialprojekt Café Perspektive", begründete Schuchardt die Auszeichnung des Vereins.
Die Idee, aus einem kleinen Holzgebäude am Waldfriedhof im Stadtteil Steinbachtal, das der bayerische Forstminister Josef Miller dem städtischen Sozialreferat im Jahr 2000 zur Verfügung stellte, ein Selbsthilfe- und Integrationsprojekt zu machen, stammt von damaligen Sozialreferenten Peter Motsch. Das Holzhaus ist heute das Nebengebäude des Café Perspektive, in dem seit 2004 Menschen mit psychischem Handicap vollwertige Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden.
Die Idee hatte der frühere Sozialreferent Peter Motsch
Als Partner holte sich Motsch damals den Kreisverband und den Sozialpsychiatrischen Dienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) mit ins Boot. Bis heute ist der Würzburger BRK-Vorsitzende gleichzeitig Vorsitzender des Perspektive-Vereins. Gut eine Million Euro wurden seit Vereinsgründung in die Planung und den Bau des Gebäudes, in die Außenanlage und die Einrichtung investiert.
Unter anderem wurde das Projekt durch die Aktion Mensch, den Bezirk, die bayerische Landesstiftung und die Sparkassenstiftung unterstützt. Dazu kommen großzügige Spenden, unter anderem durch mehrere Benefizkonzerte. Beim Bau packten zudem Auszubildende der Zimmerer- und der Tiefbau-Innung kräftig mit an, um die Kosten möglichst niedrig zu halten.
Ein Treffpunkt und Begegnungsraum für alle Generationen
Durch das Projekt sei es nicht nur gelungen, Menschen mit seelischem Handicap durch die Schaffung von Arbeitsplätzen beruflich und gesellschaftlich zu integrieren, betonte Oberbürgermeister Schuchardt. Gleichzeitig sei die Infrastruktur am Waldfriedhof verbessert und ein Treffpunkt und Begegnungsraum für alle Generationen geschaffen worden.
Außerdem habe man einen Impuls für die Integration behinderter Menschen auf dem Arbeitsmarkt gesetzt. "Diese Menschen gehen keiner Hilfsarbeit nach, sondern haben eine vollwertige Beschäftigung. Das ist für mich eine der wichtigsten Komponenten", sagte Schuchardt Insgesamt gibt es beim BRK knapp 30 so genannte Zuverdienst-Arbeitsplätze im Café Perspektive, im Bistro am Wittelsbacher Platz und am Sportzentrum der Universität Würzburg,
Thomas Eberth, der Vorsitzende des BRK-Kreisverbands und von Perspektive e.V., nahm die Auszeichnung stellvertretend für die sieben Mitglieder und die Gründungsväter des Vereins entgegen und bedankte sich für die Anerkennung. "Wir sind nach wie vor stolz und dankbar, dass die Gründer diesen Integrationspunkt mit vielen Ideen, viel Engagement, viel Kraft und viel Spendenbereitschaft geschaffen haben. Das ist seit 15 Jahren etwas Besonderes", sagte Eberth.
Das Café Perspektive am Waldfriedhof mit Mehrgenerationen-Spielplatz ist von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 Uhr bis 18 geöffnet. Informationen über das Projekt gibt es auch im Internet unter www.kvwuerzburg.brk.de/angebote/cafe-perspektive.html