Eine Ölheizung, die nicht an den Wärmebedarf eines Hauses angepasst ist, verbraucht viele Stunden im Jahr ungenutzte Energie. Oft sei diese Art zu heizen aber noch der Standard, sagt Werner Rath. Er selbst, Obermeister der Sanitär-, Heizungs-, und Klimatechnik-Innung Würzburg, hat in seinem Ort eine dezentrale Lösung der Energieversorgung aufgebaut.
Leistungsmächtige Heizungen, die sich nicht nach dem Wärmebedarf richten, müssten nur in den wenigen sehr kalten Monaten laufen, meint Rath. Den Rest des Jahres könne man Energie sparen.
Außentemperatur im Blick: Wenn Heizungen nicht an den Bedarf angepasst sind
Denn Heizungen sind an den Wärmebedarf eines Hauses bei sogenannter Normaußentemperatur angepasst: die niedrigste Durchschnittstemperatur der zehn kältesten Wetterphasen in 20 Jahren.
In Werner Raths Wohnort Rieden im Landkreis Würzburg liegt dieser Wert bei minus zwölf Grad Celsius. Doch so niedrige Außentemperaturen sind selten. Das Jahresmittel der durchschnittlichen Tagestemperatur in Würzburg beispielsweise beträgt nach den Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) elf Grad Celsius. Auf lange Zeit sei eine Heizung, die sich nicht an den Wärmebedarf anpasst, also relativ ineffizient, sagt Innungsobermeister Rath.
Nahwärmenetz verlegt: Wie Heizen effektiver funktioniert
Energieversorgung solle weniger im Alleingang ablaufen, meint Rath. Gemeinschaftlich und dezentral sei das einfach sinnvoller. Der Heizungsmeister selbst hat eine Energiegemeinschaft gegründet und aufgebaut und in der Nachbarschaft ein Nahwärmenetz verlegt. Seit über zwölf Jahren werden acht Häusern im Hausener Ortsteil Rieden mit Wärme beliefert.
In seinem Keller hat Werner Rath dafür ein Heizsystem gebaut: eine Kombination aus Blockheizkraftwerk, Wärmepumpe und Hackschnitzelofen. Im Blockheizkraftwerk verbrennt Rath Flüssiggas und erzeugt dabei Wärme und Strom.
Mit Wärmepumpe, Blockheizkraftwerk und Hackschnitzelofen
Die Wärme erhitzt Heizungswasser, das ins Nahwärmenetz fließt. Mit dem Strom aus dem Kraftwerk betreibt der Heizungsmeister eine leistungsstarke Wärmepumpe, die ebenfalls Wärme erzeugt und Heizungswasser aufheizt, das in das Netz fließt.
Die Grundversorgung leisten das Blockheizkraftwerk und die Wärmepumpe, erklärt Rath. In kalten Monaten schaltet er die Wärmepumpe ab und den Hackschnitzelofen an, um Heizungswasser zu erhitzen.
Mit der Kombination der drei Wärmequellen werde nur so viel Energie erzeugt, wie die Nachbarhäuser tatsächlich brauchen, sagt der Riedener. Der Anschluss an sein Wärmenetz laufe über übliche Hausanschlussverträge, wie es sie auch bei öffentlichen Versorgern gibt. Er selbst wolle sein Nahwärmenetz aber kostenneutral halten - ohne große Gewinne.
Was eine Quartierslösung die Verbraucherinnen und Verbraucher kostet
Wie günstig oder teuer das Nahwärmenetz ist, lasse sich verallgemeinernd nicht sagen. Es hänge zum Beispiel davon ab, ob Leitungen durch private oder öffentliche Wege führen und wie lang sie sein müssen.
Je nach Wohnlage koste der Anschluss an sein Nahwärmenetz zwischen 4000 und 7000 Euro, sagt Rath. Zum Vergleich: Der Ausbau einer alten Ölheizung mit anschließendem Einbau einer neuen Ölheizung koste mindestens 12.000 Euro, schätzt Rath. Ein Anschluss an die Nahwärme sei günstiger. Seine Nachbarn würden an ihn eine Grundgebühr ab 100 Euro aufwärts zahlen. Der Arbeitspreis, also die Kosten pro Kilowattstunde Wärme, liegt bei 9,2 Cent.
Gemeinschaftliche Energieversorgung: 640 Meter Leitungen, acht Haushalte, 40 Personen
Nachbar Gerhard Keller war einer der ersten in Rieden mit Anschluss an Raths Netz: Er heizt sein Haus seit 2010 schon mit Wärme von nebenan. Er habe seitdem mehr Platz im Haus und keinen Stress beim Öleinkauf, sagt Keller. Auch Nebenkosten durch Kaminkehrer und Heizungswartung fallen weg.
Heinzungsmeister Rath versorgt inzwischen mit Leitungen von 640 Metern acht Haushalte, insgesamt etwa 40 Personen, mit Wärme. Und er hätte für weitere acht bis zehn Häuser Heiz-Kapazitäten. Investiert habe er für sein System etwa 170.000 Euro, sagt Rath. Aufbesserungen und Ersetzen von Teilen komme zu den Kosten hinzu.
Doch der wichtigste Schritt sei vor dem Bau erfolgt: die Bedarfsanalyse. "Man muss wissen: Wo bin ich? Welche Energieträger stehen mir zur Verfügung? Welche Gebäude- und Wohnstruktur liegt vor?", sagt Rath. Erst danach sei es sinnvoll, Leitungen und Energieträger zu planen.
Vor allem in Städten und drumherum lohne sich eine solche dezentrale Energieversorgung, meint der Innungsobermeister. Dort also, wo viele Menschen näher beieinander leben. Doch auch in Kommunen und Siedlungen empfiehlt der Heizungsmeister, Wärmenetz-Genossenschaften zu bilden und sich in der Nachbarschaft für die Energieversorgung zusammentun.