"Denker treffen Lenker" heißt das etablierte Format der Region Mainfranken GmbH. Kurz vor Weihnachten nahmen deren Referenten die (dezentrale) Energiewende in den Blick. Schwerpunkte der Onlineveranstaltung waren der mutmaßlich nächste Solarboom sowie die Windenergie.
"Der Erfolg der Energiewende hängt sehr stark damit zusammen, wie sie von den Bürgern akzeptiert und vom Staat reguliert wird", sagte Manuel Frondel zu Beginn seines Impulsvortrages. Der Ökonom leitet den Kompetenzbereich "Umwelt und Ressourcen" beim RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen.
Warum der erste Solarboom auch Nachteile hatte
Frondel wies daraufhin, dass die Spitzenwerte des Solarbooms 1.0 mit einer jährlichen Ausbauleistung von rund 8 Gigawatt zwischen 2010 und 2012 bislang nicht mehr erreicht worden seien. "Er kam uns mit Kosten von über 110 Milliarden Euro aber auch teuer zu stehen."
Seither sei der technologische Fortschritt bei Photovoltaik enorm gewesen. "Vor allem die großen Solarparks sind mittlerweile wettbewerbsfähig und kommen ohne Einspeisevergütung aus", berichtete Frondel. Für private Eigentümer lohne sich die Einspeisung immer weniger, "dafür umso mehr der Selbstverbrauch aufgrund höherer Strompreise".
Experte: Warum die Entgelte steigen werden
Hier positionierte sich Frondel, der an der Erreichbarkeit der Klimaziele zweifelt, eindeutig für eine Absenkung. "Die EEG-Umlage ist entscheidend bei der Frage, ob Strompreise künftig weiter steigen." Es sei nicht gerecht, dass Tante Erna etwa die EEG-Ausnahmeregelung für die energieintensiven Industrien mitbezahle. Diese sei zwar richtig, sollte aber aus Steuermitteln finanziert werden, um einkommensschwache Haushalte zu entlasten.
"Wegen des kontinuierlichen Netzausbaus werden zudem die Netznutzungsentgelte weiter steigen." Hinzu komme, dass sich tendenziell nur reichere Haushalte eine Solarstrom-Anlage auf dem Dach leisten können. "Allein schon deshalb, weil sie überhaupt ein eigenes Dach haben", so Frondel.
Beispiel Burkardroth: Himmelsrichtung ist egal
Michael Albert besitzt gleich mehrere Dächer. Er ist allerdings auch Geschäftsführer eines Herstellers von nachhaltigen Fertighäusern. Albert präsentierte eines von drei mainfränkischen Praxisbeispielen. Er versorgt seinen Betrieb in Burkardroth (Lkr. Bad Kissingen) nachhaltig und dezentral mit Energie. Auf allen Dächern finden sich Photovoltaik-Paneele.
"Bei den neueren Modulen spielt es keine Rolle mehr, in welche Himmelsrichtung sie geneigt sind, zumindest nicht bei Flachdächern", berichtete Albert. "Im Sommer speisen wir ein, im Winter ziehen wir aus dem Netz. Insgesamt sind wir finanziell autark."
Moderator Oliver Meyer, Leiter des Energieclusters Bayern Innovativ, meinte spaßeshalber, dass ihm die Photovoltaik lieber sei, weil man dort zumindest berechnen könne, dass man nachts nichts habe. Das sei beim Wind schwieriger. "Tatsächlich ergänzen sich beide regenerativen Energieformen sehr gut", so Meyer.
Was kleine Windkraftanlagen bewirken können
Dass auch mit Kleinwindkraftanlagen vieles möglich ist, zeigten zwei weitere Praxisbeispiele. So hat Walter Baur, Professor für Kunststofftechnik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, im Studium das Windvirus gepackt. Er tüftelte fortan leidenschaftlich gerne und baute mit Unterstützung sogar eigene Anlagen.
So ist das Windrad am Gut Heuchelhof in Würzburg, das in diesem Jahr erneuert worden ist, eine Erfindung von Baur. Eines seiner Vorteile: Durch die geringere Höhe und seine Langsamlaufweise ist es kaum gefährlich für Vögel. Das Windrad ist sogar zu einer Art Wahrzeichen für den Stadtteil geworden. Und: "Die Anwohner beschweren sich nicht, weil es zu laut ist, sondern eher, wenn es sich mal nicht dreht", sagte Baur.
Anlagen für Wind und Sonne: Amortisation nach wenigen Jahren
Dieter Irl, Geschäftsführer von CrossWind Energy Systems aus Würzburg, stellte eine Hybridanlage vor, die sowohl die Wind- als auch die Sonnenenergie nutzt. Sie habe mit 46,5 Metern nur rund ein Viertel der Gesamthöhe einer Großwindanlage.
Irl zufolge ist dieses neuartige Energiewerk auf eine autarke Stromversorgung ausgelegt und amortisiert sich in einem Zeitraum von 5,5 bis 9 Jahren. "Für eine dezentrale Energieversorgung braucht es gute Ideen. Wir haben gezeigt, wie innovativ wir hier sind", sagte Åsa Petersson, Geschäftsführerin der Region Mainfranken.