
Nicht erfreut über den wohl bevorstehenden Abriss des ehemals städtischen Ämterhochhauses in der Augustinerstraße 9 zeigt sich die Heiner-Reitberger-Stiftung jetzt in einer Stellungnahme. Die nach dem Würzburger Main-Post-Journalisten und Mitbegründer des Initiativkreises zur Erhaltung historischer Denkmäler benannte Stiftung hatte sich seit Bekanntwerden der Baufälligkeit des ersten Hochhauses in Franken für dessen Erhaltung eingesetzt.
18 Jahre habe das Gebäude hinter einem Baugerüst dahin vegetiert, verhängt durch grüne Planen, wird beklagt. Es scheine an der Zeit, der Generation, die nun volljährig geworden sei und niemals die Gelegenheit gehabt habe, das Bauwerk in seinen ausgeprägten Formen der Neuen Sachlichkeit in Augenschein zu nehmen, mit einer Abbildung noch einmal vorzuführen, welch markantes Wahrzeichen der Würzburger Altstadt verloren gehen wird, so die beiden Unterzeichnerinnen Petra Maidt und Suse Schmuck vom Vorstand der Stiftung.
Das Ämterhochhaus hat die Bombennacht am 16. März 1945 fast unbeschadet überstanden
In den Jahren 1928 bis 1930 von dem namhaften Architekten Franz Kleinsteuber erbaut, hatte das städtische Ämterhochhaus die Bombennacht 1945 wegen seiner modernen Stahl-Beton-Konstruktion fast unbeschadet überstanden und war bereits 1948 wieder als städtisches Haus für die eigene Verwaltung sowie für Wohnungen genutzt worden, erinnern sie. Nach gerade erfolgten umfangreichen Sanierungsmaßnahmen sei das Haus im Jahre 2005 dann aber wegen gravierender statischer Probleme über Nacht geräumt worden. Das städtische Bauamt, das seinen Sitz im Hochhaus hatte, hatte unter der Regie des Stadtbaurats Christian Baumgart keine Möglichkeit gesehen, die Schäden am eigenen städtischen Denkmal zu beheben. So sei der rasche Verkauf erfolgt, wird beklagt.

Ist die Stadt Würzburg ihrer Verantwortung als Eigentümerin gerecht geworden?
Man dürfe und müsse zu diesem Zeitpunkt noch einmal die Frage stellen, ob die Stadt als Eigentümerin und Untere Denkmalschutzbehörde damals ihrer Verantwortung gerecht geworden sei oder sich ihrer Denkmal-Erhaltungs-Pflicht durch Abschieben entledigt habe, so die Unterzeichnerinnen. Die langjährigen gerichtlichen Verfahren, die vor der nun vermeintlich letzten Entscheidung gelegen hätten, würden beweisen, dass offensichtlich in der Vergangenheit viele Fehler gemacht worden seien. Ein übereilter Verkauf ohne ein ablesbares Ringen um den Erhalt, ohne denkmalpflegerische Voruntersuchung, ohne die konkrete Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes mit Kostenplan führe jetzt zu einem schmachvollen Ende, wird beklagt.
Und weiter: Dieser eigenwillige architektonische Akzent im Stadtbild, ein Beispiel der klassischen Moderne, gehe mit dem Abriss des Ämterhochhauses für immer verloren. Gut möglich, dass hier in Würzburg zum ersten Mal in Deutschland ein Hochhaus jener frühen Phase abgetragen werde, heißt es weiter. Dies sei nicht gerade rühmlich.
Wie berichtet hatte der Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München in vergangenem Jahr Nachbarklagen gegen den vorhabenbezogenen Bebauungsplan für Abriss und Neubau des Hauses in ähnlicher Höhe aus formalen Gründen stattgegeben. Nun soll das frühere städtische Ämterhochhaus abgerissen und dem geltenden Bebauungsplan entsprechend durch einen Neubau in Höhe der umgebenden Bebauung ersetzt werden.
Die Stadt als untere Denkmalschutzbehörde ist im Übrigen eine Konstellation, die es so gar nicht geben dürfte, da hat man den Bock zum Gärtner gemacht.
Das passt dann gut zur Methode Würzburg: da gibt es ein Gebäude, das zwar unter Denkmalschutz steht, das aber eigentlich weg soll. Also lässt man es absichtlich so lange vergammeln, bis es als nicht mehr sanierungsfähig daklariert wird und damit als abrissfähig gilt.
Bestes Beispiel: das Faulenberg-Areal. Woanders hat man aus den alten Kasernen lohneswerte Schmuckstücke geschaffen, in Würzburg passiert: bis zum bitteren Ende Nichts.
Nach 18 Jahren mit hässlichem Gerüst bitte endlich abreissen und was neues hinbauen. Danke.