Seit knapp zwei Wochen steht er da, rund um die Uhr, der erste Bocksbeutelautomat der Stadt. Direkt vor dem Kupsch- Markt in der Domstraße bietet er 24 Stunden an sieben Tagen die Woche gekühlten Frankenwein aus der Flasche. Von drei Euro für den Schoppen für einen trockenen Silvaner Volkacher Kirchberg über Kerner und Grauburgunder aus Thüngersheim, und Müller-Thurgau und Bacchus eines Erlabrunner Winzers bis hin zum 15-Euro-Bocksbeutel für einen 2017er trockenen Silvaner vom Würzburger Stein. Voraussetzung: Man ist älter als 16 Jahre und kann dies durch einen Ausweis, der in ein Lesegerät am Automaten gesteckt werden muss, nachweisen, ähnlich eben wie an Zigarettenautomaten.
Bislang nur positive Rückmeldungen
Betreiber ist der Kupsch-Markt Domstraße, wie es auf einem Aufkleber heißt. Dessen Chef ist Wolfgang Luksch. Sein Sohn Fabien Luksch berichtet von bislang nur positiven Rückmeldungen. "Touristen freuen sich, dass es so etwas gibt und sagen, so etwas bräuchten wir bei uns auch", berichtet er am Telefon. Auch in den sozialen Netzwerken habe es durchweg positive Resonanz gegeben, weiß er.
Die Idee sei durch die Automaten mit Grillfleisch entstanden, die es jetzt immer mehr gebe. "Und da wir viel mit Wein zu tun haben, der Bocksbeutel hier in Franken ein großes Thema ist und wir nahe an der Alten Mainbrücke liegen, ist die Idee des Bocksbeutelautomaten entstanden." Der Automat werde sehr gut angenommen,. "Da gibt es nichts meckern", sagt Luksch, "gerade an den Wochenenden wird der sehr gut genutzt".
Etwas zu meckern haben allerdings die Gastronomen auf der Brücke. Jan Endres von der Mainmühle hält den Automaten für "einen Witz". "Da versuchen immer mehr auf die Welle Brückenschoppen aufzuspringen", sagt er. "Wir vier auf der Brücke, der Köhler, 'mainwein', der Brückenbäck und die Mainmühle, zahlen den Brückenwächter und der kostet auch ordentlich Geld", fährt er fort. "Wir dürfen auch keine Flaschen ausschenken, sondern nur Schoppen. Und da bringen schon genug Leute ihren Wein mit. Ich selbst sammele jeden Abend zwei Müllsäcke voll Leergut auf der Brücke ein."
Eine "sehr sensible und schwierige Angelegenheit"
Auch Andreas Oehm, Vorstand der Kitzinger Gebietswinzergenossenschaft Franken, die das "mainwein" Weinbistro an der Alten Mainbrücke betreibt, sieht in dem neuen Vertriebsweg eine "sehr sensible und schwierige Angelegenheit". "Wir werden ständig angefeindet, weil wir die Alte Mainbrücke belagern und als Vinothek benutzen würden, und dann bietet man in direkter Nachbarschaft plötzlich Zugang zu gekühltem Wein", sagt er. Im "mainwein" selbst darf zwar an Touristen auch Flaschenwein verkauft werden, der darf aber nicht aus dem Kühlschrank kommen, um den direkten Verzehr auf der Brücke zu verhindern. "So sehr es zu begrüßen ist, dass man andere Vertriebswege für den Frankenwein sucht, das ist hier ein sehr zweischneidiges Schwert. Der Automat sorgt nämlich nicht für Sicherheit und er sorgt auch nicht für Sauberkeit", meint der Vorstand der GWF.
Und was sagt man bei der Stadt Würzburg? "Wir prüfen die Zulässigkeit des Automaten derzeit noch ordnungs- und jugendschutzrechtlich", sagt Rathaussprecher Christian Weiß auf Anfrage. Bis wann diese Prüfung abgeschlossen sein wird, war bei Redaktionsschluss nicht bekannt.
Ach ja: wenn ihr Brückenwirte normale Preise macht kauft das von euch so angeprangerte Volk auch bei euch statt aus dem Automaten.
Trotzdem würde ich gerne mal fundierte Zahlen sehen, wie viele Leute aus dem Automaten kaufen und dann vor eurer Hütte stehen.
Was übrigens nicht verboten ist. Oder gehört euch die Mainbrücke?
Wenn die Leute mit ihren Bocksbeuteln danach zur Mainbrücke ziehen, ist das für die vier Platzhirsche zwar ärgerlich. Aber was die Weinpilger nach dem Kauf am Automaten mit dem Wein anstellen, dafür ist nicht der kupsch verantwortlich, das liegt ja wohl in der Verantwortung der Käufer. Diese Forderung nach Mitbeteiligung an den Brückenwächtern finde ich überzogen. Da müssen sich die Brückenwirte schon selbst drum kümmern - sie haben schließlich den Riesenzirkus auf der Mainbrücke hervorgerufen!
Die Brücke ist nicht an Endres und Co. verpachtet! Und wer will mir, auf welcher Grundlage, vorschreiben nicht meinen Wein (wo auch immer ich diesen bezogen habe) von zuhause mitzubringen? Das ihm der Automat sauer aufstößt ist nachvollziehbar, er muss sich jedoch daran gewöhnen. Schließlich gefällt ja wohl auch „sein“ Brückenschoppen nicht allen Würzburgern – und auch die müssen den Zustand akzeptieren.
Der Brückenschoppen tut mehr für unsere Stadt als alle bisherigen Aktivitäten des katastrophalen Würzburger Stadtmarketings zusammen. Und auch der Automat ist eher Botschafter des „Kulturguts Frankenwein“. Man muss Luksch zu seiner Idee gratulieren.
Mensch Leute, bleibt mal ruhig! Macht doch nicht alles, nur weil euch ein paar Euros entgegen könnten, schon wieder mieß und kaputt!
Das heißt, das Glas ist weg, aber weiter verkaufen tun nicht die Brückenwirte, sondern Kupsch.
Nachdem die Brückenwirte ja (zumindest war es mal so) nur eine bestimmte Anzahl von Gläsern im Umlauf haben dürfen, ist das schon ein kleines bißchen unfair...
Und ja, auch ich bin der Meinung, dass Kupsch sich dann zumindest an den Kosten für den Brückenwächter beteiligen müsste.
Wie es schon richtig gesagt wurde: Die Weinverkäufer auf der Brücke haben diese weder gebaut, noch gepachtet. Und Bocksbeutel-Automat hin oder her, sie dürften aufgrund des unmittelbaren Verkaufs auf (!) der Brücke für den deutlichen Großteil des dortigen Weingenusses sorgen, sodass auch die Bezahlung des Brückenwächters durch sie gerechtfertigt ist.
Der Automat ist eine nette Idee und ein augenzwinkerndes Schmankerl für Touristen und Einheimische. Also, Würzburg: Chill mal 😉