Die Pflege von kranken Angehörigen ist oftmals schwer. Privat- und Sozialleben, Arbeit und Betreuung der Betroffenen unter einen Hut zu bringen verlangt von den Angehörigen viel ab. Vor allem Demenzpatienten benötigen eine angemessene Betreuung.
Seit Anfang dieses Jahres können sich pflegende Angehörige nun anonym und kostenlos an die Fachstelle für pflegende Angehörige vom Kommunalunternehmen Würzburg wenden – zur Unterstützung bei Pflegefragen oder auch einfach nur für ein offenes Ohr.
Kostenlose Beratung bei Fragen und Problemen
Gerade zum Krankheitsbild Demenz gebe es bei pflegenden Angehörigen viele offene Fragen, sagt Angelika Kraus von der Fachstelle für pflegende Angehörige. "Demenziell erkrankte Menschen leben in einer ganz eigenen Welt, die mit unserer Welt nicht zusammenpasst", erklärt sie.
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"Das löst eine ganze Bandbreite an Gefühlen bei den Angehörigen aus." Ob Wut, Ohnmacht, Trauer oder Angst – die Betreuung von demenzerkrankten Familienmitgliedern sei eine psychische Belastung für viele pflegende Angehörige.
Der Wunsch nach Austausch sei deshalb groß. Häufig wollen sich die Angehörigen absichern, ob sie bei der Pflege alles richtig machen. "Wir fangen die Fragen auf und zeigen Entlastungsmöglichkeiten", so Kraus. Doch oftmals würden Jahre vergehen, ohne dass die Betroffenen Hilfe suchen. "Irgendwann merken die Leute, sie sind selbst am Ende ihrer Kräfte", sagt sie. "Oft ist die ganze Familie involviert und bis ein Beratungsgespräch gesucht wird, ist häufig viel kräftezehrende Arbeit geleistet worden."
Pflegesituation wird geklärt
Ende 2020 waren insgesamt 5637 Personen im Landkreis Würzburg pflegebedürftig und beziehen Leistungen, sagt Tobias Konrad, Leiter der Abteilung Senioren des Kommunalunternehmens Würzburg. Die Dunkelziffer sei jedoch sicherlich höher, ist er überzeugt. Viele Angehörige würden aus Scham keinen Pflegegerad beantragen und die Versorgung zu Hause alleine stemmen.
Die Fachstelle biete deshalb Hilfe an – von der Klärung der Pflegesituation, der Antragsstellungen bei behördlichen oder finanziellen Fragen bis hin zur Suche nach einem Platz im Pflegeheim. Auch bei Fragen zur Kurzzeitpflege oder zu Kuren wird den Angehörigen geholfen. Die Fachstelle diene dabei auch als Ergänzung zu den bereits vorhandenen Beratungsangeboten des Kommunalunternehmens Würzburg, wie beispielsweise der Wohnberatung.
Gespräche auch per Telefon oder E-Mail möglich
Zwar erschwere die Corona-Pandemie die Arbeit der Fachstelle, sagt Konrad. Dennoch: "Seit Beginn des Jahres haben insgesamt 34 Beratungsgespräche stattgefunden." Die Fachstelle bietet nicht nur Termine in Würzburg oder corona-konforme Hausbesuche im kompletten Landkreis an, auch die Beratung per Telefon oder E-Mail ist möglich.
"Demenz ist immer noch ein klischeebehaftetes Randthema", erklärt Kraus. Um diese Klischees abzubauen, will die Fachstelle künftig Helferkreise aufbauen, sowie Vorträge und Informationsveranstaltungen abhalten. Zusätzlich setzte man auf die Vernetzung mit Sozialstationen, Hausärzten und Pflegeheimen, um Angehörige zu erreichen. Denn auch wenn die Familie den Pflegebedürftigen in Obhut gegeben hat, wie beispielsweise in eine Senioreneinrichtung, bestehe häufig das Bedürfnis, über die Demenz zu reden.