Sie gehören zu den Superdelikatessen, von denen es nur eine Handvoll wie Kaviar, Hummer, Gänsestopfleber, Austern oder Kobe Beef gibt: Trüffel. Er soll die Gerichte, die mit ihm zubereitet werden, verbessern - Profiköche sehen Trüffel in der gehobenen Küche als die Zutat der Wahl, um Speisen aufzupeppen.
Deutschland war bis zum ersten Weltkrieg auch einmal produzierendes Trüffel-Land, heute aber gibt es Trüffel fast nur noch in Australien oder Frankreich. Über Frankreich kam auch der Röttinger Daniel Rudolf auf die Idee, Trüffel zu züchten, lebte er dort doch aus beruflichen wie privaten Gründen. Im Nachbarland wird der kommerzielle Anbau von Trüffel in Plantagen bereits seit Jahrzehnten praktiziert; ein großer Teil der weltweiten Trüffel-Produktion findet dort statt.
Als sich Daniel Rudolf näher mit dem Thema beschäftigte, erfuhr er, dass Trüffel in erster Linie dort wächst, wo auch Wein zu Hause ist:in kalkhaltigen Böden. So kam der 41-Jährige auf die Idee, dies auch in seiner Heimatgemeinde, dem Weinort Röttingen zu testen. Sowohl die Bodenbeschaffenheit als auch das Klima unterscheiden sich von den Anbaugebieten wie etwa im Burgund nur unwesentlich. Konkret geht es um die Pflanzung von mit Trüffel mykorrhizierten Bäumen, wie unter anderem Eichen, Hainbuchen, Haselnuss und Kiefern. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, bilden sich in den Wurzeln im Laufe der Jahre Trüffel.
Röttinger Erdprobe wurde als positiv eingestuft
Zu Beginn dieses Jahres fuhr Daniel Rudolf mehrere Tage nach Frankreich, um mit verschiedenen Trüffel-Bauern und mit einem Vertreter des dortigen Trüffel-Verbandes zu sprechen und Erfahrungen zu sammeln. "Wir stehen im engen Austausch mit den dortigen Akteuren, was uns sehr hilft - denn Erfahrungswerte gibt es in Deutschland so gut wie nicht", so Rudolf. In Frankreich hat der 41-Jährige auch die Bäume gekauft, und der Verantwortliche der Trüffel-Gärtnerei kam im Sommer nach Röttingen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen.
Unterstützung von deutscher Seite bekam Rudolf von Josef Herrmann von der Landesanstalt für Wein und Gartenbau Veitshöchheim. Der Leiter des dortigen Fachzentrums Analytik gab Rudolf zahlreiche Ratschläge, insbesondere auf wissenschaftlicher Ebene. Rudolf ließ außerdem in einem französischen Labor eine Erdprobe vom Röttinger Nordhang analysieren - diese wurde als positiv für den Burgunder-Trüffel eingestuft.
Ob das Projekt erfolgreich sein wird, kann Rudolf aber erst in einigen Jahren sagen: Seine Trüffel-Plantage zählt zu einer der ersten in der Region. Trüffel sind noch immer kaum erforscht, es gibt viele Mythen rund um das Thema. Aber genau das mache es auch wieder interessant, denn wenn es eine Anleitung gäbe, "was zu tun ist, und was dann auch garantiert funktioniert, wäre mir das vermutlich zu langweilig", meint der Röttinger.
Hunde statt Schweine als Trüffel-Erntehelfer
Was man jedoch in Zeiten des Klimawandels nicht unterschätzen dürfe, sei das Wässern. Wie jeder Pilz braucht auch Trüffel viel Wasser, um sich zu entwickeln. Gerade der für das hiesige Klima geeignete Burgunder-Trüffel (Tuber Uncinatum) entsteht in heißen Sommern. Sollte der Regen ausbleiben, findet die Entwicklung aber nicht statt, so Rudolf. 2018 sei ein sehr schwieriges Jahr gewesen; die Kollegen aus Frankreich hätten sehr geklagt.
Seine Plantage sieht der Trüffel-Fan als Experiment, vor allem bei den begehrten Schwarzen Trüffeln (Périgord Trüffel). Der Trüffel-Anbau eigne sich nicht für schnelle Ernten und kurzfristigen Erfolg, weiß Rudolf. Er sehe das Projekt als Hobby - und vielleicht einmal als kleines Zubrot zu seiner künftigen Rente. Burgundertrüffel brauchen etwa acht Jahre, und bis zum Vollertrag mindestens zehn Jahre, wobei man mit etwas Glück in fünf Jahren bereits den ein oder anderen Trüffel finden könne.
In Röttingen wurden Hunderte von Bäumen mit der Hand gepflanzt und mit Wildverbiss-Schutz versehen. Die Pflanzbäumchen unterscheiden sich optisch nicht von einer gewöhnlichen Baumpflanze. Was die Erntehelfer für Trüffel angeht, so waren früher häufig Schweine im Einsatz. Dies würde schon lange nicht mehr praktiziert, da zu viele der teuren Trüffel in deren Rüssel verschwanden, erklärt Rudolf. Heute würden fast ausschließlich Hunde genutzt, die zu Trüffel-Hunden ausgebildet werden. Rudolf möchte sich erst in einigen Jahren einen Hund anschaffen: Das Tier sei sonst bereits ein Senior, wenn es die ersten Trüffel auf der Plantage finden dürfe.