Trüffel aus Franken, das klingt exotischer, als es ist. In den Wäldern der Region wachsen schon seit vielen Jahren verschiedene Sorten des unterirdischen Pilzes. Doch sie stehen unter Schutz und dürfen nicht gesammelt werden. Seit zwei Jahren untersucht die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim, wie man Trüffel hier anbauen kann – dazu gibt es noch kaum Erfahrungen.
Im Jahr 2013 hat die LWG auf mehreren Versuchsflächen etwa 240 mit Trüffelsporen geimpfte Haselnusssträucher angepflanzt. Bis die ersten Trüffel aus der fränkischen Erde geholt werden können, vergehen vermutlich noch fünf Jahre.
„Unser Ziel ist, den Trüffel in unsere Kulturflächen zu bringen“, sagt Josef Herrmann, der Leiter des Fachzentrums Analytik der LWG. Biologisch sind die Bedingungen in Unterfranken für die teuere Köstlichkeit gut, aber nicht perfekt. Trüffel mögen einen Boden mit einem pH-Wert von 7,5 oder mehr. Die Kulturböden in Unterfranken haben einen Wert zwischen 5 und 7. Der Boden muss also alkalischer gemacht werden, wie Herrmann erklärt. Das könne man durch Aufkalkung oder Kalksplitt erreichen. Damit könne man gleichzeitig gegen konkurrierende Vegetation vorgehen. „Wo Kalksplitt ist, da kommt kein Kraut mehr hoch“, sagt Herrmann.
Bei Untersuchungen in den letzten zwei Jahren hat die LWG festgestellt, dass der Pilz die Wurzeln der jungen Haselnuss- und Eichenpflanzen an den Versuchsflächen in Thüngersheim und am Scharlachberg weiterhin besiedelt. „In einem für uns erstaunlich hohen Ausmaß“, wie der Agrarbiologe sagt.
Symbiose von Pilz und Wurzeln
Grund für Optimismus auf einen erfolgreichen fränkischen Trüffelanbau? „Die Ausgangslage sieht gut aus, und wenn der Anbau in anderen Ländern funktioniert, warum nicht auch bei uns. Aber eine Garantie haben wir nicht“, sagt Herrmann. Denn bis eine Trüffelfrucht geerntet werden kann, vergehen fünf bis sieben Jahre, wie Herrmann es von Anbauflächen in Südeuropa und Australien kennt. „Es gibt keinen Anlass, pessimistisch zu sein. Der Trüffel wächst bei uns in den Wäldern, warum sollte er nicht in den Anlagen wachsen?“
Allerdings könne man nicht einfach die Erkenntnisse anderer Länder beim Trüffelanbau übernehmen. „Wir können nicht einfach die Lehrbücher aus Südfrankreich hier in Unterfranken anwenden“, sagt Herrmann. Die Bedingungen, wie Klima oder Bodenbeschaffenheit, seien hier anders. Darum untersucht die LWG schon seit 2009, wie sich diese Symbiose aus Baumwurzel und Trüffelpilz – die sogenannte Mykorrhiza – in der Region verhält.
Nachdem die „Trüffelbäume“ sich in den Versuchsflächen gut entwickelt haben, will die LWG nun im zweiten Schritt herausfinden, wie man den Pilz über die Jahre zur Erntereife bringt. „Im Grunde versuchen wir, Waldboden in der fränkischen Kulturfläche nachzubasteln“, sagt Herrmann. Was braucht der Trüffel für eine Bodenbedeckung? In welcher Art und Weise verträgt er Humus? Reicht eine natürliche Begrünung aus oder muss man eine Art Kompostauflage anbringen, um den Baum und damit den Pilz zu ernähren? Diesen und weiteren Fragen wollen Josef Herrmann und seine Mitarbeiter nun nachgehen.
Das weitere große Thema ist die Bewässerung. „Pilzsammler wissen, dass die Juli- und Augustniederschläge für die Pilzentwicklung besonders vorteilhaft sind. Beim Trüffel wird es wohl ähnlich sein“, sagt Herrmann. Die Trockenheit in Unterfranken werde es wohl immer wichtiger machen, den Boden der „Trüffelbäume“ durch Rinden- oder Strohmulch zu bedecken, damit er mehr Wasser halten kann. „Wie im Weinbau wird auch beim Trüffelanbau die Bewässerung die Frage für die Zukunft in der Region sein“, sagt der Agrarbiologe.
Burgundertrüffel wachsen öfter in den heimischen Wäldern, als man vor ein paar Jahren noch vermutet hätte, erklärt Josef Herrmann. Das Verbot, die Pilze zu sammeln, hält der Agrarbiologe aber trotzdem für sinnvoll. „Die Trüffel wachsen unterirdisch, man kann sie nicht wie einen Steinpilz einfach abschneiden“, so Herrmann.
Es wären massive Eingriffe in den Waldboden zu befürchten, wenn der Schutz des Trüffels aufgehoben würde. In anderen Ländern müssten Trüffelsucher eine Ausbildung haben, damit eben nicht das Pilzgeflecht bei der Ernte über Gebühr verletzt wird.
„Trüffel ernten muss man können, das ist keine triviale Geschichte“, sagt Herrmann. „Lasst die Trüffel dort wo sie sind, aber lasst uns die Chance wahrnehmen, sie in die Kulturflächen zu bringen.“ Auf dem eigenen Grundstück – das nicht dem Waldgesetz unterliegt – darf man Trüffel anbauen und auch ernten. Beimpfte Trüffelbäume kann man für etwa 40 Euro kaufen.
Die Pflege einer Trüffelanlage beschränkt sich im wesentlichen auf eine gute Vorauswahl der Anbaufläche – hoher Kalksteinanteil, wenig Stauwasser. „Man muss den Boden sehr gut kennen.“ Wenn der Trüffel dann mal gepflanzt ist, ist eine gute Vorsorge gegen Mäuse wichtig, die die Wurzeln der Trüffelbäume anfressen. „So gesehen ist der Trüffelanbau relativ einfach“, sagt Josef Herrmann von der LWG.