Gültig bis November oder Dezember: Viele Menschen blicken derzeit mit Sorge auf ihr Impfzertifikat in der Corona-App – denn dort prangt ein sogenanntes technisches Ablaufdatum. Was aber bedeutet das? Verliert man den Status als Geimpfter, wenn das Zertifikat abläuft? Und wenn ja, was dann? Antworten auf die wichtigsten Fragen, denn Abgelaufene digitale Impfzertifikate können Sie in den Corona-Apps leicht selbst erneuern.
Warum muss das Impfzertifikat in der App erneuert werden?
Die technische Gültigkeit der digitalen Covid-Zertifikate läuft nach 365 Tagen automatisch ab, teilt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums mit. Das heißt, der QR-Code auf dem Zertifikat kann ab dann nicht mehr gelesen werden. Deshalb erhalte man 28 Tage vor dem Ablauf eine Mitteilung in der App. "Um den Impfstatus weiterhin nachweisen zu können, muss das Zertifikat der letzten Impfung sowie das Genesenenzertifikat erneuert werden." Dieses technische Ablaufdatum hat jedoch nichts mit dem Impfschutz zu tun.
Auch Geimpfte, deren Zertifikat nicht den geltenden EU-Vorgaben zur Nummerierung entspricht, können in der App zu einer Erneuerung aufgefordert werden. Ihre Zertifikate sind zwar weiterhin gültig, werden bei einer Überprüfung aber möglicherweise nicht erkannt. Betroffen sind hier laut Robert Koch-Institut (RKI) vor allem Menschen, die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden oder eine Auffrischungsimpfung nach Genesung erhalten haben.
Wie kann man digitale Zertifikate in der App selbst erneuern?
Die Neuausstellung des Impfzertifikats kann laut RKI leicht selbst durchgeführt werden – sowohl in der CovPass-App als auch in der Corona-Warn-App. Wichtig: Dazu muss die jeweilige App auf dem neusten Stand sein, sprich alle Updates müssen installiert sein. Steht das technische Ablaufdatum des eigenen Zertifikats kurz bevor, erscheint der Hinweis "Impfzertifikat/Zertifikat erneuern". Zur Erneuerung einfach daraufklicken. Nachdem man sein Einverständnis gegeben hat, wird das Zertifikat automatisch ersetzt. So können Nutzerinnen und Nutzer sowohl Impf- als auch Genesenenzertifikate erneuern.
Verliert man den Impfstatus, wenn das Zertifikat abläuft?
Nein. "Ihr Impfstatus ändert sich durch den Ablauf eines Zertifikats nicht", heißt es vom RKI. Bei dem Ablaufdatum handele sich nur um die technische Gültigkeit des Zertifikats – nicht um die Dauer des Impfschutzes. Nötig ist bei einem Hinweis also keine neue Impfung, sondern ein neues Zertifikat.
Was passiert mit alten Impfzertifikaten?
Das alte Zertifikat wird nach Angaben des RKI nicht mehr benötigt. In der Corona-Warn-App wird das alte Zertifikat automatisch in den Papierkorb verschoben und nach 30 Tagen gelöscht. In der CovPass-App kann man das alte Zertifikat selbst löschen.
Müssen alle abgelaufenen Zertifikate erneuert werden?
Um den Impfstatus nachweisen zu können, muss laut Gesundheitsministerium nur das Zertifikat der letzten Impfung oder das Genesenenzertifikat aktualisiert werden – bei dreifach Geimpften beispielsweise nur das dritte und aktuellste Impfzertifikat. Ältere Impfzertifikate werden nicht mehr benötigt und können in den Corona-Apps auch nicht erneuert werden.
Woran liegt es, wenn das Zertifikat in der App nicht erneuert werden kann?
Nach Angaben des RKI kann das verschiedene Gründe haben. So lässt sich das Impfzertifikat beispielsweise nicht erneuern, wenn es noch länger als 28 Tage gültig oder bereits vor mehr als 90 Tagen abgelaufen ist. Sollte letzteres der Fall sein, ist "die Neuausstellung innerhalb der App nicht mehr möglich". Betroffene könnten jedoch in der Apotheke ein neues Zertifikat erhalten. Generell können laut RKI nur in Deutschland ausgestellte Impfzertifikate über die CovPass-App und die Corona-Warn-App erneuert werden. Zudem kann jedes Zertifikat nur drei Mal neu ausgestellt werden.
Was ist der digitale Impfnachweis überhaupt?
Das digitale Covid-Zertifikat der EU ist eine Möglichkeit, Corona-Impfungen und Genesungen zu dokumentieren und auf dem Smartphone nachzuweisen. Impfzentren, Arztpraxen, Apotheken oder Gesundheitsämter können solche Zertifikate ausstellen. Sie können dann als ausgedruckter QR-Code oder eben als Scan in der Corona-Warn-App oder CovPass-App vorgezeigt werden. Daneben bleibt der klassische gelbe Impfausweis weiterhin gültig.
Welche Gültigkeiten spielen beim Impfzertifikat noch eine Rolle?
In Deutschland gelten seit 1. Oktober nur noch dreifach Geimpfte oder Menschen, die doppelt geimpft und nachweislich genesen sind, als vollständig geimpft. Dieser vollständige Impfschutz habe aktuell keine zeitliche Befristung, teilt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums mit. "Hierzu wird die wissenschaftliche Erkenntnislage fortwährend ausgewertet."
Europaweit hat die EU-Kommission bereits im Februar die Gültigkeit der digitalen Impfzertifikate nach dem Abschluss der Grundimmunisierung (ohne Auffrischung) auf 270 Tage festgelegt. Laut Bundesgesundheitsministerium gilt diese Dauer aber nur für grenzüberschreitende Reisen – und eben nur für die Grundimmunisierung. Sobald eine Booster-Impfung registriert werde, sei das digitale Impfzertifikat der EU wieder gültig. Urlauber sollten also vor Reisebeginn prüfen, ob ihr digitales Zertifikat noch gültig ist – und gegebenenfalls vor Ort geltende Test- und Einreiseregeln beachten oder einen anderen Impfnachweis mitnehmen.
Denn die 270-Tage-Regel greift nur für digitale Zertifikate: "Für andere Impfnachweise wie das gelbe Impfheft der WHO und für die innerstaatliche Verwendung gelten diese EU-Vorgaben nicht", heißt es. Und auch für unter 18-Jährige gelten Impfzertifikate unbegrenzt.
