
Rund 1.000 Euro für das Brautkleid, Eheringe kauft man gewöhnlich im Doppelpack und auch die Gäste wollen bei der Hochzeit gut verpflegt werden. Wahre Liebe kann man zwar nicht kaufen, doch sie kann manchmal ziemlich teuer sein. Nur eines sieht man zwischen den bodenlangen weißen Kleidern und den dreistöckigen Tortenträumen auf der Hochzeitsmesse in Würzburg selten: Preisschilder.
Aus gutem Grund, wie Balder Reinhard weiß. "Die wenigsten wollen Liebe und Geld miteinander in Verbindung bringen." Er hat sich, zusammen mit seinem Kollegen Manuel Höfling, auf alles rund um das Thema Finanzen spezialisiert und wirbt leicht provokant in schwarz-weißen Farben mit der Botschaft: "Wir kümmern uns um den unromantischen Teil."
Keiner sollte sich für die eigene Hochzeit verschulden müssen
Die eheliche Steuererklärung, gemeinsamer Vermögensaufbau, aber auch unterschiedlich hohe Einkünfte und Vorsorgevollmachten – all das seien Themen, über die Paare miteinander reden sollten. "Eine Eheschließung ist fast wie das Gründen einer GbR. Man sollte auf jeden Fall vorher über die Finanzen reden – ganz offen", erklärt der gelernte Fachwirt für Versicherungen und Finanzen.

Seit sich die beiden 2019 selbstständig gemacht haben, konnten sie vor allem eines beobachten: "In Deutschland spricht man nicht gerne über Geld." Fragen wie: Bleiben die Konten getrennt oder legt man sie zusammen? Ist die Partnerin oder der Partner finanziell abgesichert, wenn mir etwas passiert? Und wie finanzieren wir unsere Hochzeit eigentlich? All das sollte man miteinander besprochen haben, bevor man vor den Traualtar tritt, sagen die beiden Würzburger.
Dabei rät Reinhard in puncto Kreditaufnahme für die Hochzeit: "Die Paare sollten eine genaue Kostenaufstellung machen und sich keinen zu großen Kredit nehmen." Und sein Kollege wirft direkt das nächste Tabu-Thema in den Raum. "Man sollte auch damit kalkulieren, wieviel Geld man von den Gästen geschenkt bekommt."
Hochzeitsmesse als Ort für Inspiration für den großen Tag
Sich für die eigene Hochzeit verschulden – das kommt für Jacqueline Schlossereck und Marc Windisch nicht in Frage. Ihre Hochzeit im Sommer 2024 wollen sie nur mit den Menschen verbringen, die ihnen am nächsten stehen. "Klein, ländlich und kein Schicki-Micki" – so stellen sich die beiden ihre Traumhochzeit vor.

Seit Windisch im vergangenen Oktober die Frage aller Fragen stellte, planen sie ihre Hochzeit. Stressen lassen wollen sie sich dabei aber nicht. Weil sich das Paar aus beruflichen Gründen nur am Wochenende sieht, wollten sie den vergangenen Sonntag nutzen, um gemeinsam über die Würzburger Hochzeitsmesse zu spazieren und nach Brautkleidern Ausschau zu halten. Weiß, eng und mit Spitze – so stellt sich Schlossereck ihr Traumkleid vor. Für alles andere zeigt sich die 25-jährige Würzburgerin offen.
Und davon gab es am vergangenen Sonntag im Novum Konferenzzentrum, in der Schweinfurter Straße, ausreichend. Viele Ausstellerinnen und Aussteller waren gekommen, um sich in den drei großen Räumen mit allem, was beim Thema Hochzeit wichtig ist, zu präsentieren. Zwischen Tortenfiguren, Schmuckständen, der Kirche und sogar einem Zauberkünstler konnte man in die bunte Vielfalt der Hochzeitswelt eintauchen.
Neben vielen Paaren sind viele mit der besten Freundin oder dem besten Freund gekommen
Das wollten auch Lou Braun und ihre beste Freundin Julie Engelhardt. Die beiden Frauen kamen auf die Hochzeitsmesse, um sich "einfach mal umzuschauen und Ideen zu sammeln." Denn bis Lou im Jahr 2026 vor den Traualtar tritt, ist noch viel Zeit. Und die will sich die Würzburgerin auch nehmen. Deshalb hat sie ihren Partner kurzerhand Zuhause gelassen.

"Dann bin ich auch entspannter und kann so lange bei den Dekoständen stehen bleiben, wie ich möchte", sagt sie. Aktuell sei sie noch auf Inspirationssuche, doch wenn ihre Vorstellungen konkreter werden, möchte sie auch ihren zukünftigen Mann mit zu einer Hochzeitsmesse nehmen. Bis dahin jedoch vertraut sie auf die guten Ratschläge ihrer Begleitung, die ihre eigene Hochzeit bereits gefeiert hat.
Fast vergessen: Auch die Kirche ist bei der Hochzeitsmesse vertreten
Offen wollte sich auch die evangelische Kirche auf der Hochzeitsmesse zeigen. Vikarin Barbara Berckmüller aus Würzburg ist es wichtig zu zeigen: "Jedes Paar, das den Segen Gottes möchte, soll ihn auch bekommen." Dabei versuchen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen fast alles möglich zu machen, um zu zeigen: "Wir sind kein altbackener Verein."

Eine ganze Kirche voll mit Luftballons? Oder die Eheschließung via Drohnenflug begleiten? Alles kein Problem für die evangelische Kirche, sagt Berckmüller. Für alle, die es weniger ausgefallen mögen, besteht aber auch die Möglichkeit, den eigenen Pfarrer mitzubringen oder die Trauung vor Gott außerhalb der Kirche im eigenen Wohnzimmer stattfinden zu lassen. Zwar soll die Hochzeit keine Show werden, dennoch sei die Kirche sehr bemüht, auch unkonventionelle Wünsche möglich zu machen.
Die nächste Hochzeitsmesse dieser Art findet am kommenden Sonntag, 12. Februar von 12 bis 17 Uhr im Konferenzzentrum "Maininsel" Schweinfurt statt.