Das Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare hat zuletzt weltweit für Aufregung gesorgt. Mitte März hatte die Glaubenskongregation des Vatikans deren Segnung verboten. Doch viele katholische Kirchenvertreter stellten sich gegen die Entscheidung aus Rom, auch in Würzburg.
Um ein Zeichen gegen das römische Segnungsverbot zu setzten, findet am Montag, 10. Mai, deutschlandweit der Segnungsgottesdienst "Liebe gewinnt" statt. Der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose ist Mitinitiator der Aktion, bei der in der Augustinerkirche die Vielfalt der verschiedenen Lebensentwürfe und Liebesgeschichten von Menschen gefeiert werden sollen und um Gottes Segen gebeten wird. Ganz ohne Heimlichkeit. Hose hatte sich zuletzt mit einer Unterschriftenaktion in den sozialen Medien gegen das Verbot stark gemacht.
Burkhard Hose: Das Nein zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare kam mitten im Reformprozess, in dem sich die katholische Kirche in Deutschland gerade befindet. Hinsichtlich der Sexualmoral, dem Umgang mit Frauen und dem Thema Missbrauch versucht sich die Kirche durch den Synodalen Weg neu am Evangelium auszurichten. Das Nein aus Rom wirkte deshalb wie ein Schlag ins Gesicht. Im pastoralen Alltag segnen viele Menschen im seelsorglichen Dienst bereits gleichgeschlechtliche Paare. Dies müssen sie aber immer noch heimlich tun, entgegen der offiziellen katholischen Lehre. Mein Kollege Bernd Mönkebüscher aus Hamm und ich haben uns zusammengeschlossen und eine Erklärung formuliert. Wir wollten das nicht weiter dulden. Unsere Erklärung ist von 2600 Seelsorgerinnen und Seelsorgern im pastoralen Dienst unterschrieben worden. Das hat dann große Wellen geschlagen.
Hose: Die Abneigung, und damit auch das Nein aus Rom, basiert auf einer naturrechtlichen Vorstellung, die inzwischen von Human- und theologischen Wissenschaften überholt ist. Die alte, überkommene Vorstellung besagt, dass gleichgeschlechtliche Paare wider der Natur und gegen den göttlichen Plan handeln. Danach hat die Kirche ihre Lehre ausgerichtet. Kein ernst zu nehmender Wissenschaftler sagt heute mehr, dass Homosexualität wider der Natur wäre, stattdessen ist es ein Teil der Vielfalt der Natur.
Die Ansichten der Kirche sind in diesem Punkt also veraltet?
Hose: Ja. Die offizielle kirchliche Lehre, der Katechismus, hat die alte Sicht noch nicht korrigiert. Das lässt sich heute nicht mehr halten, die Meinung teilt auch die Mehrheit der Theologinnen und Theologen. Auch viele Bischöfe haben sich nach der Unterschriftenaktion dazu geäußert, dass die kirchliche Lehre in diesem Punkt weiterentwickelt werden muss. Und das führt zu dem Dilemma. Die Lehre gilt noch, aber die Praxis ist mittlerweile eine andere.
Hose: Die Frage nach den rechtlichen Konsequenzen zeigt, wie verengt die Diskussion läuft. Rein kirchenrechtlich wäre nur mit Konsequenzen zu rechnen, wenn man eine sakramentale Trauung auf eine Segnungsfeier von gleichgeschlechtlichen Paaren überträgt. Beispielsweise die Befragung nach dem Einverständnis zur christlichen Ehe. Denn die sakramentale Trauung ist bisher nur heterosexuellen Paaren vorbehalten. Der Gottesdienst am Montag aber stellt den Segen in den Mittelpunkt. Paare, die sich segnen lassen wollen, können das ohne Bedenken tun. Und wir Kirchenvertreter können positiv darauf zugehen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Der Segen ist ein Geschenk Gottes, der allen Menschen gilt. Es geht also nicht um eine Nachahmung der sakramentalen Eheschließung, sondern um die Zusage des göttlichen Segens, den Kirche vermittelt, aber nicht verwaltet.
Hose: Es ist sehr viel Enttäuschung, Frustration und auch Ärger darüber, wie das Thema behandelt wird, bei mir angekommen. Ich war überrascht, dass sich auch viele alte Menschen aus den Kerngemeinden der Kirche gemeldet haben. Der kritische Blick auf das Nein aus Rom ist aus der Mitte der Gemeinden gekommen. Von denen, die engagiert sind. Natürlich bekomme ich auch Zuschriften, die die Haltung aus Rom unterstützen. Die große Mehrheit denkt nach meinem Eindruck aber inzwischen anders.
Hose: Für einen Teil der Gesellschaft hat die Kirche keine Bedeutung mehr. Die Kirche hat dort ihre Autorität im Bereich der Moral und Ethik verloren. Ich glaube, dieser Gesellschaftsteil findet die Entscheidung aus Rom nur noch skurril. Ein anderer Teil, für den die Kirche weiterhin eine Rolle spielt, wird aber immer mehr auf Distanz gehen. In vielen Bereichen ist es so, dass die Kirche nach außen eindeutig gegen Diskriminierung auftritt, es in der eigenen Lehre aber noch nicht nachvollzogen hat. Diese Kluft muss aufgeholt werden, sonst verliert die Kirche bei wichtigen Diskursen in der Gesellschaft an Bedeutung.
Hose: Ich glaube, die katholische Kirche hat eine große Zukunft, wenn sie die Botschaft Jesu nicht durch veraltete Konzepte verstellt. Wir müssen den Blick auf die Botschaft wieder frei bekommen. Dazu trägt bei, dass wir überkommene Lehrmeinungen und Haltungen reformieren und sich die Kirche dabei weiterentwickelt. Es ist nicht so, dass die Botschaft des Evangeliums veraltet wäre, sondern dass bestimmte Erscheinungsformen der Kirche den Blick darauf verstellen. Das muss sich ändern. Sonst hat zumindest diese Art von Kirche keine Zukunft.
und: ein sprichwort sagt: "an gottes segen ist alles gelegen!"
Ohne jetzt genau auf seine eine Person zu achten, fällt mir auf, dass er es versteht, immer wieder mit verschiedenen Themen sich über die Medien Gehör zu verschaffen.
Ich Frage mich da schon, ob er da überhaupt noch Zeit hat, sich um seine eigentlichen Aufgaben als Pfarrer zu kümmern?
Kritik an der Kirche muss erlaubt sein, aber muss man sich dann gleich Medienwirksam über deren nun mal noch gültigen Regeln hinwegsetzen?
Wenn doch die Kirche nicht so ist, wie Hr. Hose sie hätte, warum tritt er nicht einfach aus? Wenn ich in einem Verein, Partei bin, dessen Ideologie ich nicht mehr gut heiße, dann kündige ich bzw trete aus. Spätestens dann, wenn das viele tun, ändert sich was.
L.G.Martin Dobat
Kein Wunder, daß er mit seinem Verhalten den Zorn der Obrigkeit auf sich zieht, aber entlassen wird er deswegen nicht. In einem zivilen Betrieb wäre das sehr schnell der Fall...
Rom wehrt sich nicht, jeden Menschen zu segnen, auch die homosexuellen.
Wohl aber die homosexuellen Partnerschaften.
wir leben nicht mehr im 18. jhrd. sondern im 21. !! hoffentlich ist der andrang recht groß,
dass 1 gottesdienst nicht ausreicht!
Die kirchliche Trauung ist gekoppelt mit der Bereitschaft zur Weitergabe des Lebens eingeengt auf die Zeugung von Kindern - darin liegt ein entscheidendes Hinternis fuer Schwule. Es wird Zeit: Niemand sucht sich seine sexu. Orientierung aus! Es gilt alle Menschen egal welche Orientierung anzuerkennen!!
Diese Frage finde ich äußerst unpassend. Die Redakteurin würde ja auch nicht einen Pfarrer fragen, was seine Motivation ist, eine Ehe zwischen Mann und Frau zu schließen.
Und selbstverständlich ist die Segnung eine Art behelfsmäßiger Ersatz für die von der röm.-kath. Kirche verwehrten Ehe, was denn sonst? Und das zu recht!